r Hand auf seinem Herzen
Original published under the title: Hand Over His Heart
Copyright © 2018, Ines Johnson. All rights reserved.
Originally published by Ines Johnson, Arlington VA, USA.
Dieses Buch ist reine Fiktion. Alle in diesem Buch beschriebenen Personen, Orte und Handlungen sind frei erfunden oder werden fiktiv gebraucht.
Ohne die schriftliche Einwilligung der Autorin darf dieses Buch in keinerlei Form und auf keinem Weg weder ganz noch in Auszügen vervielfältigt oder übertragen werden. Ausgenommen sind autorisierte Händler.
© Copyright der deutschen Ausgabe 2021 by Ines Johnson
Übersetzung: Annerose Keller
Lektorat: Marion Waba
Hergestellt in den USA
Erste Ausgabe 2021
Inhalt
Kapitel Eins
Frans Blick folgte der Linie auf dem Monitor. Die Linie schnellte in die Höhe, als wolle sie den höchsten Berg erklimmen und stürzte dann sofort wieder in die Tiefe wie ein Fallschirmspringer, der vergessen hatte, an der Leine zu ziehen. Das Spiel wiederholte sich wieder und wieder. Wenn das keine Metapher für sein Leben war, dachte Fran.
Er beobachtete den EKG-Monitor, während sein Herz einige Male weiter schlug. Der Rhythmus war stark und gleichmäßig. Zumindest im Moment. Aber genau wie der Arzt, der gerade sein Herz untersuchte, wusste Fran, dass dieses Schlagen jeden Moment aufhören konnte.
„Offensichtlich alles beim Alten, Corporal DeMonti.“ Dr. Nelsons Stimme war gleichmäßig wie die Linie auf dem Monitor, die er beobachtete. Er kritzelte mit seinem Bleistift etwas auf seinen Notizblock, blickte dabei von einem Gerät zu dem anderen und dann wieder auf seine Uhr. Nicht ein einziges Mal schaute zu Fran.
Fran war es gewohnt, von denen übersehen zu werden, die höhergestellt waren als er. Als Corporal in der US-Armee hatte er sich um einen höheren Dienstgrad bemüht. Er war nur noch einen kleinen Schritt von der Beförderung zum Sergeanten entfernt gewesen – bis ein Einsatz schiefgegangen war.
Nein, die mangelnde Aufmerksamkeit des Arztes störte ihn also nicht. Was ihn allerdings störte, war, dass der Mann mit einem Bleistift schrieb. Das Graphit auf dem Papier war Fran nicht beständig genug. Es konnte mit dem rosaroten Gummi am anderen Ende des Bleistifts einfach wieder ausradiert werden. So, wie auch Frans Leben durch eine falsche Bewegung einfach ausradiert werden konnte. Wenn die Granatsplitter, die sich in seiner Brust festgesetzt hatten, nur wenige Millimeter nach links wanderten und sein Herz verletzten, war es vorbei mit ihm. Gelöscht von den Seiten des Lebens.
„Leider ist es immer noch zu riskant, zu operieren und die Splitter zu entfernen,“ sagte der Arzt. Er blickte auf und sah Fran endlich an. „Wir können im Moment nichts anderes tun als Ihre Therapie fortzusetzen. Und zu beten.“ Fran war jedes Mal wieder überrascht, wenn ein Arzt über das Beten sprach. Er hätte erwartet, dass ein Mensch, der sich den Naturwissenschaften verschrieben hatte, lieber greifbaren Dingen vertraute als geistlichen. Aber er hatte er sich schon mehrmals geirrt. Zumindest in diesem Krankenhaus für Veteranen. Er war hier schon vielen Frauen und Männern begegnet, die Situationen er- und überlebt hatten, in denen man das Überleben nur einer höheren Macht zuschreiben konnte. Daher scheuten sie sich nicht, den Herrn anzurufen, wenn ihr Verstand ein körperliches Problem nicht lösen konnte. Fran wusste sehr gut, dass Gott der Einzige war, der ihm noch helfen konnte. Somit hatte er auch kein Problem damit, dieses Medikament anzuwenden. Er hätte nur gern gewusst, was der Herr mit ihm vorhatte. Wollte er Fran bald zu sich holen? Oder war es sein Wille, Fran noch eine Weile auf der Erde herumlaufen zu lassen?
Fran zog es vor, einen soliden Plan zu haben. Aber er kannte auch das alte Sprichwort: Der Mensch denkt, Gott lenkt.
Allerdings glaubte er auch nicht, dass Gott ihn nur zum Spaß ein bisschen zappeln lassen würde. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sich der Schöpfer einen so grausamen Scherz mit ihm erlauben würde.
Als Fran das Untersuchungszimmer verließ, lächelten ihn einige der Frauen auf den Gängen an und versuchten, seine Blicke auf sich zu lenken. Mit bloßem Auge betrachtet wirkte Fran vollkommen gesund. Er hatte weder einen Teil seiner Gliedmaßen verloren noch sichtbare Narben davongetragen, wenn man die Narben auf seiner Brust einmal außer Acht ließ. Nein, seine Verletzung lag tiefer. Tiefer als die Metallsplitter in seinem Körper. Die Wunde reichte bis in seine Seele hinein.
Es war alles seine Schuld gewesen.
Als es geschah, waren Fran und seine Abteilung gerade mit einer Arbeit beschäftigt gewesen, die das Leben der Frauen und Kinder im Kriegsgebiet hätte leichter machen sollen. Die Explosion, die die Splitter in Frans Brust zurückgelassen hatte, hatte keinem seiner Männer das Leben gekostet. Doch sie hatte sechs Menschen die Lebensgrundlage geraubt und das Leben des Selbstmordattentäters genommen, der sein Leben einer fragwürdigen Berufung geopfert hatte.
Für die