Ivy Mirror

Love and Drugs - Vertrauter Feind


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Dabei habe ich Skeleton gerade im Visier. Ich will abdrücken, doch dann verreiße ich den Schuss und Skeleton kann flüchten.

      »Bitteschön«, stöhnt die unbekannte Frau.

      Das gibt es doch nicht! Erwartet sie etwa Dankbarkeit?

      Die Skulls flüchten in ihren Wagen, Leichen säumen ihren Weg und ich werde von zarten Händen hinter den Tisch gezogen, während meine Knarre Schüsse spuckt.

      Was für ein beschissenes Chaos!

      Kapitel 3 – Samantha – Erhitzte Körper

      Was ist das denn für ein Volltrottel?

      Mit letzter Kraft ziehe ich diesen riesen Bullen (und das meine ich auf zweierlei Wegen) zu mir hinter den Tisch und sofort setzt dieser hirnamputierte Polizist den Autos hinterher. Obwohl er verdammt gut trainiert scheint, hat er natürlich keine Chance gegen die fahrbaren Untersätze der Skulls.

      »Hast du den Verstand verloren?«

      Ich baue mich vor dem Klotz auf und schubse ihn zur Seite. Natürlich gelingt es mir nicht, ihn auch nur einen Zentimeter zu bewegen und meine Hand schmerzt beinahe, von seinen Bauchmuskeln. »Ich habe dir gerade das Leben gerettet, du Idiot!«

      »Ach, die hätten mich doch niemals getroffen.«

      »Klar, wenn fünf Typen mit automatischen Gewehren auf dich zielen, schießen die bestimmt daneben.« Ich schüttle mit dem Kopf, während mich seine blauen Augen fesseln. »Bist du überhaupt ein richtiger Polizist?«

      Der Typ nickt, fährt sich über das Gesicht und zeigt seine Marke. »Detective James Vanderbilt«, grollt er mir aus schneeweißen Zähnen entgegen. »Aber alle nennen mich Jay. Und du bist?«

      »Samantha Black.« Ich begutachte den kaputten Riesen vor mir. Endlich steckt er seine Knarre weg. »Sam.«

      Wir verzichten darauf, uns die Hände zu schütteln, dann drehe ich mich zur Seite und will einfach nur weg hier. Ich war nie der Typ, der lange an einem Ort bleiben konnte und gerade jetzt ist mein Verlangen fast übermächtig, hier einfach zu verschwinden. Als ich meinen Blick durch den Raum streifen lasse, fällt mir eine Kleinigkeit auf, die ich wohl vergaß.

      »Fuck! Wo ist Daniel und die Kohle fehlt auch.«

      »Haben die Skulls mitgenommen«, erklärt dieser Jay kurz angebunden. »Immerhin hast du sein Gesicht gesehen.«

      Ich zucke mit den Schultern, richte meine Haare und will den Tatort verlassen, obwohl überall Cops sind und ich über Leichen steigen muss. Bei Gott, ich habe schon viel Mist gesehen, aber das hier übertrifft den ganzen, dampfenden Haufen Scheiße aus meiner Vergangenheit bei Weitem.

      Niemand scheint mich zu beachten und besonders nicht dieser grobschlächtige Typ mit Alkoholproblem. Erst langsam kriecht die Panik in mir hoch. Über Skeleton kursieren Gerüchte … ziemlich kranke Gerüchte. Angeblich soll er einem Mann dabei zugesehen haben, wie Ameisen sein Gesicht fraßen. Als jemand ihm einmal einhundert Dollar schuldete, ließ er ihn von einem Hochhaus fallen … zweimal. Kein Witz. Angeblich hat er wirklich seine Familie gezwungen, die sterblichen Überreste aufzusammeln und noch einmal alles über die Brüstung zu werfen. Und das wegen hundert Dollar.

      Ich kann mir kaum ausmalen, was er mit mir machen würde, wenn er mich in die Finger kriegt. Augenblicklich gelingt es mir nicht mehr weiterzugehen. Normalerweise scheue ich keinen Konflikt, gehe direkt in den Angriff, aber jetzt habe ich eine fucking, reale Angst.

      »Samantha Black?« Beinahe bin ich dankbar, dass mich eine Stimme aus meinen Überlegungen reißt. Vor mir steht ein kleiner Mann mit Hut, Schnauzer und Zigarre im Mundwinkel. »Mein Name ist Archibald Randalf, ich bin Captain dieser Einheit. Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.«

      Genau das wollte ich vermeiden. Aber aus der Nummer komme ich wohl nicht raus. Zu viele Cops stehen um mich herum. Also bleibt mir keine andere Wahl, als mich in das Auto von Captain Randalf zu setzen und zu warten, während er noch etliche Worte mit diesem Jay klären muss.

      Selbst durch die Scheibe kann ich hören, wie sich die beiden auf offener Straße ein Wortgefecht liefern. Jay schreit seine Wut heraus, während sein Boss ihn vor aller Augen zur Schnecke macht. Dann schnappt sich Jay einen umgeworfenen Tisch und schleudert ihn durch das kaputte Fenster auf den Bürgersteig. Verdammt, was ist mit diesem Cop los? Schwer atmend zeigt er mit dem Finger auf die Straße vor mir und sein Blick wandelt in etwas Unheilvolles.

      Erst verstehe ich nicht, doch dann erkenne ich die zwei vorbeirauschenden Wagen. Aus einer Intuition heraus löse ich den Gurt und stürze aus dem Fahrzeug, direkt in die Arme von Detective Vanderbilt. Nur Sekunden später wird der Wagen von der Explosion zerfetzt und die Hitze legt sich wie ein Inferno über meine Haut.

      Meine Ohren dröhnen, als würde ein Sturm über mich hinwegfegen, der Druck ist so kräftig, dass ich das Gefühl nicht los werde, ich würde metertief im Wasser tauchen. Innerhalb von Sekunden krachen Schüsse, ich werde auf eine Trage gespannt und in einen Krankenwagen deponiert.

      Als ich versuche mich aufzurichten, ist dieser Jay sofort zur Stelle und drückt meinen Körper herab, natürlich auf meinem Busen. Eigentlich will ich ihn wegdrücken, doch die Hände versagen ihren Dienst und ich falle in einen tiefen, kraftlosen Schlaf.

      Kapitel 4 – James – Schweiß & Ketten

      Was hat sich diese Zicke nur dabei gedacht?

      Sie hätte wissen müssen, dass Skeleton sie bis zum Ende ihrer Tage jagen würde, als sie sein Gesicht sah. Er hatte ihr keine Zeit zum verschnaufen gelassen. Wie mächtig die Skulls mittlerweile waren, konnte man daran sehen, dass sie sofort einen Anschlag planten, als die Polizei noch vor Ort war. Das hier war ein verdammter Krieg und sie waren dabei, ihn zu gewinnen.

      Ich spucke verächtlich auf den Boden im Hinterhof des Krankenhauses und blicke in Richtung der beleuchteten Fassade. Dabei trinke ich den letzten Schluck vom Kaffee und spüle mit Vitaminpillen nach. Irgendwo im fünften Stück, beschützt von zwei Cops, liegt die Frau, die als einzige Skeletons Gesicht gesehen hat. Somit wird sie zur Zielscheibe und wichtigster Zeugin in einem Prozess, der die gesamten Skulls ans Messer liefern könnte. Zumindest, wenn sie lange genug lebt, um gegen ihn auszusagen.

      Ich strecke meinen Rücken durch, trage noch einmal Parfüm nach und nehme den Aufzug nach oben. Vielleicht hat heute die ein oder andere hübsche Krankenschwester Dienst – es wäre doch schade, wenn man so eine Situation verpassen würde. Als ich die fünfte Etage erreiche, blicke ich kurz in den Gang. Williams und Hammel haben sich vor der Tür der Zeugin positioniert – gute Leute, denen man vertrauen kann. Zum wiederholten Mal geht mir das Gesicht von Samantha »Sam« Black nicht aus dem Kopf. Sie musste ein schweres Leben haben, kleine Narben zeugen von unzähligen Kämpfen und doch ist ihr Blick so klar, als hätte sie vor gar nichts Angst und würde jeden Gegner direkt angreifen.

      »Hast du heute die Spätschicht, Detective?«

      Ich erkenne die Stimme und sofort. Sie zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. »Guten Abend, Schwester Anna.«

      Die dralle Brünette mit dem tiefen Ausschnitt und offenen Haaren streicht mir über die Brust. »Muss ich dieses Mal nicht deine Wunden versorgen?«

      Ich schüttle mit dem Kopf. »Nein, dieses Mal nicht. Das haben die Sanitäter schon erledigt. Aber jetzt, wo ich dich sehe, finde ich es beinahe schade, dass mein Besuch beruflicher Natur ist.«

      »Arbeitest du auch mal nicht?«

      Ich grinse breit. »Du weißt, ich bin immer im Dienst.« Wie oft habe ich hier im Hospital gelegen und mich von Anna pflegen lassen. Gegen einen guten Fick hatte sie nie etwas einzuwenden, sodass meine Besuche häufiger wurden und aus anfänglicher Skepsis, entsprang so etwas wie Freundschaft. Nun ja, mit gewissen Vorzügen, natürlich.

      »Zu schade, ich habe nämlich gerade Pause.« Sie dreht sich um, öffnet ein leeres Patientenzimmer und zwinkert mir zu. »Aber wenn du kein Interesse hast, ich komme auch gut alleine klar. Immerhin habe ich zwei gesunde Hände.«