Dieter Kremp

Hoof wie es früher einmal war


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wer kennt schon von den Jung- und Neubürgern diese alten Flurnamen, die teilweise längst vergessen sind und die bei der Bannwanderung wieder „lebendig“ wurden? Über den Brunnenpfad (ganz früher stand hier einmal ein Brunnen) führte die Route durch die Vorstadt am Bornacker vorbei („Brunnenacker“; hier ist heute noch eine große Quelle) zu den Centerswiesen, den Pfaffenwiesen zum „Roten Winkel““, jener ehemaligen Schleife des Grügelbaches. Der Name „Centerswiesen“ kommt von dem Wort „Zehntel“, mussten doch die Bauern früher den Zehntel ihrer Ernte an den Adligen abtreten. Der Name „Hängewinkel“ kommt von dem altdeutschen Wort „winkan“ oder „winkel“, was eine „Biegung“ am „Hang“ bedeutet. Die „Pfaffenwiesen“ waren ganz früher dem Pfarrer („Pfaffe“) zugeeignet. Die Wanderung ging weiter zum „Rothemer“, wo früher einmal Rötel (kommt aus dem althochdeutschen Wort „rode“ oder „rods“) gegraben wurde. Von dort aus ging es zum Marthemer Grenzweg an der „Liebsten Dell“ vorbei in die „Träutgeswiesen“. Eine „Delle“ ist eine „Bachaue“, eben ein Tälchen (mittelhochdeutsch „telili“). Haben in der „Liebsten Dell“ früher die Hoofer Burschen mit ihrer Liebsten geschmust? „Träutges“ bedeutet „traut“, also „trut“, was ja „lieb“ bedeutet. Über den „Krämel“ vorbei ging die Wanderung über den untergegangenen Hof „Wörresweiler“ und „Warthweiler“, wo jetzt die heutige Neumühle ist. „Krämel“ kommt vom althochdeutschen Wort „kräm“, was soviel wie „Kram“ (Kramladen) bedeutet. Über die „Höllenwiesen-Hecke“ am Osterbrücker „Schladwald“ vorbei erreichte man den „Puhl“, das „Steinigte Gewann“, die „Laienrech-Höhe“ am „Steinhübel“, wo 1792 der letzte Wolf auf Osterbrücker und Hoofer Gemarkung geschossen wurde. „Laienrech-Höhe“ ist leicht zu erklären, wurde doch früher hier wohl „Lei“ (Schiefer) abgebaut. Ein „Pfuhl“ war früher ein „Puhl“, eine seichte Stelle. Hier war ja auch mal eine starke Quelle. „Schladwald“ bedeutet soviel wie „Schlammwald“. Das Wort „schlad“ kommt aus dem mittelhochdeutschen Wort „slam“. „Slam“ war eine minderwertige Mahlfrucht, die also früher hier wohl angebaut wurde. Jenseits vom „Engeldell“ untersuchte man am Grenzweg zu Haupersweiler den 1899 gesetzten Grenzstein, auf dem noch deutlich die Buchstaben „KB“ und „KP“ (Königreich Bayern und Königreich Preußen) zu lesen sind.

      In der Schutzhütte im „Buchendell“ auf geschichtsträchtigem Ur-Hoofer Boden, wurde eine Rast eingelegt. Karl Heinrich kredenzte eine preisgekrönte Williams-Christ-Birne.

      Hier, am Südhang der „Schermeshöhe“ („Scherbenhöhe“), wo in der „Hirtenwiese“ das Quellloch des Bruchwiesbaches ist, stand vor über 2000 Jahren ein römischer Gutshof in der Nähe der westlich vorbeiführenden römischen Heerstraße. Noch heute findet man auf den angrenzenden Äckern römische Ziegelscherben, teilweise mit angebranntem Mörtel, ein Zeichen, dass das Gebäude durch Brand zerstört wurde. Den römischen Herren folgte wahrscheinlich zuerst ein alemannischer und nach der Schlacht bei Zülpich (496) ein fränkischer Herr. In der Pfarrchronik zu Niederkirchen heißt es: „Im Jahre 918 verlieh ein Edler namens Ruthard einen Herrenhof mit Gebäuden im Ort und Bann Osterna an die Abtei des hl. Remigius in Reims.“ Es kann nur „Hoof“ gewesen sein, weil in nächster Nähe des römischen Hofrestes die Flurbezeichnung „Römerswald“ oder „Remmeswald“ existiert.

      Am „Remmeswald“ vorbei erreichte die Wandergruppe den „Krähenberg“ mit der aufschlussreichen Flurbezeichnung „Auf dem Gericht“. Auch hier führte Dieter Kremp weiter in die Vorgeschichte von Hoof ein. Er sprach von einer erstkundlichen Erwähnung der Orte Leitersweiler und Hoof vom 13. 1. 1344, in der auch erstmals vom Namen die Rede war, so ist auch eine „Adelheid vom Hofe“, „Ulrich vom Steine“ und seine Gemahlin Irmgard von Heinenzenberg genannt, die damals die Grundherren von Leitersweiler und Hoof waren. Die nachfolgenden Grundherren hatten zur Wahrung ihres Besitzes und ihrer Rechte einen gemeinsamen Schultheißen bestellt. Hoof und Leitersweiler bildeten eine Schultheißerei und einen Gerichtsbezirk. In Hoof befand sich ein Halseisen und auf dem „Krähenberg“ („Auf dem Gericht“) ein Galgen. Hier war schon in frühester Zeit eine Gerichtsstätte der Germanen. Eine andere Gerichtsstätte befand sich zur alten Germanenzeit auch auf dem vorderen Eltzenberg. Dort gibt es links und rechts der bergaufführenden Straße die Gewannbezeichnungen „Auf dem Ding“ und „Vor dem Ding“. Dort wohnen übrigens Dieter Kremp und Otfried Gerhart. Das Wort „Ding“ oder „Thing“ kommt vom germanischen Kriegsgott „Thiu“ (später der Donnergott). Daraus entstand übrigens auch der deutsche Vorname „Dieter“: germanisch „thiu“, „thiudisk“, woraus der „Volksdeutsche“ wurde. Es ist der älteste deutsche Vorname. „Auf dem Ding“ am Hoofer Eltzenberg stand also früher eine germanische Gerichtsstätte.

      Am Leitersweiler Grenzweg vorbei führte die Bannwanderung über die „Pferchgewanne“ zur Kirschenanlage hinunter zum Betzelbachtal in den „Brühl“ an der alten Mühle vorbei. Ein „Pferch“ ist ein eingefriedeter Teil des Bauernhofes, wo früher Hühner gehalten wurden (Hühnerpferch).

      Hans Hoffmann hatte das entsprechende Kartenmaterial angefertigt.

       Bevölkerungsstatistik in Hoof

       Im Jahre 1639 blieb nur ein einziger Einwohner übrig

      Das Wachstum eines Ortes wird im Wesentlichen von seiner sozialen Struktur bestimmt. Auf ein konstantes Wachstum konnte Hoof, wie auch die übrigen Ostertalorte, nicht zurückblicken. Bedingt auch wohl durch die abseitige Lage des Dorfes und die früher fehlende Verkehrsverbindung war die Entwicklung der Bevölkerungszahl früher nur mäßig. Erst die Errichtung der Ostertalbahn und die spätere allerdings mangelhafte Erschließung des Ortes durch den Omnibuslinienverkehr brachte eine kleine Änderung. Dank der Erschließung von neuem Baugelände in den letzten Jahrzehnten war die Einwohnerzahl von Hoof im Wachstum begriffen.

      Allerdings gab es in Hoof in den letzten Jahren wieder einen starken Rückgang der Einwohnerzahl, bedingt wohl durch die fehlende Infrastruktur. Im Gegensatz dazu hat die ausgezeichnete Infrastruktur in Niederkirchen dazu beigetragen, dass sich dort die Einwohnerzahl leicht erhöhte. Im Jahre 2004 zählte Hoof noch 1201 Einwohner, heute sind es noch 950 (2017). Und Niederkirchen zählte 2004 rund 920 Einwohner, heute sind es 1050 (2017).

      Die erste Quellenangabe über die Bevölkerungsstatistik in Hoof liegt aus dem Jahre 1609 vor. Damals zählte Hoof (man schrieb es noch bis etwa 1850 mit einem „o“, also „Hof“) 91 Personen, 39 Eheleute und Verwitwete, 48 Kinder und vier Knechte. Die Zahl der Haushalte betrug 28. Von 1635 bis 1938 war im Ostertal die Zeit seines größten Kriegsjammers. So lebte 1639 in Hoof nur noch 1 Mann, „welcher Jahr und Tag im Keller sich aufgehalten und sich mit Kräutern, Wurzeln, Holzäpfeln und Fröschen ernährte“. Davon mag man sich ein Bild von der Verwüstung und Verödung unserer Gegend machen. Der Westfälische Frieden 1648 fand dann wieder drei Personen vor, besagten Mann und zwei Frauen. Diese hatten in der heutigen Vorstadt von Hoof nahe der Brücke über den Grügelbach (Betzelbach) ein armseliges Häuschen. Auf irgendeine Weise kamen sie zu einem Pflug und fingen an, die verwüsteten Felder zu bestellen, „also, dass der Mann den Pflug führte und die Frauen sich vorspannten“. Das erwähnte Haus stand bis etwa 1900.

      Nach David Königs Beschreibung des Herzogtums Zweibrücken im Jahre 1677 befanden sich in Hoof wieder fünf Familien, also kaum ein Fünftel der früheren Bevölkerungszahl. Das Dorf wird noch ausdrücklich als „verbrannt“ bezeichnet.

      Aus dem 18. Jahrhundert liegen uns keine Angaben über die Seelenzahl vor. Die lückenhafte Chronik erzählt weiter, dass 1818 schon 191 Einwohner in Hoof lebten, 40 katholische, 149 reformierte und 2 lutherische Bewohner. 1823 waren es 232 Seelen, 162 Protestanten und 71 Katholiken, 1833 nur noch 32 Familien mit 161 Personen in 36 Häusern. 1843 lebten in 51 Häusern 49 Familien mit 261 Personen. Aus der Aufstellung vom 10. Dezember 1858 nehmen wir einen interessanten Einblick in die soziale und wirtschaftliche Struktur des Dorfes. Damals zählte Hoof 80 Familien mit 379 Seelen, die in 64 Gebäuden wohnten. 277 waren protestantisch und 102 katholisch. Von den 65 männlichen Familienhäuptern waren von Beruf: 15 Bergleute,