S. N. Stone

Die Grauen Krieger


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Das Lachen auf ihrem Gesicht gefror und sie kniff ärgerlich die Augen zusammen.

      „Die kann gleich wieder gehen!“ Sie deutete mit dem Finger auf ihre ehemals beste Freundin.

      „Bitte lass uns rein, es ist wichtig und ihr beide habt auch etwas zu klären.“

      „Das haben wir nicht. Sie hat alles durcheinandergebracht und mehr Schaden angerichtet als notwendig war. Hätte sie sich raus gehalten-“

      „-hat sie aber nicht.“ Er berührte Mia an der Schulter, doch sie schüttelte seine Hand ab.

      „Lass das!“, zischte sie. „Also gut.“

      Sie ließ Caleb und Natascha herein.

      „Ihr solltet alleine miteinander reden, aber vorher, Mia, auf ein Wort.“

      Caleb zog Mia am Arm ein Stück zur Seite und sprach leise zu ihr.

      Natascha sah, wie sie ein wenig zurückwich, ganz blass wurde, dann aber die Fassung zurück erlangte und nickte.

      „Tascha geh doch schon mal in die Küche. Ich sage Josh Bescheid.“ Und dann war sie verschwunden.

      Caleb ging zu den Mädchen in den Garten. Leni war wirklich groß geworden, hatte sich prächtig entwickelt, war zauberhaft keck, plapperte vor sich hin und sauste wie eine Biene durch die Gegend. Lisa war bedächtiger und wunderhübsch, sehr zu seinem Erstaunen erkannten ihn die beiden und hatten keine Scheu vor ihm.

      Josh kam zu ihm heraus und beobachtete ebenfalls die Mädchen. Dann unterhielten sie sich ein wenig. Die Firma seines Bruders lief nun wirklich gut. Er hatte vier Angestellte, die ihn entlasteten und so konnte er sich mehr um seine Familie kümmern.

      Natascha saß in der Küche. Mia stand mit verschränkten Armen an die Arbeitsplatte gelehnt, ihre Wut war deutlich zu spüren.

      „Was habe ich dir getan?“, brach Tascha endlich das Schweigen. „Warum hast du mich so vor den Kopf gestoßen? Warum hast du mich aus deinem Haus geworfen ohne mich anzuhören? Und warum hast du es mir nie erklärt? Ich habe so oft versucht mit dir in Kontakt zu treten? Cale hat mir gesagt, dass du wusstest, dass ich ihn nicht verpfiffen habe, sondern meine Klappe gehalten und alle belogen habe.“

      Mia lachte verächtlich auf: „Du hast ja keine Ahnung.“

      „Dann erkläre es mir doch, und ob du es glaubst oder nicht, vielleicht habe ich mehr eine Ahnung, als du denkst.“

      Ihre Freundin kam zu ihr an den Tisch und setzte sich, sie sah plötzlich müde und erschöpft aus. „Ich hatte Angst um meine Familie, um das was ich mir aufgebaut habe.“

      „Aber euch wäre doch nichts passiert, ich wollte euch schützen. Ich wollte nicht, dass ihr mit einem Mörder unter einem Dach lebt, ich hatte Angst um die Kinder. Ich wollte, dass ihr über ihn Bescheid wisst, dass du weißt, wen du als deinen Freund bezeichnest.“

      Mia lachte auf. „Aber das wusste ich bereits und er ist nicht mein Freund.“

      Dieser Satz schwebte in der Luft und Natascha versuchte die Worte einzufangen, um sie zu verstehen.

      „Wir sind vielmehr so etwas wie eine Zweckgemeinschaft. Er behält mein Geheimnis für sich und dafür lass ich ihn in Ruhe und er beschützt uns.“

      Ihr Geheimnis?

      „Bist du wie er?“

      Mia schüttelte den Kopf: „Nein ich bin ein Mensch, aber ich bin anders.“

      „Alles klar, erkläre es mir, ich weiß nämlich nicht, was du meinst.“ Tascha schaute herausfordernd zu ihr herüber.

      „Auch unter uns Menschen gibt es welche, die anders sind. Ich stamme von einer sehr alten Linie von Priestern ab, Priester des alten Glaubens, die Kirche hat uns später den Namen „Hexen“ gegeben. Wir wurden dazu benutzt ihnen im Kampf gegen die Anderen Wesen zu helfen, denn wir haben die Macht ihre Fähigkeiten zu bannen. Wir waren mit Schuld daran, dass so viele von ihnen ermordet wurden, denn sie haben uns vertraut. Zum Dank dafür wurden auch wir von der Kirche gleich mit getötet. Und trotzdem unser Leidensweg ein ähnlicher ist, sind die Anderen Wesen und wir Feinden geblieben.“

      Mia machte eine kurze Pause und Natascha starrte sie ungläubig an, dann fuhr sie fort: „Nur meine Oma hat in unserer Familie die alten Riten noch praktiziert. Manchmal habe ich ihr zugesehen oder habe mir was zeigen lassen, aber das war eher Kinderkram. Als ich Caleb kennengelernt habe, spürte ich, dass er ein Anderer ist. Da habe ich mich bemüht vor ihm geheim zu halten, was mein Ursprung ist. Es hat nicht funktioniert, aber er hat nichts gesagt. Oma hat ihn kennengelernt und mich vor ihm gewarnt, aber ich fand, dass er gar nicht so schlimm ist, und habe nicht auf sie gehört. Es hat mich gereizt, mit jemandem wie ihn zusammen zu sein. Dann jedoch bin ich Zeuge davon geworden wie brutal und kalt er sein kann. Wie selbstverständlich er tötet und das war schockierend. Unser Verhältnis hatte sich dadurch geändert. Und dann bin ich Joshua begegnet. Ich habe mich in ihn verliebt und ich habe mitbekommen, wie sehr er alles hasst, was anders ist, es verabscheut. Ich bekam Angst, wenn er herausfinden würde, was ich bin, dann würde er mich genauso hassen, also habe ich es vor ihm versteckt. Aber da war noch Caleb. Er wusste über mich Bescheid und ich über ihn. Wir hätten einander großen Schaden zufügen können. Wir sind übereingekommen, dass er über mich schweigt und ich niemandem von ihm erzähle.“

      Natascha saß da und hatte einfach nur zu gehört. Super, alle um sie herum waren irgendwie Freaks. Als sie Caleb gefragt hatte, was es noch so alles gebe, hatte er geantwortet, mehr als sie sich vorstellen könne, oh ja, es gab also auch „Hexen“.

      „Also du hast mir gerade erzählt, dass du und deine Mutter und deine Oma und wer auch immer sonst noch Hexen sind, habe ich das richtig verstanden?“

      „Priesterinnen, wir sind eine weibliche Linie.“

      Tascha dachte nach. „Und die Mädchen?“

      Mia nickte. „Die auch.“

      „O.K., ich verstehe und was hätte ich kaputtgemacht, wenn wir damals geredet hätten?“

      „Caleb und ich haben einander geschworen uns gegenseitig zu schützen und ich brauche ihn mehr, als er mich. Er ist so viel mächtiger, als ich anfangs geglaubt habe und ich bin viel gefährdeter und schwächer, als ich gedacht habe und mit mir unsere Mädchen. Wir und die Anderen Wesen versuchen immer noch uns gegenseitig zu schaden oder zu töten. Ohne ihn würde es uns wahrscheinlich nicht mehr geben. Dich habe ich als Bedrohung empfunden von dem Moment an, als du mir erzählt hattest, dass du dich in ihn verliebt hast. Ich habe gesehen, dass du die Schuld an seinem Tod tragen wirst, aber er muss auf uns aufpassen und er trägt Verantwortung.“

      Natascha stand auf und ging aus der Küche ins Wohnzimmer, sie stellte sich vor die Terrassentür und starrte in den dunklen Garten, sie atmete tief ein und wieder aus. Ihre einstmals beste Freundin empfand sie also als Bedrohung. Sie erschrak, als sein Gesicht als Spiegelung in der Fensterscheibe auftauchte, und drehte sich schnell um.

      „Sie hat es dir erzählt!“

      Natascha nickte, er senkte seinen Blick.

      „War Mia je eine Gefahr für dich?“

      Er schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat nie richtig gelernt ihre Fähigkeiten zu benutzen, aber die Dinge, die sie über mich wusste, über uns, die waren eine Bedrohung.“

      „Wieso hast du sie nicht ausgelöscht? So wird es doch verlangt bei euch, so sieht es euch doch ähnlich?“ Natascha war verbittert.

      „Weil sie sich in Josh verliebt hat und er sich in sie. Er ist mein Bruder und ich hätte sie ihm nicht nehmen können.“

      Er sprach sehr leise und seine Stimme hatte einen warmen Ton.

      „Stattdessen erzählst du ihr noch mehr über dich und machst sie zu deiner Vertrauten?“

      „Vielleicht war ich einfach zu unerfahren, zu unvorsichtig und auch zu sehr von mir überzeugt.“ „Und wer könnte ihr was antun wollen?“