Alfred Bekker

Elbkiller: 7 Hamburg Krimis


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trat sofort einen Schritt zur Seite.

      „Die werden uns schon nicht gleich über den Haufen schießen“, entgegnete Brock.

      „Die Tür ist nicht abgeschlossen“, stellte er plötzlich überrascht fest und drückte gegen das Glas. Ein Spalt wurde sichtbar, und mit einem Ruck stieß er den rechten Türflügel ganz auf.

      „Ist ja auch erst Freitagnachmittag“, murmelte Spengler. „Da sollten die Firmen noch geöffnet sein. Nicht alle können früh Feierabend machen.“

      „Wir schon mal gar nicht“, fügte Brock leise hinzu, der die Anmerkung durchaus richtig verstanden hatte.

      Der Kollege vom Sondereinsatzkommando drängte sich vorbei und betrat mit vorgehaltener Waffe das kleine Foyer. Trotz des hellen Lichtes draußen war es hier drinnen düster. Von fern waren Stimmen zu hören. Sie lauschten.

      „Klingt nach Fußball“, kommentierte Spengler.

      In diesem Augenblick erschien jemand im Gang und kam auf sie zu.

      Er reagierte zu spät, als er begriff, wer im Foyer stand. Während er nach seiner Hüfte griff, hatte der Mann vom SEK einige rasche Schritte zurückgelegt und seine Maschinenpistole auf die Herzgegend des Mannes gerichtet.

      „Das würde ich lieber bleiben lassen!“, knurrte er.

      Der Mann hob langsam die Hände in Schulterhöhe.

      „Das ist Sergei Iwanow“, sagte Brock. Er hatte ein gutes Gedächtnis für Namen und Gesichter, und dieses Gesicht kannte er von einem Foto auf ihrer Pinnwand. Es war einer der beiden Gefolgsleute von Jennisew, einer der beiden, die ihn in der Elbklause mit einem Tisch zu Boden gestoßen hatten.

      Brock lächelte. „Schön, dass wir uns hier wiedersehen.“

      Spengler war inzwischen neben den Russen getreten und zog ihm eine Pistole aus dem Gürtel.

      „Eine Makarow, ein russisches Modell.“

      Brock nickte. „War ja nicht anders zu erwarten.“

      Er drehte sich zum Eingang um und winkte den Kollegen zu, die sich inzwischen vor der Tür versammelt hatten – uniformierte Polizisten, Leute von der Spurensicherung und der Drogenfahndung.

      Dann zog er den Durchsuchungsbefehl aus der Tasche und hielt ihn Iwanow vor die Nase. „Bevor Sie sich lautstark beschweren – hier steht drin, was wir alles dürfen. Und was Sie angeht, Sie sind zunächst festgenommen.“

      Er blickte auf die Pistole, die Spengler in der Hand hielt. „Ich wette, wir können Sie erst mal wegen unerlaubtem Waffenbesitz drankriegen. Doch ich bin sicher, dass noch einiges dazukommen wird.“

      Er überließ den Russen seinen Kollegen, die ihm Handschellen anlegten und nach draußen führten. Brock gab dem Rest der Truppe das Zeichen, mit der Durchsuchung in der ersten Etage zu beginnen.

      Sie folgten dem SEK-Mann den Gang hinunter. Der Lärm der Sportübertragung wurde lauter. Sie kamen an einigen leer stehenden Büros vorbei, bis sie die halb geöffnete Tür des Raumes erreichten, in dem der Fernseher stand.

      Brock gab ein Zeichen, und der Bewaffnete wechselte zur anderen Seite. Brock lugte um die Ecke. Er blickte in eine Art Konferenzraum. Vor einem riesigen Fernsehgerät saß ein weiterer Mann auf einer Ledercouch. Nur sein Hinterkopf war zu sehen, während er dem Geschehen auf dem Bildschirm folgte. Seine Füße hatte er auf einem niedrigen Tisch platziert, auf dem eine Wodkaflasche, Gläser und ein voller Aschenbecher standen.

      Außerdem lag dort eine Pistole gleichen Typs wie die eben beschlagnahmte in Reichweite des Mannes.

      Brock machte ein Zeichen, und der SEK-Mann stürmte in den Raum. Bevor der andere nach seiner Waffe greifen konnte, spürte er den Lauf der Maschinenpistole in seinem Nacken, und er zog seine Hand vorsichtig wieder zurück.

      Brock trat vor. „Wladimir Rostrow, wenn ich mich nicht irre.“

      Der Russe biss die Zähne zusammen und funkelte den Hauptkommissar wütend an.

      „Fehlt nur noch der Chef“, sagte Brock, während Spengler Handschellen aus einer seiner Taschen zog.

      Rostrow grinste. Spengler schaltete den Fernseher aus.

      Einige Minuten später ertönte Gesprächslärm aus dem Gang. Eine wütende Stimme mit deutlichem Akzent war besonders laut. Die Ursache wurde kurz darauf sichtbar, als zwei Uniformierte einen sich sträubenden, gut gekleideten Zivilisten mit sich schleppten, dem man Handschellen angelegt hatte.

      „Ihr Verdacht war richtig“, sagte einer der Polizisten. „Er hat versucht, aus der Tiefgarage zu fliehen, kam allerdings nicht weit. Ich nehme an, diesen Kerl suchen Sie ebenfalls. Er hatte keine Waffe bei sich.“

      Sie ließen ihn los, und Igor Jennisew starrte Brock hasserfüllt an. „Das wird Ihnen noch leidtun!“, stieß er hervor. „Mein Anwalt holt mich hier ganz schnell wieder raus. Was immer Sie vermuten, ich habe nichts damit zu tun. Ich führe hier ein ganz normales, legales Unternehmen.“

      Brock reagierte nicht auf die Anfeindung. Rostrow bekam ebenfalls seine Handschellen verpasst, und Spengler drückte Jennisew auf die Couch.

      „Bringt Rostrow und Iwanow getrennt unter“, befahl Brock. „Ich möchte nicht, dass sie sich absprechen.“

      Wenig später waren nur noch Brock, Spengler und Jennisew im Raum. Der SEK-Mann bewachte die Tür von draußen.

      „Und was jetzt?“, fragte der Russe aufsässig.

      „Wir warten“, kam die kühle Antwort.

      „Worauf?“

      „Auf das, was die Kollegen finden.“ Brock hatte den Durchsuchungsbeschluss auf den Tisch gelegt, sodass Jennisew ihn lesen konnte. Er überflog den Text nur. Vermutlich hatte er ein solches Dokument schon häufiger gesehen.

      Eine halbe Stunde verging nahezu schweigend. Dann waren schwere Schritte auf dem Gang zu hören. Zwei Uniformierte erschienen, jeder mit einer prall gefüllten schwarzen Sporttasche in der Hand. Sie ließen die Taschen auf den Boden fallen und öffneten die Reißverschlüsse. In Plastik eingewickelte Pakete, ringsum mit Klebeband versiegelt, wurden sichtbar.

      „Das haben wir unter einer versteckten Falltür im Geräteschuppen entdeckt“, bemerkte der Ranghöhere der beiden. „Es war reiner Zufall, dass einer der Kollegen über den Ring stolperte, mit dem man die Klappe hochziehen konnte.“

      Jennisew schloss die Augen. Diese Entdeckung kam unerwartet für ihn.

      Brock setzte sich vor den Russen auf die Tischkante. „Was sagen Sie dazu?“

      „Das habe ich noch nie gesehen“, behauptete Jennisew. „Ich weiß noch nicht mal, was das ist.“

      Brock grinste. „Das werden Ihnen die Kollegen von der Drogenfahndung bestimmt glauben. Mein Interesse gilt allerdings einer ganz anderen Sache. Warum haben Sie Markus Holler ermordet?“

      „Mord?“

      Der Russe schüttelte wild den Kopf. „Das lasse ich mir nicht anhängen! Ich habe niemanden getötet!“

      „Was ist mit Dieter Schmitz?“

      „Wer?“

      „Der Inhaber der Elbklause. In seinem Warenlager wurde Holler von Ihnen und Ihren Handlangern ermordet. Dafür gibt es Beweise.“

      Jennisew lachte laut auf. „So? Gibt es die? Wenn Sie in meine Sakkotasche fassen, finden Sie mein Smartphone. Nehmen Sie es!“

      Brock zögerte kurz, da er einen Trick vermutete, doch dann beugte er sich vor und griff nach dem Handy.

      „Es ist eingeschaltet“, sagte der Russe. „Checken Sie die Videos.“

      Brock reichte das Gerät an Spengler weiter. „Machen Sie das. Sie kennen sich mit diesen Dingern