Annemarie Selinko

Morgen ist alles besser


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in Andes – Friedl ist allein. Nein, nein, Friedl, du bleibst nicht allein, ich bin dein Kamerad, ich gehöre zu dir, ich bleib auch bei dir, ich bleib immer bei dir, Friedl, wohin du auch gehst – Vergils Leben erlitt im Jahre 41 eine Störung, weil damals die Verteilung der Äcker an die Veteranen der Triumvirn erfolgte. Scheinbar haben sie dem Vergil Land weggenommen, der Vergil wird sich geärgert haben, einundvierzig vor Christi – einundvierzig –, wie spät ist es eigentlich?

      Toni sieht auf die Armbanduhr: halb neun.

      Sie beugt sich wieder über die Lehrbücher. Fekete kommt ins Zimmer und holt das Nachtmahlgeschirr. Toni sieht von den Büchern nicht auf. »Du kannst schlafen gehen, Fekete«, bemerkt sie, »ich gehe um neun noch weg. Ins Kino. Ich hab die Schlüssel, geh schlafen, du brauchst nicht zu warten, bis ich nach Hause komme.«

      Der Fekete begreift nur langsam. »Gnädiges Fräulein geht noch weg? Jetzt gleich geht gnädiges Fräulein?«

      »Ich gehe erst um neun, es ist noch Zeit«, antwortet die Toni, und der Fekete verschwindet.

      Fünf Minuten vor neun klappt Toni das Buch zu. Sie holt den alten, fleckigen Mantel und nimmt die blaue Pullmankappe. Im Vorzimmer macht sie plötzlich kehrt und läuft ins Zimmer zurück. Reißt den Kasten auf und bringt einen etwas zerbeulten Hut zum Vorschein. Einen scheußlichen roten Hut. Aber immerhin: Es ist ein Hut mit einer Krempe, er sieht erwachsener aus als die Pullmankappe. Den Hut setzt sie auf, rückt ihn tief ins Gesicht, um wie eine Dame auszusehen, und denkt: Jetzt wird es Zeit sein.

      Dann verlässt sie die Wohnung und geht dem Schottentor zu. Beim Schottenring-Kino bleibt sie einen Augenblick lang stehen und betrachtet die ausgestellten Kinobilder.

      So. Jetzt ist es Zeit.

      Sie geht schneller, ein kleines Stückchen läuft sie sogar, sie hat auf einmal wahnsinnige Angst, dass sie zu spät kommt. Aber knapp vor dem Krankenhaus in der Alser Straße verlangsamt sie ihre Schritte, geht würdig und gemessen und atmet ein paar Mal tief. Das Herz klopft ihr im Hals. Sie ist ganz außer Atem, sie muss ruhig werden und würdig, sie muss ein sicheres Auftreten bekommen. In den nächsten Minuten muss sie unbedingt ein sicheres Auftreten haben. Sonst schickt man sie fort, obwohl doch keine Zeit mehr ist.

      Das große Tor des Krankenhauses ist geschlossen. Eine schwarze riesige Wand. Sie rüttelt an der schweren Klinke und erschrickt über den Lärm, den ihr Rütteln verursacht. Zu. Um diese Stunde ist kein Einlass, kommen Sie zur Besuchsstunde wieder, Fräulein Huber. Die Toni knirscht mit den Zähnen, das macht sie immer, wenn sie aufgeregt nachdenkt.

      Neben dem großen Tor ist eine schmale Tür. Diese Tür wird sich öffnen lassen, denkt Toni, das ist die Tür für die Ärzte, die Schwestern und die anderen Leute, die hier zu tun haben. Für die Leute, die man nicht hinauswirft.

      Sie dürfen mich nicht hinauswerfen, betet Toni in ihrem Herzen. Ganz leicht drückt sie gegen die schmale Tür. Die Tür gibt nach. Toni sieht durch einen schmalen Spalt eine hell erleuchtete Portierloge.

      Da reißt sie sich zusammen. Langsam, sehr sicher und selbstverständlich stößt sie die Tür weit auf.

      Toni geht durch die Tür. Sie setzt ein Lächeln auf. Alles hängt von diesem Lächeln ab, es muss ein erwachsenes Lächeln werden.

      Und zum ersten Mal in ihrem Leben gelingt Toni Huber das Lächeln einer Dame.

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