Sonja Müller

Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle


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VF LSK MF RSK NF a. dass der arme Mann die reiche Frau heiraten wird b. weil die Hobbydetektivin den Fall löste c. als eine Chance auf den Klassenerhalt bestanden hat

      Das finite Verb steht in selbständigen Sätzen wie in (1a) bis (1d) in der LSK. Wenn die LSK durch eine Konjunktion besetzt ist, steht das finite Verb in der RSK, wie in (2a) bis (c). Manche Autoren vertreten auch, dass in der RSK auch infinite Bestandteile des Prädikats (wie Partizipien und Infinitive) positioniert werden. Wir werden in Abschnitt 1.1.2 sehen, dass die Generalisierung, dass diese Position nur durch das finite Verb gefüllt wird, eine einfache Zuordnung erlaubt, die andernfalls nicht möglich wäre. Im MF stehen alle Konstituenten, die zwischen den Elementen in den Satzklammern vorkommen. Das NF wird meist durch Nebensätze besetzt oder durch ,schwere‘ nicht-satzwertige Konstituenten. (3) zeigt einige Beispiele für mögliche NF-Besetzungen (zu weiteren Details des TFMs vgl. auch Wöllstein-Leisten et al. 1997: 53–64, Wöllstein 2010).

(3) VF LSK MF RSK NF
a. [Der Pfarrer] sagt [dass der reiche Mann die arme Frau geheiratet hat].
b. Sie hat den Mann gesehen, [der das Shampoo gestohlen hat].
c. Ich bin meinem Nachbarn nie begegnet [all die Jahre, die ich in Bielefeld gelebt habe].

      

Durch die Aufteilung der Konstituenten auf die Felder bildet das TFM eine wichtige Generalisierung des Deutschen ab: Für das finite Verb gibt es im Satz drei mögliche Positionen: Es kann in der letzten Position stehen. Dann resultiert ein Verbend (VE)-SatzVerbend-Satz. Geht eine Konstituente voraus, steht das finite Verb in der zweiten Position (Verbzweit (V2)-SatzVerbzweit-Satz). Ist das Vorfeld unbesetzt, liegt ein Verberst (V1)-SatzVerberst-Satz vor.

      Vergleicht man eine Reihe von Strukturen im Feldermodell, stellt man fest, dass bestimmte Konstituenten an verschiedenen Stellen im Satz stehen können. Diese Variabilität in der Wortstellung hat man durch die Annahme zu erfassen versucht, dass Konstituenten sich – unter gewissen Gesetzmäßigkeiten – umstellen lassen. Diese Metapher der BewegungBewegung ist in einem ganz bestimmten Paradigma verankert, der Generativen SyntaxGenerative Syntax, und innerhalb dieses Paradigmas in einem bestimmten Modell, der TransformationsgrammatikTransformationsgrammatik (vgl. Chomsky 1957, 1965), aus der sich die Rektions- und BindungstheorieRektions- und Bindungstheorie (Chomsky 1981) sowie im Laufe der Zeit weitere Modellvarianten (vgl. u.a. das Minimalistische ProgrammMinimalistisches Programm seit Chomsky 1995) entwickelt haben. Es gibt andere Grammatikmodelle, die mit dem, was wir im Folgenden als Umstellung behandeln, auf andere Art umgehen. Die Betrachtung dieser bestimmten syntaktischen Sichtweise motiviert sich für uns allein daraus, dass die Ansätze, die in den Kapiteln 2 bis 7 vorgestellt werden, im Rahmen dieser Vorstellungen entwickelt worden sind.

      

Die generative Syntaxforschung geht davon aus, dass es eine zugrundeliegende SatzstrukturZugrundeliegende Satzstruktur gibt, aus der andere Strukturen abgeleitet werden. Diese zugrundeliegende Struktur ist im Deutschen die Abfolge SOVSOV (Subjekt-Objekt-Verb), d.h. die Abfolge des Nebensatzes.

      Ausgehend von dieser Grundabfolge lassen sich jegliche Sätze leicht ableiten. In (5) sind die Sätze aus (4) im TFM abgebildet.

(4) a. weil Maria den Hund füttert
b. Füttert Maria den Hund?
c. Maria füttert den Hund.
d. Den Hund füttert Maria.
e. Wen füttert Maria?
f. Peter sagt, dass Maria den Hund füttert.

      In der Grundabfolge, der sogenannten TiefenstrukturTiefenstruktur, ist die Wortstellung SOV. Diese tritt im Nebensatz ohnehin auf. Um die anderen Sätze abzuleiten, sind die drei Operationen in (6) vonnöten.

(6) Bewegungsoperationen
a. Finitumvoranstellung
b. Topikalisierung
c. Extraposition

      Durch die FinitumvoranstellungFinitumvoranstellung wird das finite Verb von der RSK