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Wir sind Frauen!


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Dies kam durch den Einfluss seiner politisch links-alternativen Mutter. Ich stimmte zu und unterstützte das Vorhaben. Obwohl er im Alter von ein paar Monaten noch keinen Kontakt zu anderen Kindern hatte, um zu lernen, dass Jungs lieber mit Autos spielen und Mädchen mit Puppen und Kochtöpfen, nahm er die Puppen kaum in die Hand, aber Legofiguren wie den Baumeister sofort.

      Als ich mit einer anderen Frau unsere Tochter bekam, entschieden wir uns, auch sie geschlechtsneutral zu erziehen, mit Spielzeug aller Art. Es zeigte sich: Sobald sie etwas halten und sich für etwas interessieren konnte, berührte sie niemals Autos und nahm immer nur Puppen in die Hand.

      Ähnliche Beobachtungen schildern mir viele Eltern. Ich weiß, dass es unterschiedliche Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen dazu gibt, aber viele Väter und Mütter werden bestätigen, dass die Tendenz klar ist. Ist das nun sozial oder biologisch bedingt?

      Unabhängig von der Antwort auf diese Frage spielt die Weiblichkeit eine wichtige Rolle im Leben einer Frau, für ihre Identität und für ihr Selbstbewusstsein. Die Frage ist für mich daher weniger, was Weiblichkeit ist, sondern welche weiblichen Attribute Frauen heutzutage erfolgreich machen und sie dabei glücklich, gelassen und entspannt sein lassen?

      Welche Eigenschaften bringen Frauen dazu sich selbst zu lieben, ihren Körper zu lieben, den Kontakt mit sich selbst herzustellen und auf ihre Weiblichkeit stolz zu sein, ohne in die alte Rolle der Frau zu verfallen, als Frau im Dienste der Männer?

      Ich definiere Weiblichkeit hier in einer pragmatischen, fortschrittlichen und modernen Weise. Das bedeutet, alles zusammengenommen: Attribute, Eigenschaften, Werte und Charakterzüge, seien sie biologischer oder sozialer Natur. Alles was dazu führt, dass eine Frau eine innige Verbindung zum eigenen Körper und der eignen Seele herstellt, dass sie sich von innen spürt und dies nach außen zeigt, dass sie sich als Frau wohlfühlt, dass sie sich so akzeptiert wie sie ist, dass sie sich liebt und selbstbewusst und selbstbestimmt ihre Ziele nach ihren Vorstellungen und Fähigkeiten erreicht. Ohne sich Männereigenschaften zu stark anzueignen, ohne sich den Vorgaben des Männergeschmacks unterzuordnen.

      Es geht letztendlich darum, dass eine Frau ihr Frausein und sich akzeptiert, mit sich selbst versöhnt ist und in Frieden lebt, ohne dass sie dazu etwas von außen braucht. Das nenne ich: glücklich sein. Egal ob sie schlank, korpulent, klein, groß, geschminkt oder ungeschminkt ist, Jeans oder Röcke anzieht. Egal, ob sie homo- oder heterosexuell ist. Keiner dieser Aspekte definiert Weiblichkeit, denn korpulente Frauen können weniger weiblich sein als flache, schlanke Frauen und lesbische Frauen weiblicher als heterosexuelle Frauen.

      Weiblichkeit ist die Urkraft und die Power der Frauen. Frauen tragen den Keim ihres Erfolgs in sich und dieser ist ihre Weiblichkeit!

      Es ist sehr wichtig zu erwähnen, dass sowohl die jeweilige Definition von Weiblichkeit als auch das Schönheitsideal natürlich stark kulturell geprägt sind. Während zum Beispiel in vielen afrikanischen Ländern das ideale Frauenbild eher muskulös, mit festem, knackigem, rundem Po, nicht zu großem Busen und vollen Unterschenkeln ist, zählen in Europa andere Schönheitsmerkmale wie ein eher kleiner, flacher Hintern, ein dicker und praller Busen und schlanke Beine.

      Grafik 15 Grafik 16

      Dieses Bild ist gerade in Europa zu stark geprägt von medialen Darstellungen in Werbung, Zeitschriften, dem Fernsehen und auf allen social media Kanälen, was Frauen sehr unter Druck setzt. Dieses Medienbild der Frau ist oft unrealistisch und unerreichbar, denn die weiblichen Hormone haben andere Pläne. Ist das vielleicht eine Erklärung, warum europäische Frauen sehr viel härter und strenger zu ihrem Körper sind als Afrikanerinnen, die im Allgemeinen zufriedener damit sind, wie sie sind? Jede Frau hat naturbedingt (bzw. genetisch bedingt) Weiblichkeit in sich. Nur der Grad der Weiblichkeit unterscheidet sich von einer Frau zur anderen.

      Die Attribute der Weiblichkeit: Naturbedingt oder sozial/kulturell?

      Sind Weiblichkeits- oder Männlichkeitsattribute von der Gesellschaft (den Menschen) definiert oder sind sie ihnen direkt von der Natur gegeben?

      Eines ist 100% sicher: Man wird bis auf seltene Ausnahmen als Mann oder als Frau geboren. So will es die Natur, auch wenn dies vermehrt durch Menschen (über die Ernährung und Chemikalien) beeinflusst wird.

      Wird nun aber nach der Geburt das, was eine Frau zur Frau macht weiterhin biologisch bestimmt oder nur kulturell oder vielleicht beides? Ich würde sagen, dass es darauf ankommt, wie man Weiblichkeit definiert und wie man sie auslebt. Und je nach Definition können diese Attribute positiv oder negativ für die Frau ausfallen.

       Grafik 17 Ich erzähle euch nun von einem Experiment, das ich detailliert in meinem Buch „Tiere extrem – spannende Geschichten über die erstaunlichen Fähigkeiten der Tiere“ (ISBN 978-3-946551-33-1) erklärt habe.

      In diesem Experiment wurde festgestellt, dass auch Tiere „geschlechtstypisches“ Spielzeug wählen, ohne dass man ihnen das vorher antrainiert hat. In diesem Fall ging es um Affen, deren Vorlieben sich mit denen der Menschenkinder deckten. Die Affen bekamen Spielzeug wie Autos, Bälle, Puppen, Kochtöpfe, Bilderbücher und Stofftiere. Erstaunlicherweise spielten männliche Affen ausschließlich mit typischem Jungenspielzeug und weibliche Affen interessierten sich nur für Puppen und Kochtöpfe. Bei geschlechtsneutralem Spielzeug, wie Bilderbüchern oder Stofftieren, gab es keinen Unterschied. Affen beider Geschlechter wollten damit spielen. Das Experiment wurde von Gerianne Alexander von der A&M-Universität Texas und Melissa Hines von der Universität London durchgeführt, sowohl mit Affen in Gefangenschaft, als auch mit freilebenden Affen. In beiden Fällen war das Ergebnis das gleiche. Das Experiment zeigt somit, dass es nicht unbedingt durch die Gesellschaft bestimmt wird, was ein Mädchen- oder ein Jungenspielzeug ausmacht. Nicht nur die Sozialisierung führt dazu, dass Jungen und Mädchen unterschiedliche Vorlieben für Spielzeug haben, sondern auch etwas Angeborenes, wie das Affenexperiment zeigt.

      Ich glaube, dass der große Teil der weiblichen Eigenschaften natürlich ist, dass aber viele Interpretationen, Anwendungen und Umsetzungen der Attribute kulturell geprägt sind.

      Ausgehend allein von der Konstitution des weiblichen Körpers, dessen Bestandteilen und Funktionen, die zum Teil sehr unterschiedlich von denen des Mannes sind, ist es zwingend anzunehmen, dass die Frau in weiten Teilen anders denkt, handelt und fühlt. Eine Frau deren Körper gemacht wurde, um Leben zu ermöglichen, 9 Monate einen Menschen in sich zu tragen und ihn durch Schmerzen ans Licht der Welt zu bringen, muss automatisch bestimmte Eigenschaften haben, die allein ihr zugeordnet sind. Sie muss schon deswegen bestimmte angeborene mentale, psychische und körperliche Eigenschaften besitzen, um diesen Prozess zu überstehen. Wenn man weiß, was für eine harte Zeit nach der Geburt vor einer Frau liegt, in der sie manchmal tagelang nicht schlafen kann und dabei das Kind ernähren muss, aus ihrem eigenen Fleisch und Blut, ist es wirklich verrückt zu denken, dass eine solche Person nicht bestimmte Attribute von der Natur bekommen hat, um diese Herausforderungen zu meistern.

      Grafik 18Dennoch sind viele weibliche Attribute auch kulturell bedingt und von Menschen erfunden und propagiert sowie von den Frauen von Generation zu Generation aufgenommen und weitergegeben worden. Dies ist zum Beispiel der Fall bei bestimmten Aspekten der Körperpflege wie beim Schminken oder auch dem Rasieren. Auch in der weiblichen Sexualität kann man Attribute finden, die die Gesellschaft erfunden hat, Attribute, die nicht immer mit den wahren sexuellen Gefühlen der Frauen zu tun haben (siehe auch Kapitel „Negative, altmodische Weiblichkeit und Sexualität“).

      Die Ablehnung der Weiblichkeit, um der Unterdrückung der Männergesellschaft zu entgehen, ist der beste Weg die Männergesellschaft und die männlichen Strukturen zu boosten und den Männern die ewige Macht über die Frauen zu geben.