Hilfe leisten wollten, wurden selbst vom Schützen ins Visier genommen.
Bis zum 21. Januar 2013 waren in fünf Nachbarländern 671 262 Syrer als Flüchtlinge zur Registrierung gemeldet. Nicht unerwähnt ließen wir die Zerstörung kulturell bedeutsamer Bauwerke. Bis dahin waren sechs der Gebäude beschädigt, die im Weltkulturerbe der UNESCO erfasst sind. Die antike Ruinenstadt von Bosra etwa, Hort mehrerer Jahrhunderte Kulturgeschichte, mit byzantinischen Kirchen und frühislamischen Moscheen und seinem berühmten römischen Theater – von Bomben aus der Luft in Stücke geschlagen. Der »Souk«, Aleppos weltbekannter gedeckter Basar – abgebrannt. Plünderer waren in Syriens berühmteste Kreuzritter-Burg eingebrochen, und die Belagerung durch Assad-Truppen hatte die Burg Krak de Chevaliers schwer beschädigt. Beide Kriegsparteien hatten kein Problem damit, historische Gebäude als Stellungen zu nutzen.
Ein halbes Jahr nach meinem Eintritt in dieses Gremium sollten wir nun vor dem Human Rights Council unsere Schlussfolgerungen vortragen. Der Bericht mit der Nummer A/HRC/ 22/59 listete säuberlich Hunderte einzelner Gewalttaten auf. Wenn der UNHRC die Dokumentation dem Sicherheitsrat weiterreichte, käme dieser nicht umhin, seine Untätigkeit in der Syrien-Frage aufzugeben. Damit wäre mein Auftrag erledigt, innerhalb der veranschlagten Zeit. Zu Hause war ich zum ersten Mal Großmutter geworden, und mir schwebte vor, wie ich schon bald den Enkel in den Armen halten würde. Er sollte von mir umsorgt werden wie von einer typischen Tessiner Nonna. Ein Titel, auf den ich weit stolzer sein konnte als auf den Titel der UN-Untersuchungskommissärin. So jedenfalls stellte ich mir das vor, nach verrichteter Arbeit nach Hause zu gehen. Denn welchen Sinn hätte sonst die Kommission des Human Rights Council und die Erfassung all dieser Verbrechen? Ein kurzer Spaziergang auf dem Quai du Mont-Blanc ordnete meine Gedanken, die eigenen Atemwolken in der kalten Luft vor mir hertreibend. In Genf war es Februar geworden. Die Weihnachtsbeleuchtungen waren verschwunden, aber an den Straßenrändern lag der Schnee grau und matschig. Welch ein enormer Gegensatz, dachte ich, zu dem heißen Wüstenland, über das wir dem Menschenrechtsrat Bericht erstatten sollten.
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