Eva Markert

Mats und das Buch aus der Kiste


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      Eva Markert

      Mats und das Buch aus der Kiste

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Wölfling Werner tut täglich eine gute Tat

       Werner ist gut in der Schule

       Werner ist immer ordentlich

       Werner nimmt seinem Vater Gartenarbeit ab

       Werner hilft seiner Mutter beim Spülen

       Werner ist immer für seine Geschwister da

       Werner hilft alten Frauen auf der Straße

       Werner besucht einsame, alte Männer

       Werner kümmert sich auch um Tiere

       Werner schenkt einem Waisenkind seinen Lieblingsteddy

       Werner spendet für hungernde Kinder in Afrika

       So ein Quatsch!

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       Impressum neobooks

      Wölfling Werner tut täglich eine gute Tat

      „Guck mal, Papa!“ Mats hielt seinem Vater ein Buch hin, das er in der Kiste auf dem Dachboden gefunden hatte, in der Papa Sachen aus seiner Kinderzeit aufbewahrte. Es musste schon sehr alt sein, denn das Papier hatte sich bräunlich verfärbt und der Buchrücken war zur Hälfte lose. Der Junge auf dem Einband trug altmodische, kurze Hosen, ein dunkelgrünes Hemd mit vielen Abzeichen, und er hatte ein Tuch um den Hals gebunden.

      „Wölfling Werner!“, rief Papa aus, als ob er einem guten, alten Bekannten wiederbegegnet wäre. Als er durch die Seiten blätterte, staubte es. „Dieses Buch habe ich gelesen, als ich ungefähr in deinem Alter war. Mein Vater hat es mir damals gegeben. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er es zu seinem zehnten Geburtstag von seinem Großonkel geschenkt bekommen.“

      Der Titel machte Mats neugierig. „Wölfling“, das Wort gefiel ihm, obwohl er keine Ahnung hatte, was es bedeutete. Sein Vater erklärte ihm, dass Wölflinge acht- bis zwölfjährige Pfadfinder waren. Mit anderen Worten: Wenn Mats ein Pfadfinder wäre, würde er zu den Wölflingen gehören.

      Unter Pfadfindern konnte Mats sich ebenfalls wenig vorstellen, also las er das Buch, um etwas über sie herauszufinden. Pfadfinder, so stand da, trafen sich regelmäßig und machten tolle Sachen zusammen. Zum Beispiel fuhren sie in Zeltlager oder gingen auf Erkundungstouren im Wald und erlebten eine Menge Abenteuer. Vor allen Dingen wollten Pfadfinder gute Menschen sein. Deshalb versuchten sie, jeden Tag mindestens eine gute Tat zu tun.

      Wölfling Werner erwies sich in dieser Beziehung als erstaunlich einfallsreich. Er hatte immer eine Idee, wie er anderen Menschen helfen konnte. Manchmal vollbrachte er sogar mehrere gute Werke an einem Tag. Und deshalb, hieß es in dem Buch, war Werner einer der glücklichsten Jungen in der ganzen Stadt, denn wenn man andere glücklich machte, wurde man selbst auch glücklich.

      Die Sache mit dem Glücklichmachen fiel Mats wieder ein, als er mit seinen Eltern von dem kleinen Ort in Sachsen in die Großstadt zog, weil Papa da eine neue Arbeit gefunden hatte. Über diesen Umzug war Mats nicht besonders glücklich. Genau genommen war er sogar ziemlich unglücklich. Sie wohnten jetzt in einem Hochhaus, in dem es unglaublich viele Leute gab. Mats glaubte nicht, dass er die jemals alle kennenlernen würde.

      In seiner neuen Schule fühlte er sich ebenfalls nicht wohl. Seine Lehrer machten einen ganz netten Eindruck, vor allem Frau Basten, die Klassenlehrerin. Aber seine Mitschüler kicherten immer über ihn, weil er komisch sprach. Zumindest fanden sie das. Mats fand das nicht. Da, wo er herkam, sprachen alle so – Sächsisch halt. Seine Klassenkameraden waren doof! Nur Sören, der neben ihm saß, schien ganz in Ordnung.

      Mats überlegte, ob es etwas bringen würde, wenn er Wölfling Werners Trick mal ausprobierte und anderen half. Würde er sich dann vielleicht besser fühlen? Ein Versuch konnte zumindest nicht schaden.

      Bloß – wen sollte er glücklich machen und wie? Er nahm das Buch aus dem Regal, um sich genauer anzusehen, wie Werner das immer schaffte. Vielleicht konnte er es ihm ja einfach nachmachen.

      Werner ist gut in der Schule

      Gleich auf den ersten Seiten wurde Werner als großartiger Junge beschrieben. Ein leuchtendes Beispiel für alle. Seine Lehrer freuten sich über ihn, weil er fleißig und ordentlich war und immer die besten Noten von allen hatte. Darüber freuten sich seine Eltern natürlich auch. Und als er einmal eine schlechtere Note bekam, traf ihn keine Schuld. Er hatte nur nicht lernen können, weil er für eine arme kranke Frau einkaufen gehen musste.

      Dass Werner ein so fabelhafter Schüler war, beunruhigte Mats ein wenig. Seine eigenen Leistungen waren eher mittelprächtig, und im Rechnen noch nicht einmal das, denn mit Zahlen konnte er nicht viel anfangen. Deshalb sah sein Matheheft auch noch unordentlicher aus als die anderen Hefte.

      Aber Werner gab niemals auf. Deshalb beschloss Mats, die Flinte auch nicht ins Korn zu werfen. In zwei Tagen würde er die erste Arbeit schreiben, und dafür wollte er nun üben, üben, üben.

      Mats setzte sich an den Tisch und löste noch einmal sämtliche Mathehausaufgaben, die sie aufbekommen hatten, seit er in die neue Klasse ging. Es waren insgesamt nicht viele zusammengekommen, daher machte er die Übungen ein zweites Mal. Beim dritten Mal kannte er die Ergebnisse zum Teil schon auswendig.

      Mats legte den Stift hin. Es machte keinen Sinn, Lösungen auswendig zu wissen, denn in der Arbeit kamen bestimmt andere Aufgaben dran. Und noch was wurde ihm klar: Wenn er eine Eins oder Zwei schriebe, würde sich Frau Basten höchstwahrscheinlich gar nicht besonders darüber freuen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass er normalerweise schlechtere Noten in Mathe bekam.

      Bei seinen Eltern sah die Sache allerdings anders aus. Die würden sich zweifellos freuen. Seufzend griff Mats wieder nach dem Stift.

      Seine Mutter kam herein. „Du sitzt ja immer noch an den Hausaufgaben!“, rief sie.

      „Ich übe für die Mathearbeit“, erklärte Mats und wartete auf ihren Freudenausbruch.

      Doch der blieb aus. „Das ist gut“, sagte sie nur und fügte dann hinzu: „Aber ich denke, für heute hast du genug gearbeitet. Es ist herrliches Wetter. Geh lieber ein bisschen draußen spielen.“

      Mats war platt. Da tat er mal, was seine Eltern ihm dauernd predigten, und nun war es auch nicht recht.

      Außerdem gab es noch ein weiteres Problem: „Ich weiß nicht, wo ich spielen soll“,