Gerald Pilz

Mobilität im 21. Jahrhundert? Frag doch einfach!


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und ähnelt daher konzeptionell dem Cloud-Computing. Die bisherige Verkehrsplanung ist in einem kameralistischen Stadium stecken geblieben. Sie erkennt nicht, dass ein innovatives Verkehrssystem aus hochwertigen Mobilitätsdienstleistungen besteht und auf einer zukunftsorientierten Plattformökonomie Plattformökonomie basiert. Insofern hat eine innovative Verkehrsplanung Verkehrsplanung mehr mit Unternehmen wie Uber, Amazon und Fiverr zu tun als mit Verwaltungsstrukturen und Verkehrsverbünden.

      Diese Entwicklung illustriert vor allem das Carsharing Carsharing, das als eine wichtige Säule eines modernen Mobilitätskonzepts in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Auch hier gilt der Grundsatz, dass Mieten und Abonnieren vorteilhafter sind als das verlustreiche und aufwendige Eigentum.

      In Deutschland waren im Jahr 2021 228 Carsharing-Unternehmen an 885 Orten vorhanden. Inzwischen gibt es hierzulande 2,9 Millionen registrierte Kunden, was eine Steigerung von 25,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist. Der Anteil der Elektroautos an der Fahrzeugflotte nimmt zu. Während 2020 lediglich 1,2 Prozent aller Fahrzeuge, die im Carsharing angeboten wurden, Elektroautos waren, stieg der Anteil 2021 auf 18,5 Prozent.2

      Bei der Nutzung von E-Bikes ist die Deutsche Bahn mit ihrem „Call a Bike“ führend. Auch Uber hat mittlerweile E-Bikes unter dem Namen „Lime“ im Angebot.

      In den USA werden voraussichtlich 26 Millionen Menschen Carsharing nutzen.3

      Kennzeichen der Smart Mobility werden sein: ein höheres Maß an Flexibilität, gesteigerte Effizienz und eine umfassende Integration von Verkehrssystemen, sodass eine Door-to-Door-Mobilität Door-to-Door-Mobilität ermöglicht wird.

      Noch immer ist ein flächendeckendes Nahverkehrssystem nicht verfügbar; in etlichen Ländern gibt es nur ein rudimentäres und wenig kundenfreundliches Nahverkehrssystem. Unzählige Dörfer haben lediglich eine Buslinie, die ein- oder zweimal täglich verkehrt und an Wochenenden vollständig eingestellt wird. Die Verkehrsinfrastruktur ist vielerorts noch unzulänglich.

      Ein weiterer wichtiger Aspekt einer Smart Mobility, die diesem Namen gerecht wird, ist der Grundsatz der „Clean TechnologyClean Technology“. Die Diskussion um Klimaneutralität, Feinstaubbelastung, Lärmbelästigung und Umweltverschmutzung sind Kernelemente der prononcierten Kritik an herkömmlichen Verkehrsmitteln. Angestrebt wird eine Zero Emission durch Klima- und Umweltneutralität sowie Sicherheit, die durch intelligente Verkehrssysteme und autonomes Fahren gewährleistet wird.4 Im 21. Jahrhundert kann es nicht sein, dass Autofahrern der ungehinderte Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen, von Feinstaub und anderen Giftstoffen zugestanden wird. Die Schäden am Klima, an der Umwelt und der Gesundheit der Menschen und der Natur sind beträchtlich.

      Zudem führt das wachsende Verkehrsaufkommen zu weiteren Problemen. In den USA gingen 2017 305 Milliarden US-Dollar aufgrund von Verkehrsstaus verloren.5 Diese Zeit, die Menschen unfreiwillig in Staus verbringen, wird als verlorene Zeit empfunden und stellt eine Form von Stress und Belastung dar. Denn das ohnehin schon mühsame Pendeln Pendeln beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit und führt zu Demotivierung und Frustration. Man schätzt, dass jeder Amerikaner im Schnitt 24 Stunden im Jahr im Stau verbringt.6 Immer mehr Baustellen, permanent belegte und überfüllte Parkplätze und immer mehr Autos machen bereits die morgendliche Fahrt zum Arbeitsplatz zu einer unbeschreiblichen Tortur. Nicht wenige Arbeitnehmer sind schon nach dem endlosen Stau und der langen Anfahrt müde und erschöpft.

      Weshalb ist es wichtig, für moderne Arbeitsformen Smart Mobility zu entwickeln?

      Eine Arbeitszeitbefragung7 hat ergeben, dass sieben Prozent der Arbeitnehmer mehr als zwei Stunden für den Weg zur Arbeit und zurück benötigen. Noch wesentlich höher ist die Zahl derjenigen Beschäftigten, die häufiger Dienstreisen unternehmen müssen. Ihr Anteil beträgt immerhin fast 36 Prozent.8 Darüber hinaus verdeutlicht die Studie, dass ein Zehntel der Beschäftigten einen Arbeitsplatz bekleidet, der ein hohes Maß an Mobilität und häufiges Reisen unabdingbar macht. Hierzu gehören beispielsweise Arbeitnehmer in der Bauindustrie sowie in der Luftfahrt.9

      Die Zahlen verdeutlichen, wie entscheidend es ist, moderne Mobilitätsformen zu etablieren, damit die Arbeitnehmer im Arbeitsalltag auf bedarfsorientierte und den eigenen Bedürfnissen angepasste Mobilitätsdienstleistungen zurückgreifen können. Die enorme Belastung, die durch die zunehmende Arbeitsverdichtung in etlichen Branchen und die immer höheren Anforderungen entsteht, muss durch mehr Freiheit und eine größere Autonomie ausgeglichen werden. Insbesondere das Pendeln über größere Strecken und das lange Reisen stellen eine zusätzliche psychische und physische Belastung dar, welche die Arbeitsfähigkeit und die Belastbarkeit auf die Probe stellt. Daher ist es entscheidend, dass Arbeitnehmer ihren Weg verkürzen können, Remote Work als Standard in vielen Unternehmen eingeführt wird und innovative Mobilitätskonzepte jederzeit verfügbar sind.

      Wie hat sich die Zahl der Verkehrstoten und -verletzten in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt?

      Die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten ist seit etlichen Jahren rückläufig. Ein historischen Tiefstwert erreichte die Statistik aufgrund der Corona-Pandemie, die zumindest in der ersten Phase zu einem spürbaren Rückgang des Verkehrsaufkommen Verkehrsaufkommens führte. Die Zahl der Verkehrstoten war in Deutschland 2020 noch nie so niedrig wie seit der Einführung der Statistik im Jahr 1953.10

      Die meisten tödlichen Unfälle Unfälle geschehen nicht in Großstädten oder im Stadtverkehr, sondern auf den unsicheren Landstraßen, die häufig zu schmal sind oder viele Kurven aufweisen. Auch die Baumbepflanzung und Alleen tragen dazu bei, dass sich auf Landstraßen mehr tödliche Unfälle ereignen als im Stadtverkehr, wo das Durchschnittstempo aufgrund zahlreicher Geschwindigkeitsbegrenzungen, Staus, Kreuzungen und roter Ampeln geringer ist als auf Landstraßen oder auf der Autobahn.

      Der höchste Wert an Verkehrsunfällen wurde im Jahr 1970 in Westdeutschland verzeichnet. Erst durch wesentlich strengere und umfangreichere Sicherheitsvorkehrungen und durch die Anschnallpflicht Anschnallpflicht sowie restriktivere Promillegrenzen wurde eine grundlegende Veränderung erzielt. Seit der Einführung dieses Maßnahmenkatalogs ging die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich zurück. Dennoch ist es eine traurige und beklemmende Tatsache, dass täglich acht bis neun Menschen im Straßenverkehr sterben.11

      Als häufigste Ursache für tödliche Verkehrsunfälle gilt das riskante und unachtsame Überholen. Viele Autofahrer sichern sich nicht ausreichend ab, und es kommt daher zu tödlichen Kollisionen.12 Insgesamt sind 89 Prozent der Unfälle auf fehlerhaftes Fahrverhalten zurückzuführen. Das Fehlverhalten von Fußgängern indes ist nur in 3 Prozent aller Vorkommnisse Ursache für eine Kollision.13

      An zweiter Stelle der Statistik steht die überhöhte Geschwindigkeit, die meist zum Ausscheren aus der Fahrbahn führt.14 Besonders bei Alleen ist das Rasen gefährlich, da ein Zusammenstoß mit einem Baum fast immer in einem tödlichen Verkehrsunfall endet.

      Auf dem dritten Platz sind Unfälle, die sich an Verkehrskreuzungen und Einmündungen zutragen. Hier lassen Verkehrsteilnehmer oft die erforderliche Vorsicht außer Acht oder übersehen andere im toten Winkel, und es kommt zu einem verhängnisvollen Zusammenstoß. An Kreuzungen und Mündungen sind oft Radfahrer betroffen, die nicht selten von LKW-Fahrern übersehen werden.

      Wenn man das Lebensalter der Autofahrer betrachtet, so fällt auf, dass vor allem Personen unter 24 Jahren in Verkehrsunfälle involviert sind. Dies liegt häufig am Lebensalter, der mangelnden Fahrerfahrung und der lebensaltersbedingten Motivation, größere Risiken einzugehen. Darüber hinaus spielen die Erfahrung und Fahrroutine eine Rolle.

      Autofahrer, die bereits jahrzehntelang ein Fahrzeug führen, haben eine sehr viel größere Fahrpraxis Fahrpraxis und können deshalb Risiken und Gefahren im Verkehr sicherer und zuverlässiger einschätzen. Junge Fahrer tendieren dazu, gefährliche Situationen zu unterschätzen und zu verharmlosen. Dies gilt auch bei der Einschätzung der Geschwindigkeit des Autos und des voraussichtlichen Bremswegs. Eine weitere Gefahrenquelle ist das Handy, das viele Autofahrer trotz des