Eva Markert

Prinzessin Feuerrose und die Honigrosenelfen


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vor.

      „Soso“, meinte Samtian. „Du willst also unsere Prinzessin sein?“

      „Was heißt hier ‚wollen‘? Ich kann schließlich nichts dafür, dass ich als Erste geboren wurde.“

      „Und weil du zuerst geboren wurde, willst du über uns bestimmen?“

      „Ich will vor allem eine gute Prinzessin sein.“

      Dorno war es anscheinend furchtbar egal, wer über ihn bestimmte oder auch nicht. Er gähnte. „Ach, ich bin ja sooooo müde. Ich glaube, ich muss erst mal ein bisschen schlafen.“

      Das konnte Samtian überhaupt nicht begreifen. „Du bist doch gerade erst aufgewacht!“

      Dorno antwortete nicht. Ihm fielen schon die Augen zu.

      Feuerrose, Duftine und Blütelia flogen weiter, um den Garten zu erkunden. Immer mehr rote Rosenelfen kamen dazu.

      Als der Abendstern aufblitzte, schlüpften sie zurück in ihre Rosen. Sie kuschelten sich in die samtigen Blütenblätter und träumten von dem herrlichen Sommer, der vor ihnen lag.

      Am frühen Morgen

      Prinzessin Feuerrose wachte schon sehr früh am Morgen auf. Noch nichts war zu hören außer dem Gezwitscher der ersten Vögel.

      „Danke, liebe Vögel“, rief sie, „dass ihr mich geweckt habt!“

      Sie begann sich in einem großen Tautropfen zu waschen. Dabei sang sie:

      „Ich lache und singe

      tanze und springe

      fliege und helfe

      Ich bin eine Elfe.“

      Sie sang so laut, dass sie gar nicht hörte, wie viele Rosenelfen in ihren Blüten anfingen zu murren.

      „Du meine Güte! Das klingt ja schauerlich!“, schimpfte Samtian.

      Dorno steckte die Nasenspitze aus seiner Rose. Er wollte etwas sagen, konnte aber nicht, weil er erst ausgiebig gähnen musste.

      „Welcher Idiot macht hier in aller Herrgottsfrühe solch einen Lärm?“, zeterte Blütelia.

      Feuerrose verstummte.

      „Unsere Prinzessin hat gesungen“, erklärte Duftine.

      „Sie soll gefälligst still sein, wenn andere schlafen.“

      „Eine Prinzessin darf singen, wann sie will, wo sie will und so laut und schauerlich, wie sie will“, widersprach Duftine.

      Feuerrose spreizte ihre Flügel, hob ab und taumelte um den Rosenstrauch herum. „Ich bin zwar eure Prinzessin“, rief sie, „aber ich möchte nichts tun, was euch ärgert. Ich verspreche euch: Wenn ich morgen aufwache, singe ich nur ganz leise.“

      „Sing am besten gar nicht“, fauchte Blütelia.

      Feuerrose wollte neben ihr landen, doch sie stellte sich wieder sehr unbeholfen an. Wenn Blütelia sie nicht im letzten Augenblick festgehalten hätte, wäre sie hinuntergefallen.

      „Tolle Prinzessin, die weder singen noch fliegen kann“, murmelte sie.

      Feuerrose tat, als hätte sie nichts gehört. „Eins verstehe ich nicht“, sagte sie. „Warum seid ihr so böse, wenn ihr früh geweckt werdet?“

      „Weil wir noch sooooo müde sind.“ Das war natürlich Dorno.

      „Aber wenn du natürlich früh aufstehen möchtest, Prinzessin, ...“, begann Duftine und knickste.

      „Hör endlich mit dem Prinzessinnen-Getue auf! Ich wollte etwas ganz anderes sagen: Ich finde, je eher man aufsteht, desto länger dauert der Tag. Das ist doch toll!“

      „Da hast du vollkommen Recht, Prin...“ Duftine brach ab, weil Feuerrose ihr einen warnenden Blick zuwarf.

      „So habe ich das noch gar nicht gesehen“, mischte Samtian sich ein. „Aber es stimmt. Und je länger der Tag dauert, desto mehr können wir spielen. Aber wir brauchen es ja nicht gleich zu übertreiben. Ich jedenfalls schlaf noch ‘ne Runde.“

      „Ich auch. Ihr könnt von mir aus spielen, bis ihr umfallt.“ Dorno verschwand in seiner Rose.

      Feuerrose schaute Duftine und Blütelia an. „Wollen wir gemeinsam frühstücken?“

      „Gern“, antwortete Duftine.

      „Ohne mich.“ Blütelia verschwand in ihrer Rose. Sie blickte aber noch einmal kurz heraus und runzelte die Stirn, als sie sah, wie Feuerrose und Duftine zusammen in die Palastblüte kletterten.

      Frühstück in der Palastblüte

      „Schön hast du es hier.“ Duftine schaute sich um. „Richtig gemütlich. Und die dunkelroten Blütenblätter gefallen mir sehr gut!“

      „Sieht es in deiner Rose denn nicht genauso aus?“, wunderte sich Feuerrose.

      „Doch, schon ... Aber weil du die Prinzessin bist, ist deine Rose eine Palastblüte. Und weil sie eine Palastblüte ist, muss sie schöner sein als meine.“

      „Versteh ich nicht. Ich sehe keinen Unterschied. Außer dass meine vielleicht etwas größer ist. Aber egal. Setz dich. Ich hole uns Nektar und Blütenstaub.“

      Sie hockten sich auf den weichen Boden. Duftine nippte an ihrem Nektar. „Mm, das schmeckt gut!“ Erstaunt blickte sie auf Feuerroses Schälchen. „Du hast ja schon alles getrunken!“

      „Ich hatte Durst“, murmelte Feuerrose.

      Duftine nahm eine Prise Blütenstaub. Im gleichen Augenblick stopfte sich Feuerrose eine ganze Handvoll in den Mund.

      „Was machst du denn da?“, fragte Duftine entsetzt. „Entschuldige, Prinzessin“, fügte sie hastig hinzu. „Ich wollte nicht ... Ich dachte nur ...“ Ihr Gesicht wurde so rot wie ihr Tüllkleid.

      Feuerrose füllte ihr Schälchen erneut mit Blütenstaub. Sie ahnte, was Duftine dachte. Nämlich, dass die Prinzessin zu viel und zu schnell aß.

      „Also?“, hakte Feuerrose nach. „Was wolltest du sagen?“

      „Äh .. Dass du großen Hunger hast!“

      „Das kommt, weil ich schon so lange wach bin“, behauptete Feuerrose.

      Aber das war nur eine Ausrede. Der wahre Grund, warum sie so viel in sich hineinstopfte, war, dass sie Blütenstaub köstlich fand.

      Inzwischen waren alle Rosenelfen wach.

      „Kommt raus, die Sonne ist schon aufgegangen!“, rief Samtian.

      „Ich bin schon da!“ Duftine stellte sich auf den Rand der Palastblüte und breitete ihre durchsichtigen Flügel aus.

      Feuerrose wartete, bis sie davongeschwirrt war. Dann verschlang sie noch eine Portion Blütenstaub.

      Als sie aus ihrer Rose kletterte, fühlte es sich an, als hätte sie Steine im Bauch. Schwerfällig flog sie los und musste höllisch aufpassen, dass sie nicht nach unten sackte. „Ab morgen esse ich weniger.“ Das nahm Feuerrose sich fest vor.

      Nachfliegen

      Die roten Rosenelfen spielten Nachfliegen.

      „Du bist dran!“ Duftine berührte Feuerrose an der Schulter und schoss im gleichen Augenblick senkrecht nach oben.

      Die Prinzessin unterdrückte einen Seufzer. Schon wieder war sie dran!

      Samtian jagte an ihr vorbei. „Fang mich doch!“

      Gleichzeitig sauste Blütelia auf sie zu. „Du kriegst mich nicht!“ Schon war sie zwischen den Bäumen verschwunden.

      Feuerrose