Katherine V. Forrest

Beverly Malibu


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einmal sehr genau durchzugehen und sich an so viele Einzelheiten wie möglich zu erinnern.«

      »Da meine Nichte und ich beide als Miss Grant gelten«, bemerkte Paula Grant, »scheint es mir einfacher, Sie würden uns Paula und Aimee nennen.« Sie fuhr fort: »Ich ging in Owen Sinclairs Wohnung, weil die Tür offen stand – aber vor allem, weil das Walla sich verändert hatte.«

      Kate und Taylor tauschten einen verständnislosen Blick. Aimee Grants Gesichtszüge entspannten sich langsam zu einem schwachen Lächeln.

      Paula beugte sich zum Couchtisch vor und holte eine lange, schlanke Zigarette aus ihrem schwarzledernen Etui. »Um zu erklären, was Walla bedeutet, muss ich hinzufügen, dass ich als Script-Supervisorin gearbeitet habe, bevor ich aus der Filmbranche ausgestiegen bin.« Sie sah zu Taylor hinüber. »Wissen Sie, was eine Script-Supervisorin macht?«

      Taylor schlug die Beine übereinander und stützte sein Notizbuch in seinen Schoß. »Sachen wie sicherzustellen, dass ein Schauspieler nicht ein blaues Hemd in einer Szene trägt, wo er ein weißes anhaben sollte«, erklärte er behaglich.

      »Das ist zwar richtig, aber genauso, als würde ich die Arbeit der Polizei damit beschreiben, dass sie Strafzettel an Parksünder verteilt«, entgegnete Paula in demselben lockeren Ton. »Eine Script-Supervisorin muss alles Erdenkliche kontrollieren – die Dialoge, das Make-up, die Frisuren, die Requisiten, die Szenenkostüme – ganz zu schweigen von Kameraeinstellungen und Drehabfolgen – bis alles so ist, wie es der Filmproduzent gerne haben will.«

      »Eine Unmenge von Details«, kommentierte Kate beeindruckt.

      »Das kann man wohl sagen. Eine Script-Supervisorin muss so viele Utensilien bei sich tragen, dass sie aussieht wie ein tibetanischer Packesel.« Paula zündete ihre Zigarette mit einem kleinen goldenen Feuerzeug an. Während sie das Feuerzeug wieder ins Etui steckte, fuhr sie fort: »Wenn eine Szene nicht gerade ohne Ton gedreht wird, muss sie auch für das sorgen, was wir Präsenz oder Raumton nennen – wie zum Beispiel die Hintergrundgeräusche in einem Restaurant. Und dann gibt es konstante Geräuschkulissen, die nicht im Drehbuch stehen und auf Tonband aufgenommen werden, um einer bestimmten Szene einen realistischen Touch zu geben. Wie Verkehrslärm oder Vogelgezwitscher oder Nachtinsekten. Das ist das sogenannte Walla.«

      Der Rauch von Paulas Zigarette geriet in heftige Bewegung, als sie in Richtung von Owen Sinclairs Wohnung deutete. »In jeder wachen Minute seines Lebens spielte er da drüben seine Musik ab. Ich habe ein Extra-Schlafzimmer zwischen diesem Zimmer und seiner Wohnung, aber ich höre – hörte – es trotzdem. Es war das Walla meines täglichen Lebens.«

      »Heute war es wirklich unheimlich laut«, warf Aimee dazwischen. »Der Mann war ein bulliges, lautes, rücksichtsloses Arschloch. Ein Kotzbrocken.«

      »Kurz bevor Aimee und ich zum Essen gehen wollten«, fuhr Paula ungerührt fort, »hörte die Musik auf. Und es gab keinen plausiblen Grund dafür.«

      Taylor schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«

      Kate verstand es auch nicht. Sie fragte: »Konnte er nicht einfach weggegangen sein? Stellte er die Musik nicht ab, wenn er seine Wohnung verließ?«

      »Natürlich. Aber ich habe immer gehört, wie die Tür ins Schloss fiel, sogar wenn ich unter der Dusche war. Er hat seine Wohnung nie verlassen, ohne die Tür derart zuzuknallen, dass sie fast aus den Angeln flog.«

      »Nie?«, fragte Taylor skeptisch.

      »Nie.«

      »Paula«, hakte Kate ein, »bitte sagen Sie uns genau, was sich abgespielt hat, als sie zum Essen gehen wollten.« Sie hatte weitere Fragen zu Paula Grants Walla, aber Taylor legte eine etwas verfrühte Streitlust an den Tag.

      »Es war rein instinktiv – ich kann nicht sagen, was es war, ich hatte einfach nur das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmte – irgendetwas zog mich zu seiner Wohnung. Ich spürte … also, die Tür stand offen, und Aimee und ich warfen einen Blick hinein –«

      »Die Tür«, unterbrach Kate, während sie sich hastig Notizen machte, »wie weit stand sie offen?«

      »Ungefähr so viel«, Aimee zeigte mit den Händen einen Abstand von ungefähr sechzig Zentimetern.

      »Ja, das stimmt«, sagte Paula. »Dann rief ich nach ihm.«

      »Was haben Sie gerufen?«

      Paula sah sie ärgerlich an. »Was jeder rufen würde: ›Owen, sind Sie da?‹ Dann ging ich hinein.«

      »Ich wollte nicht, dass sie reingeht«, sagte Aimee.

      »Ich musste es einfach tun«, meinte Paula. »Ich wusste, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.« Sie pflückte einen unsichtbaren Fussel von ihrer makellosen beigefarbenen Hose.

      »Wenn Sie der Ansicht waren, dass etwas nicht in Ordnung war«, fragte Taylor, »ist Ihnen gar nicht in den Sinn gekommen, dass sich ein Verbrecher in der Wohnung befinden könnte?«

      »Ich habe das gedacht«, warf Aimee ein, »und gesagt.«

      Der Rauch von Paulas Zigarette geriet erneut in heftige Bewegung, als sie diesen Gedanken mit einer energischen Handbewegung verscheuchte. »Seine Tür war nicht beschädigt, und das ist die einzige Möglichkeit, wie man in diesem Stock in eine Wohnung einbrechen kann. Ich lebe seit fünfundzwanzig Jahren hier, und es hat noch nie ein Verbrechen gegeben. Ich habe einfach gedacht, dass er Probleme hat.«

      »Was für Probleme?«, erkundigte sich Taylor.

      Mit kaum verhohlener Ungeduld entgegnete Paula: »Gesundheitliche, natürlich. Es ging ihm in letzter Zeit nicht besonders gut. Also ging ich hinein.«

      »Und ich folgte ihr«, sagte Aimee. Sie saß vollkommen reglos da. Ihr Blick ging wieder ins Leere.

      »Ich ging den Flur hinunter zu seinem Schlafzimmer …« Die heisere, dunkle Stimme war noch einen Ton tiefer geworden.

      »Ich weiß, dass es sehr schwer für Sie ist«, ermutigte Kate sie.

      »Als ich sah, was im Schlafzimmer war, wollte ich Aimee den Blick versperren …«

      »Seine Augen«, flüsterte Aimee. »Er war tot, ich wollte nur noch weg, raus da –«

      Kate beobachtete, wie die ältere Frau sich zu der jüngeren hinüberbeugte und tröstend ihre Hand drückte. Paulas Hand war ebenso schlank und feingliedrig wie Aimees. Aber die viel größere Vielfalt der Gefühle, die sich im Gesicht der älteren Frau spiegelten, machte den Altersunterschied plötzlich deutlich sichtbar – es war ein schönes, ausdrucksvolles Gesicht, ein Gesicht, in das die Erfahrung ihre Spuren gezeichnet hatte wie die vielen Sommersonnen und Winterregen in eine Felsküste.

      »Ich glaube, ich habe geschrien«, sagte Aimee. »Die Hausbesitzerin und einige andere Mieter kamen angerannt, und ich wollte, dass jemand zu Tante Paula ging, aber dann kam sie heraus –«

      »Wissen Sie, ob sonst noch jemand die Wohnung betreten hat, bevor die Polizei eingetroffen ist?«, fragte Kate.

      »Nein«, entgegnete Paula. »Ich habe es nicht zugelassen. Nicht aus irgendeiner Art Pflichtgefühl gegenüber der Polizei. Ich wollte den anderen diesen Anblick ersparen. Ich schloss die Tür und veranlasste die anderen, mir ins Erdgeschoss zu folgen und auf das Eintreffen der Polizei zu warten.«

      An beide Frauen gerichtet fragte Kate ruhig: »Sie waren zu jenem Zeitpunkt überzeugt, dass das Opfer tot war?«

      Aimee sah bestürzt aus: »Ich habe keinen Augenblick –«

      Wieder drückte Paula beruhigend ihre Hand. »Er war zweifellos tot. Ich habe es überprüft. Ich –« Sie legte ihre Zigarette in den Aschenbecher, griff nach ihrem Drink und nippte daran. »Ich ging zu ihm, fühlte nach dem Puls an der Halsschlagader.« Ihre schmalen Schultern waren energisch gestrafft, die Hand, mit der sie das Glas hielt, zitterte fast unmerklich.

      Kate dachte an die blutäugige Horrorgestalt in der angrenzenden Wohnung und betrachtete Paula mit wachsendem Respekt. Die Kraft dieser Frau war mindestens so sehr das Resultat ungeheurer Selbstbeherrschung