Henriko Tales

Glücklich in Rente


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      Falsche Glaubenssätze

      Dazu kommen dann auch noch falsche Glaubenssätze: Sie haben sich für die Rente vorgenommen, Ihre Kinder und Enkel öfter zu besuchen. Aber die haben plötzlich keine Zeit, weil die nämlich längst anders organisiert sind. Ein großer Meilenstein in der Lebensplanung bricht plötzlich weg. Nun fängt die metabolische (giftige) Spirale an, sich weiter zu drehen: tiefes Loch in der Rente – finanziell wie psychisch, Selbstmitleid, Aufgabe sozialer Kontakte, Vernachlässigung von Gesundheit und Pflege, Krankheiten, völlig ödes Dahinvegetieren (=vor dem Fernseher auf den eigenen Tod wartend“!), Depression, nicht mehr leben wollen oder gar bis hin zum aktiven Ende (Suizid). Winken Sie jetzt bitte nicht ab! „Das kann mir doch nicht passieren!“.

      Sie können in so etwas schneller hineinrutschen als Ihnen lieb ist. Weil Sie es nie im Leben für möglich hielten. Weil Sie keiner auf den Lebensabend richtig vorbereitet hatte. Und weil Ihnen in all den Jahren zuvor immer das Gegenteil vorkaugelt wurde (z.B. in der Werbung).

      Unflexibel und hilflos im Alter

      Rechnen Sie doch einfach nur mal biologisch. Sie wachsen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt durch ständige Zellteilung. Aber irgendwann hört das auf. Mit dem Alter bauen Sie körperlich ab. Die Haare fallen aus oder ergrauen. Bei Männern wächst der Bart langsamer. Bei Frauen können die Wechseljahre besonders grausam sein – mit heftigen körperlichen Reaktionen bis hin zu psychischen Störungen.

      Mit dem Alter stellen sich auch die einen oder anderen Krankheiten ein. Wer zuvor schon welche hatte wie „Zucker“ etwa, bei dem wachsen die Krankheiten dann auch mit. Man glaubt, man hat alles im Griff (mit modernen Medikamenten), muss dann aber feststellen, dass mit wachsendem Alter auch die Krankheiten schlimmer werden und einen noch mehr behindern. Strukturen verfestigen. Sie werden unflexibler, weil Sie lieb gewordene Angewohnheiten nicht mehr ablegen wollen oder können. Nun kommt der Renteneintritt und Sie sollen plötzlich Dinge in Ihrem Leben verändern. Sie können aber nicht, weil die Knochen nicht mehr so beweglich sind, die Gelenke schmerzen, und auch überhaupt fühlen Sie sich nicht mehr fähig, noch mal was zu verändern. Nein, Sie wollen einfach nicht. Sie haben innerlich eher den Rückwärtsgang eingeschaltet und sträuben sich sogar gegen Veränderung. Im Alter ist man tatsächlich unflexibler. Gerade deswegen müssen Sie den Renteneintritt rechtzeitig und sorgfältig planen.

      Auch noch ein Beziehungsproblem?

      Ja, Sie werden es nicht glauben: Es kommt oft auch noch ein Beziehungsproblem hinzu. Warum? Sie haben sich jahrzehntelang nur halbtags gesehen und hocken nun den ganzen Tag aufeinander. Dann will der Rentner nun aus Langeweile auch noch in die Domäne des Partners hinein – etwa beim Kochen.

      Das bringt erhebliche Probleme mit sich. Stellen Sie sich das mal wirklich vor. Sie sitzen nun als Rentner zu Hause und wissen nicht, was Sie tun sollen. Plötzlich fangen Sie an, sich in Dinge einzumischen, die Ihr Partner bisher jahrzehntelang autonom erledigt hat: Einkäufe, Kochen, Essensplanung, Wohnungsdekoration und dergleichen mehr. Plötzlich hat Ihr Partner nichts mehr zu tun, oder Sie verändern alles. Das führt zu Streit, und schon gibt´s Beziehungsprobleme. Oder aus purer Langeweile treten Sie Ihrer Partnerin ständig zu nahe, was die gar nicht mehr gewohnt ist und auch nicht so toll findet.

      Anerkennung und Lob? – Woher auch?

      Oder Sie fühlen sich schlichtweg unwohl in Ihrer Haut als Rentner. Denn während Sie arbeiteten, waren Sie ein geachteter, kompetenter Handwerker oder Angestellter. Sie fanden viel Anerkennung und haben Ihr Wissen an Jüngere weitergegeben. Der Job hat Sie voll befriedigt. Ihnen fehlt plötzlich das Lob, die anerkennende Arbeit. Da ist nichts mehr. Wer soll Sie auch dafür beklatschen, dass Sie zu Hause Geschirr spülen oder im Garten den Rasen mähen? Man sollte das nicht unterschätzen. Denn neben der Beschäftigungslosigkeit bleibt auch noch die Anerkennung aus – zwei ganz wichtige Komponenten im Leben! Dazu kommen Faktoren wie Gesundheit, Finanzen ja und auch generell Lebensplanung. Zu allen Faktoren kommen wir später noch ausführlich.

      Lebensplanung ist alles

      Nur eines generell schon vorweg: Für Menschen, die glücklich ihre Rente genießen wollen, gehört auch die Lebensplanung dazu. Damit sind gleich mehrere Dinge gemeint: Vorbereitung auf den Tod, alles wohl geordnet zu hinterlassen, mit sich selbst ins Reine zu gehen, ja manchmal auch mit Gegnern beizeiten Frieden zu schließen, mit seinem Glauben wieder ins Reine zu kommen, wenn man vielleicht aus der Kirche ausgetreten ist, das Erbe zu regeln, auch daran zu denken, eine Vorsorge-Vollmacht abzuschließen für den Fall, dass man selbst hilflos wird, vielleicht einen Organspenderausweis zu hinterlegen und vieles mehr. Dazu später mehr.

      Nutzen Sie den Okinawa-Effekt

      Am besten schauen Sie sich rechtzeitig mal die Leute auf der japanischen Inselgruppe Okinawa an (bekannt auch als Stützpunkte amerikanischer Flotten). Auf Okinawa leben nicht nur die meisten Hundertjährigen der Welt (34 auf 100.000, bei uns: nur 7!). Hier leben auch die glücklichsten Alten der Welt. Und wenn sie sterben, dann sterben Sie gesund und zufrieden. Hier findet man keinen, der an Diabetes oder Krebs das Zeitliche segnet. Deshalb ist es so wichtig, sein eigenes Rentnerleben mit einem intensiven Blick auf diese japanischen Senioren zu betrachten – und vielleicht von ihnen ein wenig zu lernen. Nun gut, nicht alles ist so einfach übertragbar. Unsere Gesellschaft spielt bei vielen Dingen nicht mit – etwa den Alten noch sinnvolle Aufgaben zuzuweisen und sie zu integrieren. Aber Okinawa zeigt, was man vor Renteneintritt vorbereiten kann, um später glücklich zu sein. Sonst finden wir ja kaum ein kompaktes Lehrbuch oder Problemlöser, die den Ruhestand planen helfen. Renten- oder Krankenversicherungen und andere verteilen hier und da Ratgeber zu einzelnen Facetten des Lebens nach der Arbeit.

      Warum aber sind die Menschen auf Okinawa anders als die anderen?

      Eine ganz einfache Gegenüberstellung zeigt Ihnen schnell die Grundpfeiler dieser Philosophie:

      Alt werden nach dem Okinawa-Prinzip = fit, gesund, fröhlich, hellwach im Kopf, nie allein sein, immer etwas zu tun haben, hoch respektiert werden.

      Alt werden bei uns = multimorbid (mehrfach krank), einsam, isoliert, hilflos, aufs Abstellgleis gestellt, warten auf den Tod.

      Auf Okinawa kennt man keine Vorsorge-Untersuchungen gegen Prostata- oder Brustkrebs, weil sie einfach zu selten vorkommen. Natürlich haben Menschen auf Okinawa gelegentlich auch Erkältungen oder Fieber, aber sie leiden kaum an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

      Frauen finden zur Spiritualität

      Ganz einfach gesagt: Die Menschen auf Okinawa bereiten sich aufs Älterwerden und den Lebensabschnitt nach dem Beruf ganz anders und rechtzeitig vor. Allein schon der Gedanke, mit 65 Jahren in den Ruhestand zu gehen, ist ihnen fremd. Die Frauen auf Okinawa haben es sich zur Aufgabe gemacht, nach dem aktiven Familienleben und der Kindererziehung – etwa ab 40 - eine ganz spirituelle Rolle im Leben auf der japanischen Inselgruppeeinzunehmen. Sie sind die Mittler zwischen dem Jetzt und dem Jenseits – und als solche anerkannt und angesehen. Nur den Frauen steht diese Spiritualität zu. Die älteren Frauen auf Okinawa sind so etwas wie die Hohen Priester im antiken Jerusalem oder wie ein ganz bestimmtes spirituelles Medium, welches den Zugang zu dieser transzendentalen Welt hat und das Glücklich sein vermittelt. Dazu gehört es auch, dass sich die Frauen bis ins hohe Alter abends bei Tanz und Musik treffen, miteinander quatschen, Tee trinken und ihren Spaß haben. Das findet man übrigens auch im heutigen China: Abends treffen sich hunderte von Frauen auf Dorfplätzen oder innerstädtischen Anlagen.