Roy O'Finnigan

Computerdiktatur


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die ANEBs vollständig die Kontrolle und geben direkt Anweisungen.

      Sam und Seine Freunde hatten sich vor dem EM in einem Atombunker in Sicherheit gebracht. Nach einem Raketentreffer sind sie dort verschüttet und brauchen mehrere Monate, bis sie sich aus ihrem Gefängnis befreien können. Danach finden sie eine Völlig veränderte Welt vor.

      Das ist das Ausgangszenario für die »Computerdiktatur«.

      Ach ja, noch etwas. Meine Geschichte spielt sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt. Der Übergang ist manchmal fließend. Um das nachvollziehbar zu machen, verwende ich für meine Protagonisten normale Namen, wenn sie sich in der Realität befinden und Pseudonyme in der virtuellen Welt.

       Sam Lee ist CycloneB

       Vilca Tomacek ist Phire

       Urs Schweizer ist Arnold

       Aya Cheng ist Autoxa

       Paul Berger ist Zero

      Ausgesetzt

      Vor ihnen erstreckt sich ein Krater mit mehr als 100 Metern Durchmesser und 10 Metern Tiefe. Die Oberfläche des Trichters ist größtenteils glatt und sieht aus wie schmutzig grau-grünes Glas. Um den Einschlagbereich herum ein Trümmerfeld. Alles kahl. Nur hier und dort ragt ein verkohltes Stück Holz zwischen nacktem Stein und blanker Erde empor. Erst in gebührendem Abstand vom Krater wagt sich vereinzelt etwas Grünes zwischen die Ödnis. Je weiter weg man vom Rand ist, desto mehr ist davon zu sehen.

      »Wow«, platzt Urs heraus. »Seht euch das Mal an. Der Bunkerbrecher hat wirklich Eindruck hinterlassen«

      Aya blickt suchend in den Krater. »Von dem Panzer vor der Eingangstür ist nichts mehr zu sehen. Wo ist er hin? Hat es ihn davon geschleudert?«

      »Ich glaube, er ist verdampft«, meint Paul lakonisch. »Zu schade, dass wir davon keine Bilder haben.«

      »Verdampft?«, fragt Aya ungläubig.

      »Vielleicht auch geschmolzen«, spekuliert Vilca.

      »Oder beides«, fügt Sam hinzu. »Erst geschmolzen und dann verdampft.«

      Aya eilt gedanklich bereits voraus. »Tja, nachdem von dem ursprünglichen Bunkereingang nichts mehr da ist, müssen wir wohl oder übel einen neuen bauen.«

      »Ja, am besten einen mit Vordach«, bemerkt Paul.

      »Wozu das denn?«, fragt Vilca interessiert.

      »Na, damit ich meinen Schaukelstuhl auf der Veranda aufstellen kann.«

      Urs sieht ihn fragend von der Seite an. »Und den ganzen Tag auf diese Ödnis zu starren? Da kann ich mir Besseres vorstellen. Ich bin neugierig. Das nächste Dorf ist circa 40 Minuten Fußmarsch entfernt. Wer begleitet mich?«

      Alle sind wissbegierig und wollen mit. Sam findet, dass zwei von ihnen hier bleiben sollen, um den Bunker zu bewachen. Die Liste der Freiwilligen ist kurz. Keiner will zurückbleiben. Also entscheidet das Los.

      ***

      Sam, Vilca und Urs werden von einem grimmigen Wachposten aufgehalten. Von weitem mutet das Dorf normal an. Je näher sie kommen, desto mehr Besonderheiten fallen auf. Zum Beispiel die kleine Holzhütte neben der Hauptstraße. Es sieht nicht nur aus wie ein Wachhäuschen, es ist eine. Dazu die Schranke.

      Praktisch alle Menschen sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Es gibt auch einige Fuhrwerke, die von Pferden oder Ochsen gezogen werden. Die meisten sind ehemalige LKWs oder Transporter, vor die man die Tiere gespannt hat.

      Zwischendurch diskutieren sie darüber, ob sie weitergehen oder umkehren sollten. Es gibt keine Möglichkeit, unbemerkt in das Dorf zu kommen. Zweifelsohne wird man von ihnen wissen wollen, woher sie kommen. Keiner von ihnen hält es für ratsam, den Bunker zu erwähnen. Schließlich siegt die Neugier.

      Als Sam, Vilca und Urs sich der Schranke nähern, treten ihnen sofort zwei Wachposten entgegen, die beide ihre Gewehre auf sie richten. Nachdem sie sich vergewissert haben, dass keiner von ihnen eine Waffe griffbereit hat, senken sie zumindest die Gewehre. Sie halten sie aber einsatzbereit. Misstrauisch fragt einer von ihnen, woher sie kommen und was sie in dem Dorf wollen. Vorsichtshalber klärt er sie gleich darüber auf, dass es in dem Dorf für Fremde weder Lebensmittel noch Treibstoff zu kaufen gibt.

      Sam hält sich daran, was sie abgesprochen haben. Er erklärt, dass sie von dem EMP in Holland überrascht wurden und jetzt auf dem Weg zurück nach Berlin sind. Sie hoffen, in dem Dorf einen Platz für die Nacht zu finden, und wenn möglich, Lebensmittel zu kaufen oder eintauschen zu können. »Habt ihr eine Lebensmittelkarte?«, fragt der Wachposten.

      Sam schüttelt den Kopf.

      »Niemand bekommt Essen oder Unterkunft ohne Lebensmittelkarte. Und wer keine Unterkunft nachweisen kann, kommt hier nicht rein.«

      Sam sieht ihn verwundert an. Und wie bekommt man eine Lebensmittelkarte?«

      »Ihr könnt euch im Rathaus registrieren lassen. Aber dazu müsst ihr eine Unterkunft und Arbeit hier im Ort nachweisen können.«

      Sam beginnt, die Geduld zu verlieren. »Das ist doch Unsinn, wie soll man eine Unterkunft und Arbeit bekommen, wenn ihr die Leute nicht mal ins Dorf lässt? Ihr braucht keine Angst haben, dass wir euch zur Last fallen. Wir können für alles, was wir brauchen bezahlen.«

      Einer der Wachposten mustert Sam eine Weile. Sam taxiert zurück. Der Aufpasser trägt eine schwarze Hose und eine Feldjacke mit Tarnmuster. Den Bartstoppeln nach zu urteilen, hat er sich mindestens eine Woche nicht rasiert. Dem Geruch nach dürfte das letzte Bad deutlich länger zurückliegen.

      »Wir brauchen keine Fremden. Und euer Geld interessiert uns nicht. Das hat keinen Wert hier. Wenn ihr etwas zum Tauschen habt, könnt ihr euer Glück auf dem Markt versuchen. Aber heute ist kein Markt. Kommt morgen wieder.«

      Mehr sagt er nicht. Sam wartet noch ein paar Sekunden, aber weder der eine noch der andere Wachposten machen Anstalten noch etwas zu sagen. Ihre Körperhaltung hingegen spricht Bände. Verschwindet, wenn ihr keinen Ärger haben wollt.

      Wortlos gibt Sam seinen Freunden ein Zeichen, dreht sich und marschiert davon, Vilca im Schlepptau. Urs zögert einen Moment, entscheidet sich zu folgen. Der Athlet hat sich während der kurzen Unterhaltung nur mühsam beherrscht. Nachdem sie außer Hörweite sind, macht er seinem Ärger Luft.

      »Du hättest mich reden lassen sollen, Sam. Mich hätten die nicht so einfach abgewiesen. Ich hätte ihnen gewaltig den Marsch geblasen. Man kann hungrige Reisende, die Schutz suchen, doch nicht so einfach wegschicken. Wovor haben die denn Angst? Vor uns etwa? Das ist ja lächerlich.«

      Vilca blickt nachdenklich auf das Dorf zurück. »Doch Urs, die haben Angst vor uns. Offensichtlich sind Lebensmittel knapp und rationiert. Jeder Fremde, den sie in ihr Dorf lassen, bedeutet weniger für alle. Geld kann man nicht essen. Deshalb hat es keinen Wert für sie.«

      »Stimmt«, gibt Sam ihr recht. »Wir kommen Morgen wieder. Bis dahin werden wir uns überlegen was wir ihnen zum Tausch anbieten, damit sie uns hineinlassen. Die Welt hat sich verändert. Wir müssen mehr darüber herausfinden.«

      Erkundung

      Die beiden Bauern im Gasthof »Zur Post« erweisen sich als wahre Goldgrube für die Art von Informationen, hinter denen Sam, Urs und Vilca her sind.

      Um am Morgen des nächsten Tages in das Dorf zu kommen, hatte es lediglich eine Flasche Schnaps gebraucht. Sam und seine Freunde müssen sich zwar noch registrieren lassen, aber die Formalität besteht lediglich aus dem Namenseintrag in einer Liste. Nicht einmal ihre Ausweise müssen sie vorzeigen. Es ist Markttag, und der Andrang ist beachtlich. Die drei Fremden fallen kaum auf.

      Im Dorf werfen sie einen Blick auf den Markt. Die Auswahl an Lebensmitteln ist nicht groß, die Qualität schlecht und die Menge klein. Dafür gibt es umso mehr Menschen,