Roland Wenzlhuemer

Globalgeschichte schreiben


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contained insects upon her surface.“ Der Artikel schloss mit dem Versprechen: „To be continued.“19

      Schon einen Tag später am 26. August wurde dieses Versprechen eingelöst. Nach längeren Abschnitten, die die Hintergründe von Herschels Aufenthalt am Kap der Guten Hoffnung darlegten und die dortige Installation des Teleskops beschrieben, kam man schließlich zur Schilderung der ersten lunaren Entdeckungen. Bis zum 10. Januar hätte Herschel hauptsächlich den südlichen Sternenhimmel untersucht, bevor er sein Teleskop schließlich auf den Mond richtete – und dort als erstes ein Feld dunkelroter Blumen ausgemacht habe, das Dr. Grant an den heimischen Klatschmohn erinnerte. „[A]nd this was the first organic production of nature, in a foreign world, ever revealed to the eyes of men.“20 Im folgenden Absatz stießen die Astronomen sodann auf Wälder, deren Bäume an Eiben und Tannen erinnerten. Man entdeckte einen See und riesige Quartzformationen, die Grant zuerst für künstlich angelegt (und damit für den Beweis intelligenten Lebens auf dem Mond) hielt, bis Herschel ihn diesbezüglich korrigiert habe. Erst nach weiterer intensiver Suche sei Herschel schließlich auf tierisches Leben gestoßen.

      In the shade of the woods on the south-eastern side, we beheld continuous herds of brown quadrupeds, having all the external characteristics of the bison, but more diminutive than any species of the bos genus in our natural history.21

      Zudem hätten die Astronomen noch bläuliche Einhörner und pelikanartige Vögel, die nach Fischen tauchten, gesichtet. Schließlich hätte man angesichts dieser großartigen Entdeckungen noch mit dem besten „East India Particular“ – einer Madeira-Marke – angestoßen. Der Artikel endete mit dem Hinweis, dass am 13. und 14. Januar noch viele weitere Tiere beobachtet worden wären, die im Folgenden „in the graphic language of our accomplished correspondent“ wiedergegeben werden sollten. An dieser Stelle brach der Text mit einem klassischen Cliffhanger und dem üblichen Versprechen einer Fortsetzung ab.22

      Diese erschien bereits am folgenden Tag und fiel bedeutend kürzer aus als die vorhergehenden Abschnitte. Herschel entdeckte darin weitere Tierarten, insbesondere eine spezielle, lunare Art des Bibers, den Zweibeiner-Biber. Dieser sehe praktisch genauso aus wie seine terrestrischen Verwandten, mit der Ausnahme, dass er keinen Schwanz habe und auf zwei Beinen gehe. Auch ansonsten legte der Biber sehr menschliches Verhalten an den Tag:

      It carries its young in its arms like a human being, and moves with an easy gliding motion. Its huts are constructed better and higher than those of many tribes of human savages, and from the appearance of smoke in nearly all of them, there is no doubt of its being acquainted with the use of fire.23

      Der Artikel beschrieb dann noch einige weitere geologische, botanische und zoologische Entdeckungen Herschels, die sich in ihrem Neuigkeitswert aber kaum mit dem Biber messen konnten. Der Text schloss mit dem Hinweis, dass Herschel für seine nächsten Beobachtungen einzigartige Erwartungen hätte. Genau da setzte der vierte Abschnitt an, den die Sun am darauffolgenden Tag, Freitag, 28. August, abdruckte. Er war sogar noch etwas kürzer als der Vortagestext und damit schnell und leicht zu lesen. Nach den – mit Ausnahme des Bibers – verhältnismäßig wenig aufregenden Textpassagen des Vortages, folgte nun die Klimax. Herschel sei auf menschenähnliche, mit Flügeln ausgestattete Wesen gestoßen (eine zeitgenössische künstlerische Interpretation findet sich in Abb. 2 und 3). Der fiktive Erzähler Dr. Grant hielt fest:

      [W]e were thrilled with astonishment to perceive four successive flocks of large winged creatures, wholly unlike any kind of birds, descend with a slow even motion from the cliffs on the western side, and alight upon the plain. They were first noted by Dr. Herschel, who exclaimed, „Now, gentlemen, my theories against your proofs, which you have often found a pretty even bet, we have here something worth looking at[“.]24

      Erzählerisch war dieser Abschnitt eindrucksvoll gestrickt. Ohne lange Umschweife und mit nur wenigen technischen Ausführungen wurde dem Leser die Sensation serviert: menschenähnliches Leben auf dem Mond! Gezielt fügte man direkt anschließend noch ein paar Sätze ein, die die Vorstellungskraft der Leserschaft beflügeln sollten. Dr. Grant beschrieb die Fledermausmenschen zuerst in einigem Detail, hielt dann aber inne:

      Our further observation of the habits of these creatures, who were of both sexes, led to results so very remarkable, that I prefer they should first be laid before the public in Dr. Herschel’s own work, where I have reason to know they are fully and faithfully stated, however incredulously they may be received. […] We scientifically denominated them as Vespertilio-homo, or man-bat; and they are doubtless innocent and happy creatures, notwithstanding that some of their amusements would but ill comport with our terrestrial notions of decorum.25

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      Abbildungen 2 und 3: Illustrationen aus der italienischen Übersetzung des Mondschwindels.

      Dr. Grant wollte zum Verhalten der Fledermausmenschen an dieser Stelle also nicht mehr sagen und verwies auf Herschel. Damit ließ man der Fantasie der Leser den größtmöglichen Spielraum. Die Anspielungen auf ein ungezwungenes Sexualverhalten der Mondbewohner waren überdeutlich. Es müssten wohl geradezu unglaubliche Dinge sein, die sich da abspielten, wenn selbst Grant nicht darüber sprechen wollte. Zudem sicherten sich die Erfinder der Geschichte gegen Kritik und Unglauben ab, indem man die Detailbeschreibungen aufschob und an Herschel delegierte. Im folgenden Absatz fand sich zudem noch ein Hinweis darauf, dass Herschels eigene Ausführungen gemeinsam mit zertifizierten Berichten von Augenzeugen veröffentlicht würden. Unter diesen Augenzeugen würden sich neben namhaften zivilen und militärischen Persönlichkeiten der Kapkolonie auch „several Episcopal, Wesleyan, and other ministers“26 befinden.

      Was sollte auf die Entdeckung menschenähnlichen Lebens auf dem Mond nun noch folgen? Der fünfte, ebenfalls wieder kurze Abschnitt am 29. August begann verhältnismäßig unspektakulär. Die Oberfläche des Mondes wurde weiter beschrieben – schließlich sei man auf vulkanische Aktivität gestoßen. Herschel habe eine weitere grandiose Theorie entwickelt und gemeint, dass die Umgebung eines Vulkans sicherlich bewohnt sei, da der „flaming mountain“27 die Anwohner in den langen Nächten mit Licht versorge. Bei eingehenderer Suche sei man zwar nicht auf weitere Lebewesen, aber dafür auf eine architektonisch hochinteressante Tempelanlage gestoßen, die Herschel und seinen Mitarbeitern Rätsel aufgeben würde. Die Mondmenschen waren also offensichtlich religiös. Aber ansonsten stand man vor vielen ungelösten Fragen. Um den Spannungsbogen nochmals über das Wochenende zu halten, ließ man Dr. Grant schließen:

      I by no means despair of ultimately solving not only these but a thousand other questions which present themselves respecting the objects of this planet; for not the millionth part of her surface has yet been explored, and we have been more desirous of collecting the greatest possible number of new facts, than of indulging in speculative theories, however seductive for the imagination.28

      Der letzte Teil des Berichts erschien schließlich am Montag, dem 31. August. Man bemühte sich, die zuvor geweckten Erwartungen auch zu erfüllen, und griff auch dieses Mal wieder zu einigen erzählerischen Kniffen. Schon zu Beginn berichtete Dr. Grant, dass Herschel in der Nähe des Tempels bald weitere Fledermausmenschen entdeckt hätte – „of larger stature than the former specimens, less dark in color, and in every respect an improved variety of the race.“29 Es gab demnach offensichtlich biologische und damit auch soziokulturelle Unterschiede unter den Mondbewohnern. Auch die nun folgenden Schilderungen Grants thematisierten Einblicke in das Sozialverhalten und damit das gesellschaftliche Gefüge. Dann nahm der Bericht eine weitere dramaturgische Wendung. Erschöpft von all den aufregenden Beobachtungen, hätte man schließlich vergessen, nach getaner Arbeit die Teleskoplinse so zu drehen, dass sie tagsüber kein Sonnenlicht einfangen kann. Die konzentrierten Sonnenstrahlen hätten morgens dann das Gebäude in Brand gesetzt und erheblichen Schaden angerichtet. Nach einwöchigen Reparaturen wäre der Mond erst einmal nicht mehr zu sehen gewesen, weshalb Herschel seine Untersuchungen mit dem Saturn fortgesetzt hätte. Der Text schilderte seine diesbezüglichen Beobachtungen und verwies auch auf die Leistungen von William