Thomas Williams

Zombie Zone Germany: Fressen oder gefressen werden


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auf seiner Seite gewesen. Hätten sich Natalies Peiniger entschlossen, zurückzuschießen, wäre die Sache wohl anders ausgegangen. Inzwischen waren sie ein eingespieltes Team. Sie hielt ihnen die Stinker und andere Feinde vom Hals, er flickte sie zusammen. Mit der Zeit hatte er sich damit abgefunden, dass er sich von einer Frau beschützen lassen musste. Schließlich würde keiner von ihnen ohne den anderen noch leben. Dennoch kam es ihm manchmal so vor, als wisse sie gar nicht zu würdigen, was er für sie getan hatte, denn immer wieder handelte sie unüberlegt und voreilig. So wie jetzt, als sie den beiden Männern folgte.

      Während er ihr zwischen den stehenden Autos entlang hinterherschlich, hielt er nach Stinkern und weiteren Feinden Ausschau, ohne welche zu entdecken. Zähneknirschend verfolgte er, wie Natalie die Tankstelle hinter sich ließ. Er wollte ihr nacheilen, aber in diesem Moment riss ihn jemand mit sich zu Boden. Ehe er überhaupt reagieren konnte, spürte der Doc eine Klinge am Hals und hörte eine Stimme dicht neben seinem Ohr sagen: »Mach jetzt keine Dummheiten!«

      Eine Hand fasste in sein Haar, zwang ihn, seinen Kopf in den Nacken zu legen. Sein Gegner sah ihn an und der Doc erblickte ein rundliches, unrasiertes Gesicht. Es erschreckte ihn, als er einen etwa zwanzig Jahre alten Mann erkannte. Auch die Bartstoppeln halfen nicht viel, um ihn älter aussehen zu lassen, und als er wieder sprach, fiel dem Doc auf, wie hoch die Stimme des Mannes klang. Und wie sie zitterte. Der junge Kerl hatte Angst.

      »Ich werde dich jetzt durchsuchen. Wenn du auch nur eine Bewegung machst, verteile ich dein ganzes Blut auf der Straße.«

      So wie er redete, kannte er wohl zu viele Filme. Doch mit einem Messer am Hals wollte der Doc sich nicht über ihn lustig machen, also krächzte er: »Okay.«

      Die Klinge verschwand und der Bursche begann, den Doc abzutasten. Immerhin machte er das ordentlich. Der Doc wollte ihn nicht unterschätzen. Seine Nervosität konnte ihn noch gefährlicher machen.

      »Dreh dich auf den Bauch und nimm die Hände hinter den Rücken«, befahl der Fremde schließlich und band die Hände vom Doc zusammen, als dieser gehorchte. Danach zog er ihn auf die Beine und hielt ihm das Messer erneut an den Hals. Wieder griff er ihm ins Haar, bevor er ihn fragte: »Bist du allein?«

      Auch diesmal konnte der Doc seine Antwort nur krächzend von sich geben: »Ja.«

      »Wehe dir, wenn nicht. Los, geh voran.« Ehe der Doc einen Fuß vor den anderen setzen konnte, gab ihm der Junge einen Stoß in den Rücken und fauchte: »Na los!«

      Sie gingen in dieselbe Richtung wie Natalie und die zwei Männer vor ihr. Früher oder später mussten sie aufeinanderstoßen. Um das hinauszuzögern, drehte der Doc sich halb um und sagte: »Hör mal ...«

      Weiter kam er nicht. Der Anblick des Jungen würgte ihm das Wort ab, als dieser sich einen aus Stacheldraht gemachten Kranz auf den Kopf setzte. Die blutigen Kratzer an seinem Kopf waren ihm bereits aufgefallen, doch es war schließlich keine Zeit geblieben, darüber nachzudenken. Den Kranz musste der Junge beim Angriff verloren haben.

      »Dreh dich wieder um!«, schnauzte er und hielt dem Doc das Messer vors Gesicht.

      Der konnte immer noch nichts weiter tun, als den anderen anzustarren. Schließlich fragte er: »Wieso trägst du dieses Ding?«

      Der junge Mann schien ihn noch einmal zum Gehen auffordern zu wollen, sagte dann aber: »Ich diene Imperius.«

      Als der Doc die Schultern hob, sah er Überraschung im Gesicht des Jungen. »Du weißt nicht, wer das ist?«

      »Hab noch nie von ihm gehört.«

      »Du wirst ihn kennenlernen. Ihr alle werdet das. Und dann werdet ihr sterben. Jetzt dreh dich wieder um.«

      Sobald der Doc gehorchte, hörten sie Schüsse fallen.

      »Scheiße! Beweg dich! Los!«, schrie der Junge. Ohne darauf zu warten, dass sein Gefangener gehorchte, packte er ihn am Arm und zerrte ihn mit sich.

      Kapitel 6

      Solch einen Wagen hatte Natalie noch nie gesehen. An den Fenstern waren Drahtgitter montiert, der zerkratzte Lack und mehrere Beulen machten deutlich, dass er schon einiges mitgemacht hatte. Auf der Ladefläche befand sich ein Käfig. Kaum höher als ein ausgewachsener Mann, doch es hätten etwa zehn solche Personen in ihm Platz gehabt.

      Als sie über die Ladefläche hinweg zum Parkplatz spähte, entdeckte sie das kleine Feuer, an dem mehrere Männer und Frauen standen. Ihre Kleidung war dreckig, ihre Haare verfilzt. Was aber besonders auffiel, waren die Stacheldrahtkränze auf ihren Köpfen. Auch das hatte Natalie noch nie gesehen.

      Einer der Männer kratzte sich die Stirn und den Hinterkopf. Diese Dinger mussten einen wahnsinnig machen, denn schließlich kratzten einem die Dornen ununterbrochen in die Haut und irgendwann ins Fleisch. Doch außer ihm zeigte niemand irgendeine Reaktion darauf.

      Die Aufmerksamkeit der Leute galt der Frau, die zwischen ihnen kniete und eine Hand auf den blutenden Stumpf presste, der einmal ihr linkes Knie gewesen war. Sie starrte ihr halbes Bein an, als könnte sie noch gar nicht glauben, dass da etwas fehlte. Dunkle Haarsträhnen hingen in ihr kreidebleiches Gesicht.

      Einer der Männer war dabei, das abgetrennte Bein über dem Feuer zu braten, und brachte die anderen zum Lachen, als er sagte: »Weglaufen kann sie jetzt jedenfalls nicht mehr.«

      Natalie versteckte sich wieder hinter dem Wagen, um nicht länger hinsehen zu müssen. Der Wind wehte ihr den Geruch von verbranntem Fleisch entgegen, sodass ihr übel wurde.

      Sie holte das Magazin aus der P9. Noch vier Kugeln. Zu wenige, um alle Kannibalen auszuschalten. Sie musste also bluffen. Und zwar schnell. Die Frau würde nicht mehr lange durchhalten. Entweder starb sie am Blutverlust oder am Schock. Oder was auch immer die Menschenfresser als Nächstes mit ihr vorhatten.

      Natalie schob das Magazin in die Waffe, entsicherte sie und stand auf. Als Soldatin in der Bundeswehr hatte sie viel gesehen und erlebt, aber ihre Beine zitterten dennoch, als sie den Wagen hinter sich ließ. Sie hoffte, entschlossen zu wirken. Und dass der Doc irgendwo lauerte, um einzugreifen, wenn es brenzlig werden sollte.

      Mit der P9 auf die Menschenfresser gerichtet ging sie vorwärts, ließ sich ihre Ausbildung, ihre Zeit in Afghanistan, die Auferstehung der Toten in Deutschland und das darauffolgende Chaos durch den Kopf gehen, um sich einzureden, dass sie nach all dem Wahnsinn auch diesmal überleben würde. Oder wenigstens vier von diesen Mistkerlen mitnehmen konnte, sollte etwas schiefgehen.

      Als einer der Männer auf sie aufmerksam wurde, reagierte er anders als erwartet. Er nickte in ihre Richtung und sagte gelassen: »Wir kriegen Besuch.«

      Sogar die verletzte Frau sah in ihre Richtung. Doch es wirkte eher so, als blickte sie durch sie hindurch.

      »Lasst sie gehen«, befahl Natalie, als sie stehen blieb und auf die Gruppe zielte.

      Zuerst passierte gar nichts. Niemand erwiderte etwas oder machte Anstalten, zu gehorchen.

      Dann begann eine der Menschenfresserfrauen zu lachen und die anderen stimmten mit ein.

      »Sie kann aber gar nicht mehr gehen«, spottete die Kannibalin.

      Natalies Finger schloss sich etwas fester um den Abzug, doch jetzt abzudrücken, wäre Selbstmord gewesen. Sie hatte keine Deckung und die umgebauten Fahrzeuge standen zu weit entfernt, um sich hinter ihnen in Sicherheit zu bringen.

      Einer der Männer wollte auf sie zugehen, aber Natalie schrie: »Stehenbleiben!«

      Der andere gehorchte, grinste jedoch: »Und wenn nicht?«

      Er war etwas kleiner als die anderen und lag trotz der geringen Nahrungsmittel immer noch gut im Futter. Sein Bauch ragte über den Hosenbund, das Hemd spannte sich über seinem Oberkörper, da es ihm zwei Nummern zu klein sein musste.

      Natalie richtete die Waffe auf ihn. »Dann gehst du als erster drauf.«

      Er zeigte sich immer noch unbeeindruckt. »Du hast eine ganz schön große Klappe. Vielleicht erwischst du zwei von uns, aber bestimmt nicht alle.«

      Während