als Staub in deine Augen, dazu da, um einem kannibalischen und unmenschlichen System den Anschein von Legitimität und Menschlichkeit zu verleihen, dessen einziges Ziel darin besteht, dir Leid zuzufügen, um deinen Willen zu brechen.
Bemerkenswert ist, dass das Vollzugsregime und seine Anforderungen aus dem ohnehin nicht sehr klugen Personal der Strafvollzugsanstalten richtige Idioten macht. Eines Tages war es uns im Gefängnis in Shodsina irgendwie gelungen, einen Fernseher in die Zelle zu bekommen. Aber in dieser Betonkiste von Zelle hatte der einen sehr schlechten Empfang, und ihn näher ans Fenster zu stellen war unmöglich: Das Netzkabel war zu kurz und ein Verlangerungskabel war natürlich „nicht gestattet“. Und so stand der also mitten in der Zelle. Aber wenn er auf dem Boden stand, konnte man nichts sehen und wir mussten ihn irgendwie anheben. Wir hatten keine große Auswahl, und so stellten wir ihn auf eine umgedrehte Waschschüssel. Nach einer Weile kamen die Wachen zum Filzen. Deren Chef trat unverschämt auf, wandte den Kopf hin und her, suchte irgendetwas, um uns anmachen zu können. Seinem geschulten Auge fiel eine Abweichung von der Norm auf: der Fernseher auf einer umgedrehten Waschschüssel.
„Und warum steht der Fernseher da, auf der Waschschüssel?“
„Man kann nichts sehen, wenn der auf dem Boden steht, und das Kabel reicht nicht bis zum Tisch.“
Unzufriedenheit im Gesicht des Bullen. Die Schablone ist kaputt, eine Situation außerhalb des Reglements, dringender Handlungsbedarf:
„Aber das führt doch …“ – für eine Sekunde spiegelt sein Gesicht intensive Gedankenarbeit, die Suche nach einem relevanten und plausiblen Vorwand für eine Schikane – „… zum Verschleiß der Waschschüssel!“
Als sich die Tür schloss, lachten wir uns über diesen Bullen noch eine halbe Stunde lang schlapp, der hatte uns den Tag gerettet. Unsere Schlussfolgerung: Was für ein Leben! Hast es bis Mitte dreißig geschafft und rennst von einer Zelle zur anderen, um den Häftlingen was vom „Verschleiß der Waschschüssel“ zu erzählen. Das Regime haben sie für uns erschaffen, doch jetzt sind sie es, seine Diener, die noch weniger frei sind als viele Gefangene hinter Gittern.
Juli 2016
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