einen schnellen Blick auf das Smartphone. Leif hatte noch immer nicht geantwortet.
Kapitel Drei
Sara steckte mit ihren Freundinnen die Köpfe zusammen.
„Seid ihr euch wirklich sicher, dass Adrians Interesse nicht nur vorgetäuscht ist?“, fragte sie verunsichert.
Joline hielt Sara kichernd das Smartphone unter die Nase. „Bester Beweis ever.“
Zu dritt schauten sie sich das Video an, das Joline heimlich im Unterricht aufgenommen hatte. Adrian verrenkte sich immer wieder den Kopf, um Sara verstohlen zu beobachten. Mit geröteten Wangen räusperte sich Sara.
„Ich dachte, er wäre hinter Clara her.“
„Du sollst nicht so viel denken. Schnapp dir den Typen“, bestärkte Svea sie.
„Ich weiß nicht so recht“, antwortete Sara zögerlich.
„Es muss ja nicht ausgerechnet heute sein“, gab Joline ihren Senf dazu und grinste übers ganze Gesicht. „Aber du bist noch die einzige Jungfrau im Bunde.“
„Na, vielen Dank auch, dass du mich daran erinnerst“, murrte Sara. „Aber ich möchte schon, dass beide etwas davon haben. Nicht so hoppla hopp wie bei dir, Joline.“
Joline wirkte um einiges reifer und kam beim männlichen Geschlecht gut an. Manchmal war sie für Saras Geschmack ein wenig zu flatterhaft. Sie selbst wollte das Thema mit einer gewissen Ernsthaftigkeit angehen und sich nicht dem Erstbesten an den Hals werfen. Obwohl man nie sicher sein konnte, dass man in diesem Alter nicht doch ausgenutzt wurde.
Svea stieß Sara mit ihrem Ellenbogen in die Seite.
„Da kommt er …“, wisperte sie.
„Ich bin doch nicht blind“, raunte Sara zurück. Sie spürte, dass Adrian sie taxierte, und senkte ihren Blick.
„Warum musstest du ausgerechnet jetzt auf deine Schuhe starren?“, zischte Joline und stemmte angriffslustig ihre Fäuste in die Taille.
„Weil es mir unangenehm ist, ihn wie ein Affe im Zoo anzugaffen“, antwortete Sara missmutig und blickte ihm hinterher. Vor dem Tor drehte er sich noch einmal zu ihr um und hob seine Hand.
„Sieh nur, Sara, er hat dir zugewinkt“, rief Svea begeistert.
„Nun sei doch nicht so laut, du bist total peinlich“, wisperte Sara.
„Dir kann man es auch nicht recht machen“, nörgelte Svea. „Wir wollen doch nur, dass du glücklich bist.“
„Falls ihr nichts dagegen habt, würde ich mir meinem Zukünftigen selbst aussuchen“, erwiderte Sara gekränkt.
„Du weißt aber schon, dass du die Einzige bist, die in der Klasse noch keinen festen Freund hatte.“
„Jetzt reicht’s aber, ja?“, empörte sich Sara. „Ihr müsst nicht die ganze Zeit darauf herumreiten.“
„Herumreiten …“, kicherte Joline albern.
„Kommt, lasst uns gehen. Meine Mutter wartete sicher schon.“
Sara warf den Rucksack über ihre Schulter und steuerte den Parkplatz an.
„Macht’s gut, ihr Schnepfen“, rief sie Joline und Svea zu und öffnete die Beifahrertür. „Hej Mam.“
„Hallo, meine Kleine“, antwortete Frija. „Und, wie ist die Mathe-Klausur gelaufen?“
„Ganz gut. Ich konnte alle Aufgaben lösen, obwohl die Zeit ziemlich knapp war.“
„Ich wusste, dass du es schaffst.“ Ihre Mutter beugte sich zu ihr herüber und küsste sie zur Begrüßung auf die Wange. „Können wir?“
„Klar, von mir aus.“
Der Geländewagen legte die kurze Strecke innerhalb weniger Minuten zurück. Sara war mit ihren Gedanken noch bei Adrian. Sie fühlte sich auf eine gewisse Weise geschmeichelt, denn er war ziemlich gut aussehend. Ein wenig kindisch vielleicht, aber das waren die anderen Jungen auch.
„Sara, aussteigen bitte“, sagte Frija.
„Ja, okay.“
Sie schnappte sich ihren Rucksack und folgte ihrer Mutter ins Haus. Im Flur kickte sie ihre Turnschuhe von den Füßen und verschwand in ihrem Zimmer. Nur einen Augenblick später stand sie wieder an der Treppe.
„Mam, warum hast du mein Schmuckkästchen ausgeräumt?“, rief Sara in die obere Etage.
„Oh, das hatte ich ganz vergessen. Einen Moment, ich bin gleich bei dir“, antwortete Frija.
Sara malte gelangweilt mit ihrem großen Zeh Kringel auf den Dielenboden.
„So, da bin ich wieder.“ Ihre Mutter hielt eine Kette in der Hand. „Du wirst mich sicher für verrückt halten, aber ich habe doch tatsächlich gedacht, dass du deine Kette am Seeufer verloren hast.“
„Ach so“, sagte Sara. „Ich wusste gar nicht mehr, dass ich die noch habe. Aber warum hast du den Inhalt der Schmuckschatulle auf dem Bett verteilt?“
„Matilda ist überraschend aufgetaucht und wir haben uns festgequatscht. Du kennst uns doch.“
„Sie wollte bestimmt wissen, warum du mich nach deiner Stockholmtour nicht pünktlich abgeholt hast, stimmt’s?“ Sara konnte sich ein Grinsen nicht vergreifen.
„Tja, was soll ich sagen …“ Ihre Mutter zuckte ratlos mit den Schultern.
„Die Wahrheit“, antwortete Sara frei heraus.
„Also gut. Ich habe einen Mann kennenlernt, aber es ist nichts Ernstes“, versicherte Frija.
„Mach dir nicht so viele Gedanken, Mam. Ich weiß, wie das ist.“
„Weil du noch keinen festen Freund hast?“, hakte Frija vorsichtig nach.
„Auch“, antwortete Sara.
„Gibt es denn jemanden, auf den du … stehst?“
„Ja Mam, wenn du es genau wissen willst“, antwortete Sara genervt.
„Du weißt doch, wie neugierig Mütter so sind.“
„Kann ich jetzt wieder in mein Zimmer gehen?“
„Ich rufe dich, sobald das Essen fertig ist. Und Sara …“, ihre Mutter warf ihr einen strengen Blick zu. „Vergiss bitte nicht zu lernen.“
Sara stieß einen entrüsteten Laut aus und zog die Tür hinter sich zu. Nachdem sie den Schmuck wieder sortiert und eingesammelt hatte, legte sie sich aufs Bett und klappte den Laptop hoch. Sie loggte sich in den Chat ein und wartete auf ihre Freundinnen. Wider Erwarten blinkte eine Nachricht von einem gewissen Noah auf.
Hej.
Hallo.
Wie geht’s?
Gut, und dir?
Sara musste lachen. So fingen die meisten langweiligen Chatverläufe an, aus denen sich nie ein ernsthaftes Gespräch entwickelte.
Ich bin Noah und du?
Du siehst doch meinen Namen. Warum fragst du?
Schlechte Laune?
Na, das konnte ja noch heiter werden. Wahrscheinlich wäre es das Beste, sich auszuloggen, bis Joline und Svea endlich online waren.
Nein, bei mir ist alles okay.
Schön, das freut mich. Magst du ein wenig chatten?
Wir sind doch schon