als Kephisos-Brunnen bezeichnet. Das Wasser kam aus Quellen, die am Hang liegen und noch heute wasserführend sind. Die Brunnenanlage selbst bestand aus einem 70 m langen Wasserspeicher, von dem aus das Wasser in ein großes, zentrales Becken in einem Brunnenhaus mit fünf dorischen Säulen abgegeben wurde.
Die Brunnenanlage war nur relativ kurz in Betrieb, weil sie durch einen Erdrutsch verschüttet und zudem durch ein weiteres Erdbeben im 4. Jh. n. Chr. weiter überlagert wurde.
Wohnbebauung
Angesichts der riesigen Fläche der Stadt darf es nicht verwundern, wenn bislang nur ein Bruchteil untersucht werden konnte. Vernachlässigt wurde dabei die Wohnbebauung; dies mag auch daran gelegen haben, dass die Archäologen sich früher mehr für öffentliche Bauten interessierten.
Eindrucksvoll stellen sich heute die Überreste zweier großer Stadthäuser dar. Dabei handelt es sich um das „Haus der Athena“ und ein nicht benanntes Haus. Ersteres bekam seinen Namen durch den Fund einer Statue der Athena. Vom Entwurf entwickelte sich das Gebäude um zwei Peristyle herum und besaß eine Grundfläche von 3.500 m2.
Im östlichen Teil des Hauses konnten die Ausgräber aufwendige Mosaikböden mit mythologischem Inhalt freilegen. Dazu zählen etwa Szenen aus der Amazonomachie. Nach den Erkenntnissen der Archäologen wurde das Haus im 2. Jh. n. Chr. errichtet, jedoch schon im 3. Jh. n. Chr. wieder aufgegeben.
Die nicht näher bezeichnete Villa entstand ebenfalls im 2. bis 3. Jh. n. Chr. und gehört zu den großen Häusern Apollonias. Sie verfügte über ein Atrium mit Impluvium. Von der Dekoration des Hauses haben sich einige außerordentliche Stücke erhalten. Die Statue einer Athena Promachos und des Titanen Atlas sowie das Bildnis eines Philosophen kamen ans Tageslicht. In einem in neuerer Zeit gefundenen Porträt – als Bildnis eines Aristokraten bezeichnet – mag sich vielleicht der einstige Hausherr spiegeln.
Marienkirche und Kloster (Shen Merise)
Die Kirche stellt zusammen mit dem Kloster ein wichtiges und beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Architektur in Albanien dar. Das Kloster entstand wohl im 9. Jh. Die Kirche – wie sie sich heute darstellt – wurde in der ersten Hälfte des 13. Jhs. errichtet. Besonders die Ausstattung verdient Beachtung. Auch das zweistöckige Refektorium sollte besichtigt werden, denn hier finden sich Reste von Wandmalereien aus dem 14. Jh.
Das Museum
Das archäologische Museum in Apollonia zählt mit zu den bedeutendsten archäologischen Museen Albaniens. Seit 1958 ist es in einem Teil des Klosters untergebracht. Die Ausstellungsräume, wie sie sich heute dem Besucher darstellen, gehen auf eine umfassende, 2011 abgeschlossene Neugestaltung zurück.
Auf rund 1.000 m2 werden Funde nicht nur ausgestellt, sondern auch ansprechend inszeniert. Sie reichen von der Antike bis in das Mittelalter hinein. Darunter befinden sich u. a. Statuen, Keramik, Mosaiken und Wandmalereien. Die Inschriften sollte man sich ebenfalls nicht entgehen lassen.
Literatur
F. Drini/J.-L. Lamboley, Résultats et prospectives des fouilles franco–albanaises d’Apollonia d’Illyrie, in: G. Tagliamonte (Hrsg.), Ricerche archeologiche in Albania (2014) S. 171–199; H. v. Hesberg, Nuove indagini intorno al teatro di Apollonia, in: G. Tagliamonte (Hrsg.), Ricerche archeologiche in Albania (2014) S. 201–217.
Nur wenige Kilometer von der Erdölstadt Fier entfernt wird der Besucher in eine längst vergangene Welt entführt. Meist steht das Tor des Klosters dem Besucher offen, doch manchmal öffnet es sich erst nach Anklopfen.
04 ARDENICA – DAS JÜNGSTE GERICHT IN EINEM ORTHODOXEN KLOSTER
ALBANIEN
Auf einer Höhe von 234 m, eingebettet in sattes Grün, liegt das Kloster Ardenica. Es ist nicht nur bedeutend für die Orthodoxie, sondern zugleich ein wichtiges Zeugnis albanischer Geschichte.
Geschichtlicher Überblick
Das Kloster geht in seiner jetzigen Form wohl auf eine Stiftung des byzantinischen Kaisers Andronikos II. Palaiologos (reg. 1282−1328) zurück. Ein Grund für seine Errichtung war möglicherweise ein Sieg des Kaisers über die Truppen Karls I. von Neapel im Jahr 1282. Aber damit begann keineswegs die kultische Nutzung an diesem Ort. Sicher ist, dass hier bereits eine Kapelle existierte, die der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht war. Und selbst diese scheint nicht am Anfang zu stehen. In der Forschung wird vermutet, hier habe schon in antiker Zeit ein Tempel gestanden. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit ergibt sich aus zwei handfesten Tatsachen: Zum einen konnten in der Nähe des heutigen Klosters die Reste römischer Thermen ausgegraben werden, zum anderen verlief in der Nähe ein Abzweig der Via Egnatia.
Über die hier verehrte Göttin lässt sich genauso diskutieren wie über den Tempel selbst. Man neigt dazu, ihn mit Artemis in Verbindung zu bringen. Das stärkste Argument dafür ist die Verknüpfung der Artemis mit dem Namen des Dörfchens unterhalb des Klosters. Dieses heißt nämlich Ardenica, eine Ableitung von Artemis.
War die erste Kapelle noch der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht, so wurde die Kirche der Mutter Gottes gewidmet. Es ginge wohl sicher zu weit, hier eine Verbindung zwischen der Göttin und der Gottesmutter zu ziehen, auch wenn oft alte heidnische Kultstätten von Christen übernommen wurden.
Das Geschick des Klosters über die Jahrhunderte hinweg nachzuvollziehen, ist an dieser Stelle kaum möglich. Wir wissen allerdings, dass eine Abhängigkeit vom Bischof in Berat existierte. Dies wirkte sich nicht unbedingt zum Nachteil des Klosters aus. So finanzierte der dortige Bischof im 18. Jh. zahlreiche Baumaßnahmen, die sich noch heute im Gebäudebestand spiegeln.
Neben der baulichen Entwicklung sollte sich das Kloster auch zu einem Zentrum der Bildung entwickeln. Der Glanz als Bildungsstätte ging endgültig im Jahr 1932 verloren, als die ganze Bibliothek mit rund 32.000 Büchern in einer Brandkatastrophe unterging.
Vielleicht war es aber auch nur ein vorweggenommener Verlust. Das kommunistische Regime löste das Kloster 1967 auf und machte daraus gegen Ende der 1980er-Jahre ein Hotel. Das Kloster entging nur deshalb der Zerstörungswut der Kommunisten, weil Skanderbeg hier im Jahr 1451 Andronika Arianiti zur Frau nahm.
Im Jahre 1992 bekam die orthodoxe Kirche zunächst die Kirche selbst und dann nach und nach die übrigen Klostergebäude zurück. Vom riesigen Grundbesitz des Klosters gab der Staat aber nur drei Prozent an die Mönche ab, die in den 1990er-Jahren zurückkehrten.
Bauten
Die Klosteranlage weist eine Fläche von 2.500 m2 auf, die alle notwendigen Gebäude beinhaltet. Dazu zählen etwa eine Ölmühle, eine Bäckerei und die Zellen der Mönche. Durch den massiven Torbau (Abb. 12) betritt der Besucher den idyllischen Innenhof, der von der Kirche und dem alles überragenden Glockenturm dominiert wird. Das Gotteshaus zieht fast unweigerlich das Interesse auf sich.
In seinem Erscheinungsbild entspricht es ganz dem byzantinischen Kirchenbau, besitzt also Exonarthex, Narthex und den eigentlichen Kirchenraum. Vorgelagert ist eine Portikus, über die man den dreischiffigen, flach gedeckten Innenraum betritt. Noch vom Sonnenlicht geblendet, müssen sich die Augen an das mystische Dunkel gewöhnen. Dann erkennt man die großartigen Fresken des 18. Jhs., die u. a. Szenen aus dem Leben der Gottesmutter und Jesu darstellen. Daneben gibt es aber auch Heiligenbilder. Besonders eindrucksvoll ist die Ostwand des Narthex geschmückt, auf ihr ist ganzflächig das Jüngste Gericht dargestellt. Den oberen Bereich kann man besonders gut von einer Empore aus betrachten.
Neben