sie sehen, wie du dich durchgerungen hast!» Die verschiedenen Auffassungen meiner Söhne vereinigten sich im gleichen Wunsche. An jenem leuchtenden Herbsttag erhielten sie mein Versprechen – vierzehn Tage später hatte ich keine Söhne mehr. –
Acht Jahre waren vergangen, ohne dass es mir möglich gewesen wäre, mein Lebensbuch zu beginnen. Der Verlust meiner beiden Söhne zwang mich wieder ganz in den Geschäftsbetrieb hinein; galt es doch, das grosse Unternehmen meinen Enkeln zu erhalten. Endlich mit 65 Jahren, nachdem ich die Redaktion unserer Zeitschrift meiner Nichte und bisherigen Gehilfin übertragen und mein Geschäftsteilhaber zum Verlag der Zeitung auch die Leitung des Druckereibetriebes übernommen hatte, durfte ich an die Niederschrift meiner Lebenserinnerungen denken. Leicht wurde es mir nicht; 65 Jahre sind eine lange Zeit, und ich besass keinerlei Aufzeichnungen, sondern war nur auf mein Gedächtnis angewiesen. Die Kinder- und Jugendzeit haftete noch so klar in meiner Erinnerung, dass es mir nicht schwer wurde, die hellen und dunklen Geschehnisse aneinanderzureihen. Schwerer wurde mir die Beschreibung meiner Ehejahre. Nachdem ich die Erinnerungen an das politisch Erlebte niedergeschrieben hatte, suchte Herr Bloch, Verwalter der Zentralstelle für soziale Literatur, mit verdankenswerter Zuvorkommenheit alle Schriften und Bücher, die ich zur Nachprüfung meiner Aufzeichnungen benötigte, unter den Tausenden von Bänden und Schriften heraus.
Es war für mich unsagbar schwer, die Schicksalsschläge zu schildern, und die endgültige Niederschrift dieses Teils wurde überdies durch schwere Krankheiten zeitweise unterbrochen. Auch der dritte Teil, das geschäftliche und finanzielle Ringen, brachte mich in manchen seelischen Zwiespalt. Aber der Gedanke an das meinen Söhnen gegebene Versprechen überwand alle Schwierigkeiten und gab mir die Kraft, ihren Wunsch zu erfüllen und das Buch zu vollenden.
Verena Conzett
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