Inge Elsing-Fitzinger

KATHIS SCHÖNSTER TAG


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      Inge Elsing-Fitzinger

      KATHIS SCHÖNSTER TAG

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kathis erster Schultag

       In der Klosterschule

       Warum weinst du?

       Der eingetauschte Puppenwagen

       Die Puppe Susi

       Das kleine Christbäumchen

       Ein Blick durchs Schlüsselloch

       Ein Weihnachtswunder

       Impressum neobooks

      Kathis erster Schultag

      Kathi schlägt die Augen auf. Etwas hat sie an der Nasenspitze gekitzelt. Erstaunt lacht sie den glitzernden Punkten auf der Bettdecke zu. Sie tanzten lustig hin und her.

      „Habt ihr mich aufgeweckt, ihr kleinen Sonnensternchen“ fragt sie ganz überrascht.

      „Sicher“, lispelt der größte Punkt am obersten Zipfel der Decke. „Heute ist doch dein sechster Geburtstag, und wir wollten die ersten Gratulanten sein.“

      „Wau, das finde ich aber richtig toll“, jubelt Kathi und versucht die hellen Flecken einzufangen. Doch die hüpfen immer schneller um sie herum, und haben richtig Spaß, Kathi ein bisschen zu necken. Das kleinste Glitzersternchen hopst in ihr Ohr und flüstert aufgeregt:

      „Kathi, weißt du eigentlich, dass du heute zum ersten Mal zur Schule gehen wirst“.

      Jetzt jubelt Kathi fröhlich: „Stimmt! Ja! Das habe ich in der Aufregung ja ganz vergessen“. Ihr schönstes Geburtstagsgeschenk, auf das sie sich schon so lange freut.

      „Habe ich vielleicht verschlafen? Wisst ihr wie spät es ist?“

      „Schau doch auf die Uhr“, wispern alle Lichtpunkte jetzt gleichzeitig. Kathi kratzt sich am Köpfchen. Ihre blonden Locken wirbeln herum. Auf dem Nachttisch steht der große Wecker und strahlt sie verheißungsvoll an.

      „Na, kleines Fräulein, los geht’s!“, hört sie die etwas raue Stimme aus der Uhr. „Du kennst mich doch. Ich habe zwei Zeiger auf meinem Zifferblatt. Einen kleinen dicken, und einen langen dünnen. Was ist los! Denk nach! Mama hat es dir ja genau erklärt, was zu tun ist.“

      Kathi reibt sich die Äuglein und beginnt zu zählen. 1, 2, 3, 4, 5.

      Der dicke kleine Zeiger steht auf der Fünf. Der lange dünne Zeiger zeigt kerzengerade nach oben. Wenn dieser lange Kerl ganz oben auf der 12 steht, dann, ist es „Punkt“. Sie sucht die Zahl, auf die der kleine dicke Zeiger zeigt.

      „Es ist Punkt 5 Uhr“, verkündet sie stolz. Alle Sonnensternchen applaudieren begeistert. Auch der große Wecker schmunzelt zufrieden.

      „Das hast du toll gemacht, Kathi. Stimmt perfekt, es ist Punkt 5 Uhr morgens. Du bist heute viel früher aufgewacht als sonst, weil doch heute ein sehr wichtiger Tag für dich ist.“

      Nun meldet sich auch der große Stuhl in der Ecke.

      „Schau doch, Kathi, Mama hat dir ein neues Kleidchen genäht. Sie hat die ganze Nacht daran gearbeitet. Ist es nicht hübsch geworden?“

      Und tatsächlich, über der Lehne des alten Stuhls hängt ein wunderschönes blaues Samtkleidchen mit einem weißen Spitzenkragen.

      „Ein so hübsches Kleid habe ich noch nie gehabt“, staunt Kathi entzückt. „Und neue weiße Schuhe und Strümpfe sind auch da“.

      Kathi jubelt vor Freude und will sofort zu Mama laufen. Doch der alte Schrank hält sie auf und meint belehrend:

      „Lass dir Zeit, Kathi. Mama ist sicher sehr müde und braucht noch etwas Schlaf. Sie hat ja bis spät in die Nacht an deinem Kleidchen genäht.“ Das versteht Kathi und setzt sich traurig wieder auf die Bettkante. Sie hätte das neue Kleidchen doch so gern sofort angezogen.

      „Ich weiß, wie die Zeit rascher vergeht“, hört sie ihre Lieblingspuppe Helga rufen. Die sitzt in der Ecke neben dem großen Teddy und blinzelt in die Sonnenstrahlen.

      „Sag schon“, ruft Kathi ungeduldig, „was soll ich tun?“

      „Du gehst ganz leise ins Bad. Wäscht dir den Schlaf aus den Äuglein, putzt dir ganz gründlich die Zähne und kämmst deine wirren Löckchen. Du siehst ja aus wie der Struwwelpeter aus deinem großen Bilderbuch.“ Die Glitzersternchen, der Wecker und der alte Stuhl sind begeistert. Alle finden die Idee von Puppe Helga toll.

      „Ja, geh nur gleich, du bist ja jetzt schon ein großes Mädchen“, meint der Blumenstock in der Ecke und deutet mit seiner roten Blüte Richtung Türe. „In wenigen Stunden wirst du sogar schon zur Schule gehen. Schulmädchen können sich selber waschen und die Zähnchen putzen. Das ist doch klar, oder etwa nicht?“

      Jetzt schleicht Kathi auf Zehenspitzen ins Bad, um sich das erste Mal ganz alleine zu waschen. Ab heute braucht sich Mama nicht mehr abzumühen, überlegt Kathi, denn heute habe ich noch dazu Geburtstag. Jetzt bin ich 6 Jahre alt und bald schon eine richtige Schülerin.

      Stolz kommt Kathi wenig später wieder zurück ins Kinderzimmer. All ihre Freunde kontrollieren aufmerksam, ob sie auch wirklich ganz sauber ist und nicken zustimmend.

      „So, jetzt kannst du in dein neues Kleidchen schlüpfen“, meint der Stuhl zufrieden.

      „Halt“, ruft da der Wecker, „erst muss sie doch die Strümpfe anziehen. Es muss doch alles seine Ordnung haben“.

      Mit viel Mühe zieht Kathi die langen weißen Strümpfe an. Jetzt ist endlich der große Augenblick gekommen. Sie schlüpft in ihr wunderschönes, neues Kleidchen und die neuen Schuhe.

      „Du siehst aus, wie die Prinzessin aus dem Märchenbuch“, jubelt der alte Wecker, und wischt sich vor Rührung eine Träne vom Zifferblatt.

      Mama staunt nicht schlecht, als sie ins Zimmer kommt, um ihr kleines Mädchen aufzuwecken. Die sitzt schon fix und fertig angezogen auf der Bettkante und blättert in dem Buch von den drei Feen.

      Was da bei jedem Bildchen steht, weiß sie natürlich ganz genau. Denn sie hat sich zu jedem Bild den richtigen Text gemerkt, den ihr Mama öfter vorgelesen hat. Diesen las sie dann auch gerne den Onkeln und Tanten stolz vor. Es war immer sehr lustig, wenn alle staunten, wie toll das kleine Mädchen schon lesen konnte.

      Endlich ist es soweit. Kathi ist furchtbar aufgeregt. Alles ist heute neu. Das schöne Kleidchen, die weißen Schuhe, der erste Schulweg, der erste Schultag. Diesen Tag will sie nie vergessen.

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