Dawn Brower

Chancen Auf Liebe


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liebste Enkelin,

       Dein Herz muss schwer sein und der Schmerz, den du jetzt verspürst, tut mir leid. Wenn ich all dein Leiden wegnehmen könnte, würde ich das, aber wenn du dies liest, dann bin ich nicht länger unter euch. Mein Tod, wenn auch schmerzvoll, gibt dir Freiheit auf Arten und Weisen, die du dir wahrscheinlich niemals vorgestellt hast. Mein Sohn, dein Vater, ist ein barscher Mann und hat dir nicht die Liebe gegeben, die du brauchst. Er hat sein Verhalten von seinem eigenen Vater erlernt. Meine Heirat war arrangiert und meine Mutter hat Absicherungen getroffen, dass für mich immer gesorgt sein wird. In England wird Eigentum unverzüglich vom Ehemann einer Frau besessen, nachdem die Heiratsschwüre gesagt sind. Meine Mutter glaubte nicht, dass eine Frau von einem Mann kontrolliert sein sollte. Liebe ist nicht die Hauptvoraussetzung in der Ehe und spielt oftmals keine Rolle in den Vertragsabwicklungen. Das war der Fall bei meiner eigenen Eheschließung. Ein Herzogtum wie Gladstone wurde auf den Verbindungen vieler Vereinigungen geschmiedet. John war mittellos und stimmte allen vertraglichen Vereinbarungen zu, bevor ich ihn heiratete. Es war niemals mein Wunsch eine Herzogin zu werden, aber es ließ meinen Vater praktisch speicheln, doch ich schweife ab.

       Das Wichtige ist, dass du verstehen musst, dass ich niemals eine Schachfigur war, und du musst es auch nicht sein. Mein Geld wurde von mir kontrolliert, aber eine großzügige Summe wurde John gewährt, nachdem wir unsere Gelübde abgelegt hatten. Er hatte sein Geld und ich hatte meines. Ich versorgte ihn mit seinem Erben und danach lebten wir getrennte Leben. Glücklicherweise verschwendete John sein Geld nicht und baute die Gladstone Anwesen wieder auf. Charles ist mehr sein Sohn als meiner. Lass ihn dich nicht kontrollieren. Ergreife die Kontrolle über dein Leben.

       Es gibt so viele Dinge, die ich dir sagen will, aber die wichtigsten Worte, mit denen ich dich zurücklassen kann, sind diese: Heirate aus Liebe und nichts anderem. Mein Anwesen gehört dir. Nutze es weise, meine Liebe. Ich vertraue darauf, dass du die richtigen Entscheidungen treffen wirst. Du hast die Fähigkeit jetzt deinen eigenen Pfad zu wählen. Das Glück kann deines sein, und die Liebe auch.

       In Liebe

       Großmutter

      Katherine wischte eine Träne von ihrer Wange. Ihr Vater war nicht immer hart, aber sie verstand, was ihre Großmutter meinte. Ihr Vater wollte alles und jeden um sich herum kontrollieren. Er hasste es, wenn man ihm einen Strich durch die Rechnung machte.

      Katherine blickte zu Mr. Adamson und fragte: »Was genau hat meine Großmutter mir hinterlassen?«

      »Wie der Brief aussagt – ihr ganzes Anwesen«, erwiderte er nüchtern.

      »Das verstehe ich, aber was umfasst ihr Anwesen?« Sie unterdrückte den Drang mit ihren Augen zu rollen. »Sie sagt, dass ich jetzt wohlhabend bin. Meint sie, dass ich unbegrenzte Geldmittel habe?«

      »Ihr habt jetzt ein beträchtliches Bankkonto. Es sind ungefähr zehntausend Pfund auf ihrem Konto«, beantwortete er. »Sie hat Euch außerdem eine Pferdefarm in Sussex hinterlassen. Das war das Hauptanwesen Eurer Großmutter und sie hatte ein Cottage in der Nähe von Bath, das jetzt Ihr besitzt. Die Farm bringt um die fünftausend Pfund pro Jahr ein.«

      Katherines Mund klappte auf. Das war eine Menge Geld. Sie konnte alles tun, was sie wollte, genau wie ihre Großmutter in ihrem Brief sagte, aber Katherine hatte ihre Worte nicht vollkommen anerkannt, bis sie hörte, was sie geerbt hatte. »Und mein Vater kann es mir nicht wegnehmen?« Es war ein Anliegen, weil ihr Vater es nicht mochte, wenn jemand mehr hatte als er. Sie konnte nichts über den Zustand des Herzogtums sagen, aber diese Menge an Geld würde ihm sicherlich Konkurrenz machen. Er würde es und die Kontrolle über die Farm wollen.

      »Nein«, sagte er. »Die Verträge waren klar. Jedes Geld, das sie hatte, konnte nur an eine direkte weibliche Verwandte von ihr gegeben werden. Der einzige Weg, wie Euer Vater geerbt hätte, wäre, wenn es keine weiblichen Erben gegeben hätte.« Er hob seine Lippen nach oben. »Sogar dann würde die erste Weibliche, die in ihrer direkten Blutlinie geboren wurde, die Kontrolle über das Vermögen erlangen. Ein Mann kann nur Vormundschaft beibehalten, bis eine Frau geboren wird. Es ist ein matriarchalisches Anwesen.«

      Es standen ihr so viele Möglichkeiten zur Verfügung. Sie war nicht sicher, was sie als Erstes tun sollte. Nicht in ihren wildesten Träumen hätte sie vorhergesehen, dass dies geschah. Der Tod ihrer Großmutter war das Schlimmste und Beste, das ihr je widerfahren war. Warum hatte sie ihr nicht gesagt, dass sie so viel von ihr erben würde? Glaubte sie, dass es einen Unterschied in ihrer Beziehung gemacht hätte? Ihre Großmutter hatte ihr immer so viel bedeutet.

      »Gibt es irgendetwas, das ich tun muss?« Katherines Verstand wirbelte noch immer wegen der Neuigkeiten. »Kann ich zu der Farm gehen?«

      Ihre Großmutter hatte sie immer besucht. Sie war nie auf ihrem Anwesen in Sussex gewesen. Katherine hatte einen plötzlichen Wunsch inmitten ihrer Dinge und an dem Ort, den sie liebte, zu sein. Es könnte ihr vielleicht helfen sich ihrer Großmutter wieder näher zu fühlen. Es mochte dumm sein, aber sie brauchte es.

      »Es wird nichts von Euch verlangt. Alles wurde auf Euren Namen gesetzt. Alles, was Ihr tun müsst, ist Euer Erbe anzunehmen. Wenn Ihr irgendetwas braucht, lasst es mich bitte wissen und ich werde mich darum kümmern.« Er ließ einen Stapel Papiere in Ihre Richtung gleiten. »Diese sind für Eure Unterlagen. Ich behalte eine Kopie hier, wenn sie jemals verloren gehen, und ja, um Eure Frage zu beantworten, Ihr könnt die Farm besuchen. Wenn Ihr wünscht, könnt Ihr dauerhaft nach Sussex umziehen. Es gibt keinen Grund, dass Ihr unter der Fürsorge Eures Vaters am herzoglichen Anwesen bleibt.«

      Das machte es für sie fest. Sie würde nach Hause gehen und packen, dann zur Farm in Sussex aufbrechen. Im Winter zu reisen war nicht ihre liebste Beschäftigung, aber es wäre ein Segen von ihrem Vater weg zu sein. Sie sagte nicht einmal ihren engsten Freundinnen, wie schrecklich es sein konnte. Diana und Narissa hatten keine Ahnung, wie schwer es für sie sein konnte aus dem Haus zu schleichen oder auch nur offen eine Erlaubnis zu erlangen eine Veranstaltung zu besuchen. Sie lebte nicht das unbeschwerte Leben, wie sie glaubten, dass sie es tat. Der Hauptgrund, warum sie nach einem Ehemann gesucht hatte, war, um der Kontrolle ihres Vaters zu entfliehen. Jetzt musste sie nicht heiraten, außer sie wollte es. Sie war frei darin ihr Leben zu leben und sich niemals wieder über etwas Sorgen zu machen.

      »Ich danke Ihnen so sehr.« Katherine kam auf ihre Füße. »Wie bald kann ich dorthin reisen?«

      »Ich kann jederzeit eine Kutsche bereit haben, um Euch dorthin zu bringen. Wann wünscht Ihr zu gehen?« Er stand auf und ging um den Schreibtisch an ihre Seite. »Die Diener wissen bereits über Eure Inhaberschaft Bescheid und erwarten Euren Besuch. Sie sind aufgeregt Euch kennenzulernen. Sie alle liebten Eure Großmutter.«

      »Ich würde gerne morgen beim ersten Licht gehen.« Katherine konnte es nicht erwarten die Diener zu treffen. Wenn sie ihre Großmutter liebten, wie sie es tat, hätten sie viel zu besprechen. »Ist das zu bald?«

      »Überhaupt nicht«, versicherte er ihr. »Ich lasse die Kutsche bereitmachen. Benötigt Ihr eine Anstandsdame oder nehmt Ihr eine Zofe mit?«

      Betty würde sie sehr gerne begleiten. Sie war die einzige Dienerin im Haushalt ihres Vater, die alleinig loyal gegenüber Katherine war. »Meine Zofe wird bei mir sein.« Sie verließen sein Büro und Mr. Adams holte ihren Umhang zurück, half ihr dann damit.

      »Sehr wohl dann.« Er lächelte auf sie herunter. Wo er zuvor so kalt erschienen war, schien er jetzt – beinahe väterlich, oder zumindest, wie sie sich vorstellte, wie ein Vater sein sollte. »Vergesst nicht es mich wissen zu lassen, wenn Ihr irgendetwas von mir braucht. Sichere Reise auf Eurer Fahrt. Ich glaube, dass Ihr von der Farm angenehm überrascht sein werdet. Es ist ein wundervoller Ort. Ich war oft geschäftlich für Eure Großmutter dort zu Besuch.«

      Sie hatte ihm bereits gedankt, aber es schien nicht genug. Er hatte ihr Leben in der Zeitspanne von weniger als einer Stunde verändert. Ja, es war tatsächlich ihre Großmutter, die ihr Leben erträglicher gemacht hatte, aber Mr. Adamson war der Überbringer der glänzenden Nachrichten. »Ich bin sicher, dass ich in Ordnung sein werde; falls jedoch etwas aufkommt, werde ich sichergehen Sie zu informieren. Haben