Auch der Landesgesetzgeber kann dem BVerfG Zuständigkeiten zuweisen. Grundlage hierfür ist Art. 99 GG (1. Alt.). Die Vorschrift ermöglicht es den Ländern, auf die Einrichtung einer eigenen Verfassungsgerichtsbarkeit zu verzichten und dem BVerfG die Entscheidung landesrechtlicher Verfassungsstreitigkeiten zuzuweisen. Von dieser Möglichkeit hatte Schleswig-Holstein bis 2008 Gebrauch gemacht (s. dazu Rn 1101 und zuletzt BVerfGE 120, 82 ff). Das Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht „als Landesverfassungsgericht“ (BVerfGE 102, 82, 101) ist in §§ 73–75 BVerfGG näher geregelt[42]. Gegenwärtig ist es praktisch bedeutungslos.
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Literatur:
H. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 13 Vorb; ders., Verfahrenskonkurrenzen beim Bundesverfassungsgericht. Überschneidungen und Verbindungen von Verfahrensarten, Jura 1997, 591; S. Detterbeck, in: Sachs, GG, Art. 93; A. Hopfauf, in: Schmidt-Bleibtreu/Hofmann/Henneke, GG, Art. 93; W. Löwer, in: Isensee/Kirchhof (Hrsg.), HdbStR III (32005), § 70; C. Möllers, Funktionen des Verfassungsprozessrechts. Zugleich ein Beitrag zum Verhältnis von Verfahrensrecht und materiellem Recht, in: GS Heun, 149 ff; A. Voßkuhle, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG III, Art. 93; C. Walter, in: Maunz/Dürig, GG, Art. 93.
Anmerkungen
Zum Begriff der „rechtsprechenden Gewalt“ umfassend C. Hillgruber, in: Maunz/Dürig, GG, Art. 92 Rn 8 ff.
Zu den Entscheidungswirkungen Rn 12 ff; H.P. Aust/F. Meinel, JuS 2014, 25–27 und umfassend K. Schlaich/S. Korioth, Das BVerfG, Rn 475 ff.
§ 97 BVerfGG aF, s. dazu die Erläuterungen bei W. Geiger, BVerfGG, § 97.
Näher dazu W. Heyde, in: Umbach/Clemens/Dollinger, BVerfGG, § 97 Rn 1 ff.
S. Detterbeck, in: Sachs, GG, Art. 93 Rn 31.
AA H. Lechner/R. Zuck, BVerfGG, Vor § 63 Rn 6 m. Fn 11.
S. zum Verhältnis von Art. 4 Abs. 1, 2 GG und Art. 140 GG iVm Art. 139 WRV am Beispiel der Ladenschlussentscheidung (BVerfGE 125, 39–103) näher C. Goos, StudZR 2010, 477 ff.
Zutr. H. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, Vorb Rn 145.
C. Pestalozza, Die echte Verfassungsbeschwerde (2007), 22.
Ähnliche Begriffsprägungen bereits bei K.F. Gärditz/C. Hillgruber, JZ 2009, 872; Isensee, ZRP 2010, 33, 34; C. Calliess, Staatsrecht III, Rn 73.
Nach M. Jestaedt, Der Staat 48 (2009), 497, 503 m. Fn 32 wagt sich der Senat in den Zulässigkeitserwägungen der Lissabon-Entscheidung (BVerfGE 123, 267 ff) „bis zur Grenze der Selbstpersiflage“ vor.
D. Murswiek, JZ 2010, 702, 708.
Krit. auch H. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 90 Rn 112; krit. zur Preisgabe von Prozessrechtsgrundsätzen zur Sicherung des eigenen Einflusses O. Klein, in: Benda/Klein, Verfassungsprozessrecht, Rn 565; auf der Linie des BVerfG dagegen bspw H. Grefrath, AöR 135 (2010), 221 ff; K.F. Gärditz/C. Hillgruber, JZ 2009, 872 f; A. Hopfauf, in: Schmidt-Bleibtreu/Hofmann/Henneke, GG, Art. 93 Rn 483.
Vgl dazu A. Hopfauf, in: Schmidt-Bleibtreu/Hofmann/Henneke, GG, Art. 93 Rn 331.
A. Hopfauf, in: Schmidt-Bleibtreu/Hofmann/Henneke, GG, Art. 93 Rn 332; vgl auch L. Renck, JuS 2004, 770 ff.
Kritisch dazu A. Hopfauf, in: Schmidt-Bleibtreu/Hofmann/Henneke, GG, Art. 93 Rn 345 mwN.
H. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 31 Rn 153 mwN.
42. Gesetz zur Änderung des GG vom 27.10.1994, BGBl. I, 3156; s. dazu und zu der erneuten Änderung des Art. 72 Abs. 2 GG durch die Föderalismusreform 2006 A. Uhle, in: Kluth, Föderalismusreformgesetz, Art. 72 GG Rn 1 ff mwN.
S. dazu A. Uhle, in: Maunz/Dürig, GG, Art. 125a Rn 19 ff.
Siehe dazu ausf. L. Bechler, in: Barczak, BVerfGG, §§ 96a–d.
C. Lenz/R. Hansel, BVerfGG, § 96a Rn 10.
Dass das BVerfG die Substanziierungsanforderungen angesichts der sehr knappen Beschwerdefrist nicht „überspannen“ darf, betonen mit Recht L. Bechler/S. Neidhardt, NvWZ 2012, 1438, 1439.
BT-Drs. 17/9391, 11.
C. Lenz/R. Hansel, BVerfGG, § 96a Rn 10.
BT-Drs. 17/9391, 11.
BT-Drs.