Uwe Schimunek

Der ermordete Gärtner


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      Uwe Schimunek

      Der ermordete Gärtner

      Ein Katzmann-Krimi

      Kriminalroman

      Jaron Verlag

      Uwe Schimunek, Leipziger Journalist und Autor, schreibt Kurzgeschichten und Kriminalromane. Er liest regelmäßig bei den jährlich stattfindenden Ostdeutschen Krimitagen und im Rahmen des Krimi-Kleinkunst-Programms «Killer-Kantate». Im Jaron Verlag erschienen von ihm in der Reihe «Es geschah in Sachsen» die Bände «Katzmann und die Dämonen des Krieges» (2011) und «Mord auf der Messe» (2012) sowie in der Reihe «Es geschah in Preußen» der Band «Attentat Unter den Linden» (mit Jan Eik, 2012).

      Originalausgabe

      1. Auflage 2013

      © 2013 Jaron Verlag GmbH, Berlin

      1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

      Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

       www.jaron-verlag.de

      Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin

      ISBN 9783955520564

      Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titelseite

       Impressum

       EINS Sonntag, 23. März 1930

       ZWEI Montag, 24. März 1930

       DREI Dienstag, 25. März 1930

       VIER Mittwoch, 26. März 1930

       FÜNF Donnerstag, 27. März 1930

       SECHS Freitag, 28. März 1930

       SIEBEN Sonnabend, 29. März 1930

       ACHT Sonntag, 30. März 1930

       NEUN Montag, 31. März 1930

       NACHBEMERKUNG

       Es geschah in Sachsen …

       Sonntag, 23. März 1930

      MANNI zuckte zusammen, als die Tür hinter ihm quietschte und ins Schloss krachte. Die Gaslampe konnte er gerade noch festhalten, aber der Sack fiel ihm aus der Hand. Er landete ohne einen Laut auf dem Boden der Hütte. Die Tasche war leer – und das, obwohl er bereits die Nachbarlaube geknackt hatte.

      Nun zog er schon wieder eine Niete. In dem Raum sah es aus, als sei hier schon seit Jahrzehnten kein Mensch mehr gewesen. Spinnweben funkelten im Licht der Gasfunzel. Die Netze hingen zwischen den Leinensäcken, die vermutlich der Laubenbesitzer über die Möbel geworfen hatte. Hier gab es sicher nichts zu holen …

      Manni trat zur Kommode. Der Aufsatz war aus billigen Brettern zusammengenagelt und enthielt Blechnäpfe. Mit all den Beulen sahen die Dinger aus, als wären sie zum Fußballspielen missbraucht worden. Daraus würde kaum noch jemand trinken können. Niemals würde er dieses Zeug bei einem Hehler loswerden. Er öffnete das Schränkchen. Noch mehr billiges Blech: Teller, Töpfe, Besteck – lauter Schrott.

      Er ging zur Laubentür und trat ins Freie. Die Kälte kroch sofort unter seine Joppe. In dem Garten wuchs noch nichts. Vor ihm wiegten sich kahle Sträucher im Wind. Die Gaslampe flackerte. Die Zweige sahen in ihrem Schein wie dürre Finger aus, die ihm drohen wollten. Ein Käuzchen rief. Seine Großmutter hatte immer behauptet, dann stürbe ein Mensch.

      Eine Hütte noch, beschloss er, und nicht mehr. Da konnten Hotte und Ralle sagen, was sie wollten.

      Die Hecke zum Nachbargarten reichte ihm nur bis zum Oberschenkel. Also nahm Manni den direkten Weg. Seine Halbschuhe versanken in der Erde. Der ganze Scheißgarten war noch nass vom Regen der letzten Tage. Auf Brautschau würde Manni mit den Latschen sowieso nicht mehr gehen können. Aber wenn sich das Leder vollsaugte, würde er nasse Füße bekommen. Das hatte ihm bei dieser Saukälte noch gefehlt.

      Manni erreichte die Hecke. Mit der rechten Hand versuchte er, das Gestrüpp beiseite zu drücken. Dornen. Er zerrte die Hand zurück. Das tat erst richtig weh. Den Schrei konnte er unterdrücken. Stattdessen presste er ein Stöhnen heraus. Im Licht der Gaslampe untersuchte er die Hand: Jede Menge Kratzer, aber wenigstens kein Blut.

      Manni hob die Lampe. Jenseits der Hecke wuchs Gras. Also konnte er einfach hinüberspringen. Zwei Schritte mussten als Anlauf genügen. Die Hecke sauste unter seinen Füßen hinweg. Wenn es darauf ankam, reichte die Kraft auch noch nach einer Woche mit Brotsuppe. Er landete mit beiden Füßen auf dem Rasen und rutschte aus. Dann klatschte er auf den Rücken, mitten in eine Pfütze.

      «Mach nicht so einen Lärm!», zischelte Hotte vom Weg herüber.

      «Scheiße, Mann, ich bin sacknass! Scheiße!»

      «Psst!»

      «Hier ist es finster wie in einem Arschloch.» Manni rappelte sich auf. Die Gaslampe war ausgegangen. Der Mond lugte durch die Wolken. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das wenige Licht. Immerhin schien die Funzel nicht zerborsten zu sein.

      «Heul nicht! Komm lieber her!» Hotte winkte.

      «Ja, ja.» Manni trottete aus dem Garten. Seine Schritte schmatzten. Er war nass. Selbst der leere Sack hing schwer über seiner Schulter.

      Hotte drehte sich um und öffnete das Tor zum Garten gegenüber. Manni folgte ihm. Kies knirschte unter seinen Schuhen. Er schlich über den Steinweg zwischen den Beeten entlang. Bloß nicht noch einmal ausrutschen …

      Neben der Laube stand ein Schuppen. Hotte zerrte an der Tür. Holz splitterte. Als Manni ankam, lagen die Türflügel im Matsch.

      «Guck dir das an!» Hotte hielt seine Lampe in den Schuppen. Drinnen blinkte Stahl. «Das sieht gut aus.»

      «Das ist Werkzeug und anderer Gartenkram.»

      «Genau, und die Sachen sind nagelneu.»

      «Hm.» Manni überlegte, wer einen neuen Hammer brauchte oder eine Säge oder einen Rechen. Mitten in der Krise. Vielleicht fehlte ihm die Phantasie, aber er konnte Hottes Begeisterung nicht teilen. Dennoch stellte er die Gaslampe auf den Boden und trat näher.

      Es schepperte. Hotte zerrte einen Spaten aus dem Regal und lehnte ihn an die Schuppenwand. Daneben stellte er einen Rechen. Eine Kiste mit Werkzeug steckte er gleich in seinen Beutesack. Schließlich warf er ein Kästchen zu Manni