Reinhold Ruthe

Träume - Spiegel der Seele, Krankheiten - Signale der Seele


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das Steigen auf ihnen, und zwar sowohl aufwärts oder abwärts, sind symbolische Darstellungen des Geschlechtsverkehrs.

       Tische, gedeckte Tische und Bretter sind hier gleichfalls Frauen, wohl des Gegensatzes wegen. Die Körperwölbungen sind aufgehoben.

       Alle komplizierten Maschinen und Apparate der Träume sind mit großer Wahrscheinlichkeit Genitalien, in der Regel männliche – … Ganz unverkennbar ist auch, dass alle Waffen und Werkzeuge zu Symbolen des männlichen Gliedes verwendet werden: Flug, Hammer, Flinte, Revolver, Dolch, Säbel usw. Auch Kinder bedeuten im Traum oft nichts anderes als Genitalien, wie ja Männer und Frauen gewohnt sind, ihr Genitale liebkosend als ihr Kleiner zu bezeichnen.

      Den kleinen Bruder hat Stekel richtig als Penis erkannt. Mit einem kleinen Kinde spielen, den Kleinen schlagen usw. sind häufig Traumdarstellungen der Onanie.«2

      Patricia Garfield hat in ihrem neuesten Buch diese Symboldeutung noch erweitert. Auf einigen Seiten beschreibt sie weibliche Traumsymbole. Nach ihrer Darstellung können

       Vasen und Töpfe,

       Urnen und Krüge,

       Schalen und Flaschen,

       Löcher und Gräben,

       Nester und Käfige,

       Futterale und Schlösser,

       Steckdosen und Tassen

      weibliche Sexualorgane verkörpern.

      Auch alle geschlossenen Behälter:

       Räume mit Türen,

       Räume mit Fenstern,

       Gänge und Gewölbe,

       Garderobe und Koffer,

       Truhen und Schubladen,

       Herde und Öfen

      sollen weibliche Sexualorgane verkörpern können.3

      Alfred Adler, der sich wegen der Libido-Theorie schon 1911 von Freud trennte, schrieb über die einseitige sexuelle Deutung der Traumsymbolik:

      »Deshalb wollen wir hier an Freud erinnern, der zuerst den Versuch unternommen hat, eine wissenschaftliche Traumlehre auszugestalten. Das ist ein bleibendes Verdienst, das niemand schmälern kann … Aber indem er sich zwang, alle seelischen Erscheinungen um die einzige herrschende Substanz, die er anerkennt, um die Sexuallibido zu gruppieren, musste er fehlgehen … «4

      Ich bin der Meinung, dass solche zugespitzten und übertriebenen Erklärungen der Traumdeutung keinen guten Dienst erweisen. Selbstverständlich kann in Ausnahmen die eine oder andere Deutung zutreffen. Aber der Träumer selbst muss uns einen konkreten Hinweis liefern.

      Für Seelsorge und Beratung ergeben sich lediglich einige Hinweise:

       Hüten Sie sich, ein Bild als ein Symbol selbst zu deuten!

       Hüten Sie sich, in einem Lexikon über Traumsymbole nachzuschlagen, um eine allgemeine Deutung heranzuziehen!

       Fragen Sie den Ratsuchenden, was ihm das Symbol zu sagen hat, ob es ein bestimmtes Lebensgefühl, Lösungen oder Aufrufe enthält!

       Fragen Sie den Ratsuchenden als Christen, was ihm Symbole oder Bilder im Traum für das Glaubensleben mitteilen wollen!

      Es gibt Urerfahrungen der Menschen, die sich weltweit in ähnlichen Symbolen wieder finden. Einer der drei großen Tiefenpsychologen, Carl Gustav Jung, der Begründer der Analytischen Psychotherapie, spricht von Archetypen.

      Er untersuchte das Traummaterial auf den Zusammenhang zwischen mythischen Vorstellungen, die in vielen Völkern zu Hause sind, und den Bildern, die in Träumen zum Vorschein kommen.

      C. G. Jung unterscheidet das »Persönlich-Unbewusste« und das »Kollektiv-Unbewusste«. Die Symbole des Kollektiv-Unbewussten sind die Archetypen, die Urbilder, die vererbten Bilder, die wir in Märchen, Sagen und Volksweisheiten wieder finden. Die Urbilder (Archetypen) kommen nie oder ganz selten ins Bewusstsein. Aus Archetypen spricht die Urerfahrung der Menschen, die in allen Völkern gleich ist, auch wenn sie keine Beziehung zueinander hatten. Jung vergleicht die Archetypen mit zeitlos ewigen Urbildern als Bauplänen der Schöpfung. Naturwissenschaftlich vergleicht Jung die Archetypen mit biologischen Instinkten der Lebewesen:

      »Das kollektive Unbewusste, als die Gesamtheit aller Archetypen, ist der Niederschlag alles menschlichen Erlebens, bis zurück zu seinen dunkelsten Anfängen.«5

      Der Begriff des Archetypus wird aus der Beobachtung abgeleitet, dass in Mythen, Märchen, in Phantasien, Träumen und Wahnideen der Menschen von heute immer wieder Motive auftauchen, die weltweit gleich sind.

      Die Traumdeutung Jungs arbeitet darum mit der so genannten Amplifikation (lat. amplifico = erweitern, vergrößern): Er erweitert die Freud’sche Methode der Assoziation, der freien Gedankenverknüpfung, durch das Hineinnehmen der Archetypen, die er zur Deutung mit heranzieht.

       Beispiele für Archetypen:

       Der alte Weise – ein Symbol für das geistige Prinzip. Im Märchen und in der Mythologie ein beliebtes Seelenbild.

       Die Mutter – die Gebärerin, Nährerin, die Beschützerin. Sie gibt Geborgenheit und mütterliche Fürsorge.

       Der Garten – das Paradies.

       Der Zwerg – steht oft für Kleinheit, für Minderwertigkeitskomplexe. Zwerge können aber auch Helfer sein. Im Märchen helfen die sieben Zwerge und symbolisieren Beistand und heimliche Kraft.

       Das Licht – Jesus bezeichnet sich als das Licht. In der Mythologie spielen Licht und Finsternis, Gutes und Böses eine besonders große Rolle.

       Die Sonne steht für die positive männliche Kraft der Seele. Denn in den meisten Sprachen der Welt ist die Sonne männlich. Ein Energiesymbol des Lebens. Sonne ist ein Symbol für Schöpferkraft, Befruchtung, Leben.

       Die Erde kann den mütterlichen Schoß verkörpern. Neues Leben sprießt aus ihr. Die Erde ist die Realität, die Grundlage. Die Erde kann Verbundenheit mit der Mutter Natur symbolisieren.

       Der König – in ihm wird häufig der Vater gesehen. Er verkörpert Macht und Stärke. Entscheidend ist, wie der Träumer den König oder die Königin erlebt.

       Der Baum ist archetypisch ein Bild der Person. Entwicklung, Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit werden charakterisiert. Jesus benutzt oft Baumbilder. Er spricht vom Feigenbaum, dessen Wert an seinen Früchten gemessen wird; der unfruchtbare Baum wird abgehackt. Auch in der Testpsychologie spielt der »Baumtest« eine große Rolle. Er zeigt, wie der Mensch sich versteht, wenn er einen Baum zeichnet.

      In vielen Träumen spielt die Umgebung eine große Rolle. Der Träumer komprimiert in bestimmten Bildern, was er mit der Umgebung verbindet. Schauen wir uns einige Bilder an, die oft eine bestimmte Bedeutung haben.

       Die Schule ist ein Ort, wo gelernt wird, wo Leistungen erbracht werden, Prüfungen stattfinden, wo es um Bewertungen, um Noten geht.

       Der Garten ist ein Ort schöner Gefühle, vor allem, wenn Blumen, Pflanzen und Farben eine Rolle spielen.

       Die Küche ist ein Ort, wo die Nahrung zubereitet, gegessen und getrunken oder unangenehme Arbeit verrichtet wird.

       Die Wüste ist ein Ort, wo kein Leben stattfindet, wo alles erstorben ist. Ein Ort, wo Eintönigkeit herrscht.

       Das Bett – hier