Sonja Müller

Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle


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      Sonja Müller

      Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle

      Ein Studienbuch

      A. Francke Verlag Tübingen

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      © 2019 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

      Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

      www.francke.de[email protected]

      Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

      E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen

      ePub-ISBN 978-3-8233-0095-3

      Vorwort

      Gegenstand dieses Buches sind Phänomene an der Syntax-Pragmatik-Schnittstelle. Meine Absicht ist es, anhand der betrachteten Strukturen aufzuzeigen, inwiefern bestimmte (syntaktisch auffällige) Strukturen mit bestimmten Diskursfunktionen bzw. informationsstrukturellen Status einhergehen.

      Ich verstehe das Buch nicht als reine Einführung in die Pragmatik/Informationsstruktur oder in die Syntax. Vielmehr möchte ich aufzeigen, an welchen Stellen die ansonsten meist in Isolation behandelten Konzepte miteinander interagieren.

      Ich beabsichtige mit diesem Band auch, neue Forschungsliteratur für ein Lehrbuch zugänglich zu machen. Bücher zur Syntax und Pragmatik beschränken sich oftmals auf alte Arbeiten und (kanonische) Erkenntnisse. Zu Schnittstellenphänomenen, wie ich sie hier behandeln möchte, hat es in den letzten 15 Jahren sehr viel Forschungsarbeit gegeben, die deshalb auch in der universitären Lehre Beachtung finden sollte. Ich hoffe, mit diesem Band Lehrmaterialien zu einem Thema bereitzustellen, die über das Niveau einer Einführung hinausgehen und deshalb die Lücke zwischen genuinen Fachtexten und Grundlagenliteratur schließen können.

      Bei einem Thema, bei dem zwei Teilbereiche linguistischer Beschreibung aufeinander treffen, ist es natürlich nicht zu vermeiden, dass auf unabhängige Erkenntnisse beider Teilgebiete Bezug genommen wird. Ich habe deshalb Kapitel 1 eingefügt, das Hintergründe zu beiden Beschreibungsebenen vorstellt. Das Kapitel verfolgt nicht das Ziel, eine genuine Einführung in diese Themenbereiche zu geben (auf entsprechende Arbeiten verweise ich), sondern einige der Aspekte einzuführen, auf die die Ansätze, die in den Kapiteln 2 bis 7 vorgestellt werden, Bezug nehmen, und für die es sich m.E. deshalb lohnt, sie vorweg in Isolation zu betrachten. Die Auswahl der eingeführten Konzepte orientiert sich an den in den Folgekapiteln behandelten Ansätzen.

      Jedes Kapitel dieses Studienbuches schließt mit Übungsaufgaben zum jeweiligen Thema. Die Lösungen zu den Aufgaben stehen auf der Homepage zum Buch unter http://www.narr-studienbuecher.de/ zum Download zur Verfügung.

      Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Tillmann Bub, der mein Vorhaben befürwortet und die Entstehung des Buches anschließend begleitet hat, sowie bei Julia Schumacher für die Durchsicht des Buches, ihre Korrekturen und weiteren Verbesserungsvorschläge.

      Ich würde mich freuen, wenn aus diesem Band zur Interaktion von Syntax und Pragmatik weitere Beiträge zu anderen Schnittstellen hervorgingen.

      Köln, im Dezember 2018 Sonja Müller

      1. Hintergründe

      

In diesem Kapitel werden einige Aspekte aus den Bereichen der Syntax (Abschnitt 1.1) und der Informations-/Diskursstruktur (Abschnitt 1.2) eingeführt, die in die Beschäftigung mit den Phänomenen, die in den Kapiteln 2 bis 7 untersucht werden, eingegangen sind.

      1.1 Syntaktische Aspekte

      Im Bereich der Syntax orientieren sich die in diesem Buch vorgestellten Arbeiten weitestgehend an den Vorstellungen der Generativen SyntaxGenerative Syntax, wie sie seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts als Folge auf die ersten Arbeiten Chomskys (weiter)entwickelt wurde.

      1.1.1 Lineare Aspekte der Wortstellung

      Absicht der Syntaxforschung ist es, Modelle zu entwickeln, die Regularitäten im deutschen Satzbau abzubilden vermögen. Eine erste Erkenntnis in diesem Bereich ist die Beobachtung, dass die Konstituenten eines Satzes auf der horizontalen Ebene nicht beliebig angeordnet werden können.

      

Eine frühe Generalisierung über derartige lineare Regularitäten stellt das Topologische FeldermodellTopologisches Feldermodell (TFM) dar, das in seinen Grundzügen schon auf Drach (1937) zurückgeht. Das Modell besteht aus fünf Feldern: VorfeldVorfeld (VF), linke SatzklammerLinke Satzklammer (LSK), MittelfeldMittelfeld (MF), rechte SatzklammerRechte Satzklammer (RSK), NachfeldNachfeld (NF).

      Für die Besetzung der Felder gelten bestimmte Bedingungen: So kann im Vorfeld eine Konstituente stehen. Die Beispiele in (1a) bis (1d) zeigen, dass diese Konstituente im Prinzip beliebig groß sein kann, solange es sich um eine Konstituente handelt. Da Konstituenten z.B. durch Pronominalisierung ermittelt werden können, können wir die Forderung aufgrund von (1a) als erfüllt ansehen (zu KonstituententestsKonstituententest vgl. z.B. Wöllstein-Leisten et al. 1997: 12ff.).

(1) VF LSK MF RSK NF
a. Er hat die arme Frau geheiratet.
b. [Der Mann] hat die arme Frau geheiratet.
c. [Der reiche Mann] hat die arme Frau geheiratet.
d. [Der reiche Mann aus Kampen] hat die arme Frau geheiratet.

      In der LSK stehen entweder die KonjunktionKonjunktion oder das finite VerbFinites Verb. Die Konjunktion besetzt diese Position in der Regel im Falle konjunktional eingeleiteter Nebensätze, wie sie in (2a) bis (c) auftreten.



(2)