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Inspiration Schweiz


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      Über dieses Buch

      Sie kamen als Flüchtlinge, Touristen oder Ruhebedürftige. Sie suchten Freiheit, Abenteuer oder Zuflucht: Künstler aus der ganzen Welt. Und vieles ist ihnen die Schweiz über die Jahrhunderte gewesen, Exil, Arbeitsplatz, gelobtes Land, Kurort, Heimat, Station der Bildungsreise und schliesslich, einmal im Land, eine Quelle der Inspiration. Maler oder Schriftsteller, Musiker oder Filmemacher, sie alle liessen sich in der Schweiz zu Werken anregen, die wir noch heute ­bewundern.

      70 Mal sind Redaktoren und Mitarbeiter des «Tages-­Anzeigers» diesen Schweizer Inspirationen nachgegangen. Von A wie Andersen bis Z wie Zelda Fitzgerald, von A ­wie ­Ascona bis Z wie Zizers ist daraus ein faszinierendes künstlerisches Porträt der Schweiz ­entstanden.

      Martin Ebel, geboren 1955 in Köln, ist seit 2002 Literatur-Redaktor des «Tages-Anzeigers». Er studierte in Köln, Freiburg i. Br. und Paris und promovierte mit einer Arbeit über den Kollaborations­schriftsteller Pierre Drieu la ­Rochelle.

      Er war und ist Mitglied diverser Literatur-Jurys. Autor von «Allein das Zögern ist ­human. Zum Werk von Markus Werner», und Herausgeber von «Nackt gebadet, gejauchzt bis zwölf. Weltliteratur in ­Zürich – 50 Porträts».

      Inspiration

      Schweiz

      70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen

      Herausgegeben von Martin Ebel

      Illustrationen von Lea Küchler

      Mit Beiträgen von Pierfrancesco Basile, Barbara Basting, Monika Burri, Jean-Martin Büttner, Martin Ebel, ­Bernhard Echte, Martin Halter, Daniela Janser, ­Guido Kalberer, Alexandra Kedves, Luzius Keller, Susanne Kübler, Joachim Laukenmann, Christine Lötscher, Simone Meier, Thomas Meyer, Peter Müller, Walter Obschlager, ­Roland Schäfli, Christoph Schneider, Fritz Senn, Urs Strässle,­ ­Marlies Strech, Paulina Szczesniak, Andreas Tobler

      Limmat Verlag

      Zürich

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      The blue Rigi

      Die Schweiz als Inspiration

      «Inspiration Schweiz» möchte zu einer Schweizerreise der besonderen Art einladen. Es ist nicht die klassische «Grand Tour» entlang der kanonischen Orte, die der einstige Tourist gesehen haben musste, sondern eine Reise durch die Kulturgeschichte, wie sie sich in der Schweiz niedergeschla­gen hat – nachdem sie ihre Inspiration hier empfangen hat. Die Schweiz hat Dichter und Maler, Komponisten und Filmemacher in erstaunlicher Zahl zum Schaffen und Schöpfen angeregt, und sie haben sich revanchiert mit grossen Kunstwerken. Was ist nicht alles in der Schweiz entstanden! Die «Meistersinger» und die «Duineser Elegien», der «Zara­thustra» und Tschaikowskys «Violinkonzert», dazu Bilder, die in den bedeutendsten Museen hängen. Zu vielen anderen Werken ist hier ein Keim gesetzt worden, der dann andernorts aufging.

      Warum in der Schweiz? Die wenigsten der hier versammelten «Inspirierten» sind ja gebürtige Schweizer. Was zog sie hierher?

      Die einen kamen als Touristen, als Erlebnishungrige, als Naturfreunde auf der Suche nach erhabenen oder erhebenden Landschaften. Oder nach sportlichen Herausfor­derungen: Sherlock-Holmes-Erfinder Conan Doyle steckte seine Landsleute mit seiner Begeisterung für das Skifahren an. Emil Nolde bestieg Jungfrau und Matterhorn, Johannes Brahms immerhin den Niesen.

      Andere fanden in der Schweiz eine Zuflucht, waren in ihrer Heimat verfolgt aus politischen, religiösen, finanziellen Gründen. Erasmus von Rotterdam kam im 16. Jahrhundert nach Basel als ein früher – und prominenter – Immigrant. Viele folgten in den nächsten Jahrhunderten bis in unsere Tage, auch wenn die meisten keinen «Namen» haben. Der Maler Gustave Courbet verliess Frankreich, um einer exorbitanten Schadenersatzforderung zu entgehen, Patricia Highsmith wich dem französischen Finanzamt aus. Charlie Chaplin hatte genug von den USA und deren Hatz auf wirkliche oder vermeintliche Kommunisten und liess sich am Genfer See nieder, wo ihn nur noch die Schiessübungen am Sonntag störten.

      Mancher Schweizbesucher hatte auch medizinische Motive: Guy de Maupassant wollte seine Syphilis kurieren, Erich Kästner seine Lungenkrankheit. Beiden half ihr Aufenthalt in Leukerbad und Agra nicht, und der alkoholkranken Zelda Fitzgerald nicht die (damals noch sehr rüde) Therapie in der Klinik von Les Rives de Prangins. Arbeitsmigranten gab es auch schon in der Vergangenheit. Hegel, Fichte und Hölderlin kamen als Hauslehrer hierher, Gottfried Semper als oberster Baumeister der Schweiz. Somerset Maugham war während des Ersten Weltkriegs Agentenführer in einem Land, das «vor Spionen wimmelte». Schliesslich lockte die spektakuläre Kulisse immer wieder Filmregisseure in die Berge, während Casanova – wen wunderts – überall nur Venushügel sah.

      Nicht jeder war und nicht jede wurde glücklich in der Schweiz. «Oh Gott, welch ein wundervolles Land», rief Char­les Dickens aus, Rousseau wurde sein Exil auf der ­St. Petersinsel zur «glücklichsten Zeit» seines Lebens. Aber in der Schweiz lache nie jemand, bemängelte Ingeborg Bachmann. Selbst die Gebildeten könnten nicht dialektfrei sprechen, monierte Somerset Maugham, Alphonse Daudet schimpfte über schlechten Service und diebische «Saaltöchter», Gottfried Semper störte sich am Gremienwesen und daran, dass jeder «Wicht» sich in seiner «Nullität» den Bedeutendsten ebenbürtig dünke. Auch die Berge gefielen ihm nicht, sie verstellten bloss die Aussicht.

      Nun, die Menschen sind verschieden, und sie machten unterschiedliche Erfahrungen in ihrem Gastland. Die Schweiz ist ja schon in sich verschieden, was sich mit ihren Besuchern und dem, was diese schufen, noch vervielfältigte. Diese Vielfalt spiegelt die Schweizerreise dieses Buches wieder.

      «Inspiration Schweiz» ist nicht als kompaktes Buch­projekt entstanden, sondern als Zeitungsserie im «Tages-­Anzeiger». Diese wiederum ist die Nachfolgerin der Serie ­«Geschrieben in Zürich», die sich auf einen Ort und eine Kunstgattung konzentrierte und mit fünfzig Kapiteln 2007 unter dem Titel «Nackt gebadet, gejauchzt bis zwölf» im Verlag Nagel & Kimche erschienen ist. Wegen der grossen Beliebtheit bei den Lesern lancierten wir 2008 eine neue Reihe, diesmal mit Blick auf die ganze Schweiz und alle Kunstsparten. Der Reihe lag kein fertiger Plan zugrunde, sie ist von Folge zu Folge entstanden, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, auf Systematik oder auch nur auf Proportionalität. Leitlinie war mal der Wunsch der jeweiligen Autoren, über einen Künstler zu schreiben, mal der Vorschlag des Her­ausgebers. So erklärt sich, was alles fehlt oder zu bemängeln wäre: Es sind nicht arg viele Frauen vertreten (ein Manko, das allerdings jedes kulturhistorisch orientierte Werk behaftet); es gibt ein deutliches Übergewicht der Li­­teratur (da­r­an sind der Herausgeber und die Mitarbeiter schuld, deren Neigung sich hier niederschlug); auch die Kantone sind nicht gleich gut vertreten (dafür ist die Kulturgeschichte verantwortlich, die bestimmte Städte und Landschaften be­vorzugte; anders als die Schweiz im Ständerat konnten wir hier nicht für eidgenössischen Ausgleich sorgen).

      Ist nicht der Kunstbegriff auch recht weit gefasst mit Kapiteln zu Cäsar, Casanova, Bebel und Einstein? Nun, Cäsar und Casanova gelten als hervorragende Stilisten, Bebel ist ein geistiger Vater der Sozialdemokratie, und Einsteins Relativitätstheorie hat für das Denken moderner Schriftsteller ebenso grosse Bedeutung wie das «Kant-Erlebnis» für Heinrich von Kleist. Der Kulturbegriff dieses Buches entspricht mit Deep Purple, Hildegard Knef, Karl May und Luis Trenker im Übrigen dem, den längst jedes zeitgemässe Feuilleton pflegt.

      Natürlich fehlen Namen über Namen! Bei einigen ei­gentlich unverzichtbaren Autoren, deren Aufenthalt für sie wie für die Schweiz wichtig war – von Büchner über Thomas Mann bis zu Brecht und Musil –, haben wir dennoch verzichtet, weil sie schon in der vorangehenden Serie und dem entsprechenden Buch berücksichtigt waren. (Aus diesem Buch haben wir sechs Kapitel übernommen.)

      Wem der Sinn nach enzyklopädischer Vollständigkeit steht, der greife zu einem Lexikon. Alle anderen seien herzlich eingeladen zu unserer Schweizerreise. Die er, wenn sie ihn angeregt hat, durch eigene «Inspirationen» ergänzen und erweitern kann. Ein vollständiges Buch «Inspiration Schweiz» wäre wohl ein unendliches Buch. Denn wer weiss, wo gerade jetzt Dichter, Maler, Musiker von einer Schlucht, einem