Ivanka Ivanova Pietrek

Pearls of Bulgarian Folklore


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die allerdings feste Straßen bedingt). Die Planungen für den Bau schwerer Panzer reichen auf eine Weisung Hitlers vom 26. April 1941 zurück, knapp zwei Monate vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Es ist also eine Legende, wenn vielfach behauptet wird, der Tiger sei eine hastige Neuentwicklung gewesen, geschuldet dem unerwarteten Auftreten der T 34 und KW auf russischer Seite. Allerdings haben die schweren Sowjetpanzer die deutsche Produktion ganz sicher massiv beschleunigt.

      Über die legendäre Kampfkraft des „Panzer VI“ schwärmt der ehemalige Tiger-Kommandant Alfred Rubbel47 noch im 21. Jahrhundert: „Wer wie ich in der Panzertruppe der Bundeswehr zwanzig Jahre mit Panzerausbildung, Panzereinsatz und Panzerentwicklung beschäftigt und danach noch jahrelang in der panzerbauenden Industrie tätig war, kommt beim Vergleich von heute zu damals zu dem Urteil, dass die Tiger einen technischen und waffenmäßigen Vorsprung bedeuteten, der weder im Krieg noch in den (außerdeutschen) Nachkriegsentwicklungen jemals eingeholt werden konnte. Ich wage die Behauptung, dass die heutigen, mit Elektronik hochgezüchteten und über alle Maßen im rauen Kriegseinsatz empfindlichen Panzer dem Tiger in einem länger dauernden Einsatz unterlegen sein würden.“

      Ihre Überlegenheit können die neuen Superpanzer bei ihrem ersten Einsatz im September 1942 freilich (noch) nicht unter Beweis stellen. Generaloberst Guderian, der Schöpfer der deutschen Tanktruppe, kommt zu dem deprimierenden Urteil:

      „Er [Hitler] bestimmte eine ganz nebensächliche Aufgabe, nämlich einen örtlich begrenzten Angriff in einem völlig ungeeigneten Gelände: die sumpfigen Wälder bei Leningrad, in denen schwere Panzer nur in Kolonne zu einem auf den Schneisen vorfahren konnten und somit direkt vor die Rohre der natürlich auch an den Wegen postierten Abwehrgeschütze fuhren. Schwere, vermeidbare Verluste und die Preisgabe des Geheimnisses und damit zukünftiger Überraschungen waren die Folge.“48

      *

      Bis zum 9. September wird die russische Offensive, der sich inzwischen das IV. Garde-Schützenkorps und die wieder aufgestellte 2. Stoßarmee angeschlossen haben, gestoppt. Mansteins Verbände gewinnen nach und nach die Initiative zurück. Der sowjetische Hauptmann Posselenow49 schreibt am 12. September in sein Tagebuch:

      „Die ganze Erde bebt von Bombeneinschlägen. Es scheint, als wenn die Deutschen alles mit der Erde vermischen wollen. In ununterbrochenem Strom kommen ihre Kampfmaschinen und werfen Bomben, Bomben, wann nimmt das ein Ende? Ringsum die Hölle [...] Im Streifen von 2 km bis zur vorderen Linie Leichen, Leichen von Menschen und Pferden. Ein höllischer Gestank.“

      Auch die Newa-Gruppe der Leningrader Front, die bei Dubrowka von Westen her angetreten ist, bleibt nach Überschreiten der Newa in einem schmalen Brückenkopf am Ostufer liegen. Das gut liegende deutsche Artilleriefeuer und die rollenden Luftbombardements erweisen sich als unüberwindlich.

      Inzwischen gliedert Manstein seine Verbände zum konzentrischen Gegenstoß. Am 21. September tritt von Norden her die 121. Infanteriedivision an, während aus südlicher Richtung die 24., 132. und 170. Infanteriedivision vorrücken, um die eingebrochenen Sowjetdivisionen an ihrer dünnen Basis im Osten abzuschneiden. Zwar erzielt die Konteroffensive Bodengewinne, aber die Verluste sind enorm. Die 132. Infanteriedivision verliert schon am ersten Angriffstag 510 Mann. Das VI. Garde-Schützenkorps unter Generalmajor Gagin wehrt sich verbissen.

      Oberleutnant Siegfried Weber50 erlebt blutige Nahkämpfe beim Jägerregiment 49. Der Angehörige der 28. Jägerdivision berichtet:

      „Im unübersichtlichen Wald- und Buschgelände tobte der Kampf auf nahe und nächste Entfernung. Immer wieder gelang es dem Feind, mit Panzern, aufgesessener und Begleitinfanterie [...] einzudringen. Im Gegenstoß musste er dann mit MPi, Handgranaten oder Spaten im Nahkampf abgewehrt werden. Die Russen gehörten einer Eliteeinheit an, keiner ergab sich, unverwundete Gefangene konnten nicht gemacht werden.“

      Aber schließlich führt Mansteins Schlag aus der Nachhand an der berüchtigten „Elekroschneise“ bei Gaitolowo zum Erfolg. Für den entscheidenden Durchbruch auf eine Höhe wird Oberleutnant Weber das Ritterkreuz verliehen. Fünf Tage nach Angriffsbeginn sitzen sechs Schützendivisionen- und -brigaden im Kessel. Hauptmann Posselenow notiert:

      „Wir sind abgeschnitten. Keine Post, keine Verpflegung. Munition auch fast keine. Die Verpflegung verteilen wir so: eine Tagesration für vier Tage. Heute spüren wir schon die Folgen [...] Die Stimmung kann ich nicht als schlecht bezeichnen, eher gleichmäßig [...]“

      Zwei Tage später lautet der Tagebucheintrag: „Die Artillerie zerhackt die ganze Zeit den Wald, der Jahrhunderte unangerührt war. Er ist bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen. Die Heimaterde ist aufgegraben, verwundet. Alles das, was sie schmückte, ist zerschlagen und zu Staub verwandelt [...] Alle stehen wir in Erwartung der Vernichtung [...] Auch eben suchen wir einen Ausweg wie eine Maus in der Falle. Wo man sich vorfühlt, überall ist das Loch zu. Noch ein geringer Feinddruck und alles wird überrannt.“

      Am 2. Oktober ist das Gemetzel, die sogenannte 1. Ladogaschlacht, vorbei. Die Offensive kostet die Rote Armee 12.000 Gefangene und ein Mehrfaches an Gefallenen. Mansteins Verbände bezahlen ihren Sieg mit 26.000 Toten und Verwundeten. Ein ungewöhnlich hoher Blutzoll, der die Härte der Kämpfe unterstreicht. Allein die 28. Jägerdivision beklagt 717 Gefallene, 88 Vermisste, 3.276 Verwundete. Auch wenn die Sowjets ihr eigentliches Operationsziel, nämlich das Aufbrechen der Leningrader Blockade, verfehlt haben, ist der strategische Nutzen ihrer versumpften Offensive doch gewaltig. Durch die hohen deutschen Ausfälle und die viele verbrauchte Munition ist das Unternehmen „Nordlicht“ illusorisch geworden. Zwar bleibt Leningrad belagert, aber Hitlers Eroberungspläne sind nachhaltig durchkreuzt.

      Als Ersatz für Ausfälle und Abgaben erhält die 18. Armee neben anderen Verbänden die 1., 9. und 10. Luftwaffenfelddivision, gebildet aus überschüssigem Luftwaffenpersonal. Da weder ihre Offiziere noch Unteroffiziere und Mannschaften über infanteristische Erfahrungen verfügen, bewähren sich Görings Neuaufstellungen bei den Bodenkämpfen nicht. Die nahe liegende, von Hitler ursprünglich auch ins Auge gefasste Lösung, mit jenen 200.000 Luftwaffensoldaten die gelichteten Reihen in den viel professionelleren Heeresverbänden aufzufüllen, hat der prestigesüchtige Reichsmarschall zu verhindern gewusst – zum schweren Nachteil der Ostfront.

      Die 24. Infanteriedivision51 muss nicht nur Offiziere zum Zwecke der Ausbildung an die benachbarte, völlig unerfahrene 10. Luftwaffenfelddivision abgeben, sondern zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs überhaupt! Daran mag man ermessen, dass an sich gutes „Menschenmaterial“ ohne den scharfen preußischen Schliff und das auserlesene Offizierskorps nicht viel wert ist. Ganz anders die Formationen der Waffen-SS. Zumindest deren Kerndivisionen, nämlich die „Leibstandarte“, „Reich“, „Totenkopf“ und „Wiking“, bewähren sich im Felde vollauf. Ihre Kampfkraft wird auch von vielen Kameraden des Heeres anerkannt. Während des Krieges und auch danach. Noch im Jahre 1953 soll der ehemalige Ostfront-Oberleutnant Helmut Schmidt, der spätere Bundeskanzler, vor Veteranen der Waffen-SS laut bekunden, dass er „immer das Gefühl besonderer Sicherheit“ verspürt habe, wenn Himmlers Elitekämpfer neben seiner Einheit, der motorisierten leichten Flakabteilung 83, in Stellung lagen.52 Darin liegt viel Wahrheit und gewiss nicht nur Anbiederung!

      Das militärische Know-how der Waffen-SS gründet nicht zuletzt auf die traditionelle Ausbildung durch ehemalige Heeresoffiziere. Dass sie darüber hinaus in ihren Reihen neue Prinzipien praktiziert und natürlich eine fanatischere Weltanschauung propagiert, ist kein Widerspruch dazu. Nicht allein der Glaube kann eine solide Grundausbildung ersetzen. Auch nicht bei der laut Göring vermeintlich „nationalsozialistischen“ Luftwaffe.

      Brückenkopf Kirischi, Kampfraum Mga, Staro-Panowo

      Im Schatten der großen Ereignisse liegen kleinere Brennpunkte, zum Beispiel der Brückenkopf Kirischi. Dieser vier Kilometer breite und zweitausend Meter tiefe Flecken Erde auf dem Ostufer des Wolchow ragt wie ein Pfahl ins Fleisch der Russen. Die vorgeschobene Bastion wird in erster Linie von ostpreußischen Verbänden in Regimentsstärke verteidigt. Der Brückenkopf soll die westlich verlaufende Bahnlinie vom Knotenpunkt Mga nach Tschudowo decken beziehungsweise – aus Sicht unverbesserlicher Optimisten – Ausfalltor nach Nordosten sein. Die Verbindung zum deutschen