Hans Kneifel

Rebellen gegen Arkon


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auf seinen Beinen stand. Normalerweise hätte er bis zum kommenden Sonnenaufgang reglos auf dem Boden liegen sollen.

      Atlan sagte:

      »Ich habe jedoch einige Bitten an Euch zu richten, Nert. Die Zeitmaschine, mit der ich gekommen bin, ist ohne Energie. Ich benötige Hilfe, um diese Energiereserven wieder aufzufüllen. Außerdem ist der Steuerchip beschädigt, mit dem die Energiezufuhr der Station geregelt wird. Ohne eine gut ausgerüstete Forschungswerkstatt kann der Chip höchstwahrscheinlich nicht wieder repariert werden.«

      Kuriol zeigte bedauernd seine leeren Handflächen.

      »Traversan wäre gewiss bereit, Sie bei dem Problem zu unterstützen. Aber das ist nicht möglich. Ich muss Ihnen leider die Mitteilung machen, Atlan, dass wir alle sterben werden. Wir erwarten stündlich eine Strafexpedition des Sonnenkurs Pyrius Bit, vom nahe gelegenen Flottenstützpunkt BRY 24 aus. Bit wird Traversan vermutlich vernichten lassen.«

      Atlan ließ sich nicht anmerken, ob er schockiert oder verstört war.

      »Aus welchem Grund, Nert Kuriol?«

      Er schien daran gewöhnt zu sein, selbst in der verfahrensten Lage noch einen Ausweg zu suchen.

      »Ich möchte es als eine Frage der Ehre bezeichnen. Und eine finanzielle Frage, nicht zu vergessen. Die ganze Geschichte wäre jetzt zu lang. In diesen Stunden lasse ich den Planeten Traversan gegen einen Angriff aus dem All befestigen. Meine Anwesenheit ist an anderen Orten dringender erforderlich.«

      »Wartet, Nert!«

      Kuriol hatte sich bereits vom Stuhl erhoben. Der drängende Tonfall, in dem Atlan sprach, ließ ihn jedoch innehalten.

      »Worauf, Atlan?«

      »Ihr sagt, Traversan steht die Vernichtung bevor. Ich bin allerdings vollkommen sicher, dass das nicht geschehen wird.«

      Der alte Nert machte eine wegwerfende, müde Geste.

      »Was für eine naive Vorstellung. Pyrius Bit wird unsere Provokationen niemals hinnehmen. Er hat vor einem halben Tag im Orbit von Traversan zwölf Schlachtschiffe eingebüßt.«

      »Trotzdem!«, beharrte der Fremde. »Ihr vergesst wahrscheinlich, dass ich aus der Zukunft stamme. Oder Ihr habt den Gedanken noch nicht konsequent verarbeitet.«

      »Vater!«, rief Tamarena plötzlich.

      Sie fasste Kuriol aufgeregt an der Schulter. Ihre Augen fingen zu tränen an, Zeichen einer heftigen Erregung.

      »Begreifst du, Vater, was er uns sagen will? Er kommt aus der Zukunft – das bedeutet, dass er die Vergangenheit kennt! Er weiß, wie die Schlacht um Traversan ausgegangen ist!«

      Nert Kuriol sah dem Fremden aus der Zeitmaschine gerade ins Gesicht.

      »Stimmt das?«

      »Bedauerlicherweise nein«, erklärte Atlan. »Ich konnte nicht wissen, in welche Lage ich geraten würde. Vor der Katastrophe habe ich mich mit der traversanischen Geschichte nicht beschäftigt. Allerdings habe ich Erican und die Yssods-Wüste gesehen, wie sie in zehntausend Jahren aussehen.«

      »Nämlich wie?«, fragte Kuriol scharf.

      »Ich sah einen blühenden Planeten. Das Große Imperium wird in den kommenden Jahrtausenden untergehen; es wird aufgehen im Vereinten Imperium, sich zeitweise auflösen und dann als Kristallimperium wiederauferstehen. Aber Traversan existiert immer noch. Hätte es einen verheerenden Krieg an der Oberfläche des Planeten gegeben, die Narben wären auch in zehntausend Jahren nicht verheilt.«

      Nert Kuriol da Traversan empfand eine alles beherrschende Verwirrung. Das Große Imperium konnte nicht untergehen; in einer Million Jahren nicht.

      Auf der anderen Seite hatte Prinzessin Tamarena die Echtheit des Zeitreisenden Atlan bestätigt. Und was Tamarena sagte, das musste zwangsläufig die Wahrheit sein.

      »Traversan … geht nicht unter?«

      »Keineswegs, Nert.«

      »Wie sollen wir dann …« Den Rest ließ er offen.

      »Ich weiß nicht, wie die Krise aussieht, die Traversan erfasst hat. Ihr sagt, Pyrius Bit ist ein Sonnenkur. Das bedeutet, dass das Imperium hinter ihm steht. Aber selbst wenn Bit mit hunderttausend Schlachtkreuzern des Imperiums kommt, er kann Traversan nicht vernichten. Die Geschichte beweist es.«

      Nert Kuriol ließ sich auf den Stuhl sinken. Er hatte es nicht mehr eilig.

      »Ich benötige Ihre Hilfe, Atlan«, bekundete er. »Ich halte es für möglich, dass Sie der unvorhergesehene Faktor sind, der uns noch einmal rettet. Sie kommen aus der Zukunft. Mit Ihnen konnte niemand rechnen.«

      Atlan dachte ein paar Sekunden lang angestrengt nach. Er schien auf eine innere Stimme zu horchen. Kuriol hätte sich keineswegs gewundert, hätte der Fremde ebenso wie er oder Kapitän Irakhem einen aktivierten Logiksektor besessen.

      »Ich würde gern helfen, Nert. Aus Gründen der Kausalität ist jedoch kein Eingreifen von meiner Seite möglich. Wie Ihr bereits sagtet, meine Anwesenheit ist nicht vorgesehen

      »Erklären Sie das!«

      »In dem Augenblick, da meine Handlungsweise die Vergangenheit ändert, könnte sich auch die Zukunft verändern. Im Klartext bedeutet das: Solange ich mich still verhalte, ist Traversan vor der Vernichtung sicher – weil die Geschichte immer ihren Gang geht. Wenn ich aber beginne, die Vergangenheit zu verändern, dann könnte das Traversan der Zukunft durchaus ein toter Planet sein. – Versteht Ihr mich? Ich muss mich nur still verhalten. Dann bin ich Eure Lebensversicherung, Nert.«

      Kuriol versuchte, die Argumente des Fremden nachzuvollziehen.

      Er hat recht!, kommentierte sein Logiksektor. Allerdings ist es nicht immer möglich, die Gesetze der Zeit in arkonidische Logik zu zwingen. Außerdem sagt Atlan lediglich aus, dass die Oberfläche dieser Welt intakt bleibt. Er sagt nichts über die Bevölkerung und unsere Raumschiffe.

      Kuriol gab sich einen Ruck. Seine Entscheidung fiel nicht aufgrund logischer Erwägungen, sondern durch einen zutiefst unlogischen, emotionalen Impuls.

      »Ich bin nicht bereit, auf Ihre Hilfe zu verzichten, Atlan!«, sprach er. »Sie werden mich als Berater in den Palast von Erican begleiten. Prinzessin Tamarena wird Ihnen als Adjutantin zur Verfügung stehen.«

      Er drehte sich um und wollte die Zelle verlassen – da stoppte ihn ein Ausruf seiner Tochter.

      »Vater!«, protestierte sie.

      Tamarena hatte sich hoch aufgerichtet, sie war blass geworden und starrte mit blitzenden Augen den Fremden an.

      »Ich werde nicht die Adjutantin dieses Mannes sein! Ich bin doch keine … keine …«

      Sie schien nach Worten zu suchen.

      »O doch, mein Kind! Ausnahmsweise wirst du tun, was dein Vater dir befiehlt. Atlan ist möglicherweise von entscheidendem Wert für uns. Und du bist die beste Helferin auf diesem Planeten, die ich ihm zur Seite stellen kann.«

      Die Prinzessin wartete mit verschlossenem Gesicht ab, bis alle anderen die Zelle verlassen hatten. Ich konnte ihren mühsam beherrschten Zorn dennoch sehen. Sie war stolz, und es passte nicht in ihr Weltbild, einem hergelaufenen Fremden als Helferin zu dienen.

      Ich musterte sie voller Bewunderung. Sie war die beeindruckendste Frau, der ich seit einer sehr langen Zeit begegnet war.

       Narr! Verliebe dich nicht in eine Prinzessin, die seit zehntausend Jahren tot ist!

      »Also, Atlan«, brachte sie voller Verachtung hervor, »was willst du nun tun? Was sind deine ersten Wundertaten?«

      Mir war klar, dass ich sie als Erhabene anzusprechen hatte. Als Tochter eines Nert besaß sie Anspruch auf einen ganzen Satz höflicher Ausdrucksformeln, die ich samt und sonders ignorierte. Schließlich hatte sie selbst mit dem Duzen angefangen, das im alten Arkon-Imperium alles andere als üblich war.

      »Zuerst