Birgit Turski

Kaltes Fließ


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      Birgit Turski

      Kaltes Fließ

      Lausitzkrimi

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorbemerkung

       Hauptpersonen

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       16

       17

       18

       19

       20

       21

       22

       23

       24

       25

       26

       27

       28

       29

       30

       31

       Glossar

       Impressum neobooks

      Vorbemerkung

      Alle Personen und Handlungen sowie ein Teil der Schauplätze sind frei erfunden, eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Orten sind purer Zufall und keineswegs beabschtigt.

      1

      Rejzka summte vergnügt die alte sorbische Weise vom Mädchen, das zum Tanze ging, vor sich hin, als sie im vollen Mondlicht über die große Wiese lief. Der Weg schlängelte sich vom Hinterausgang des Schullandheims über eine große Wiese bis zum Schlossberg. So wurde der eisenzeitliche Burgwall genannt. In der Schule hatte sie in Heimatkunde gelernt, dass sich hier die größte Burganlage der Lausitzer Kultur befunden hatte. Die sollte auch den Namen für den Ort, nämlich Burg gegeben haben. In den Märchen, die Mutter ihr in sorbisch erzählte, war der Schlossberg der Wohnsitz des Wendenkönigs. Am Fuß des Schlossberges wohnten die Lutki, die Leutchen oder Menschlein. In den Sagen waren die Lutki meist freundlich und halfen den Bauern. Früher sollen sie sogar mit den Menschen zusammengewohnt haben. Dann hatte sie aber der Klang der Kirchenglocken unter die Erde vertrieben. Sie zeigten sich den Menschen nur noch selten. Vielleicht traf sie ja im Mondschein welche. Einem verliebten jungen Mädchen brachten sie bestimmt Glück. Mit den Händen streifte sie über die schlafenden Blütenköpfe von Schafgarbe und Johanniskraut, Frauenkräuter, wie die Mutter sie nannte. Sie fühlte sich jetzt so recht als Frau, die sie nach altem Brauch schon wäre, wenn auch das Gesetz der Meinung war, das es erst in einem Jahr soweit sei. Aber, was scherte sie das Gesetz in dieser herrlichen warmen Vollmondnacht, in der ihr Blut vom Frausein kündete. Das Herz klopfte stürmisch gegen die Rippen, wenn sie daran dachte, dass sie nun zu ihm ging, sich mit ihm treffen wollte, mit Axel, dem großen schlanken jungen Mann aus der Stadt. Zwei Wochen lang schon beschleunigte er ihren Herzschlag. Er war einer der Trainer und Gruppenleiter, beim Trainingslager Judo vom Polizeisportverein Dynamo Cottbus. Es war der letzte Durchgang dieser Sommerferien im Schullandheim Burg, in dem sie sich als Küchenhilfe etwas Geld verdiente, ehe in zwei Wochen ihre Lehrausbildung als Schneiderin in Berlin anfangen würde.

      Seit Axel das erste mal am Ausgabefenster stand und sie ihm in die Augen gesehen hatte, ging er ihr nicht aus dem Kopf. Dreimal täglich stand er da an der Essenausgabe im Schullandheim und nahm die Teller und Tassen für seine Gruppe von ihr entgegen und stets war ihr dabei, als hätte sie ihm ihr Herz mit in die Hand gegeben. Er lächelte sie immer an und sie glaubte, dass auch er genauso fühlte wie sie. Wenn sie sich einmal im Gang oder auf dem Hof trafen, waren immer seine beiden Freunde Sven und Peter, die anderen Gruppenleiter, dabei und sie wagte kaum mehr als einen Gruß zu sprechen, aus Angst, die anderen könnten ihre Gefühle erraten. Die wollte sie vor niemanden Preis geben.

      Die Mutter ahnte wohl etwas von ihrem Gefühlszustand. Sie hatte sie heute früh, als sie ihr schickes neues T-Shirt angezogen hatte, seltsam beunruhigt angesehen. „Machst dich ja so hübsch, Mila“, so nannte Mutter sie immer, „triffst du dich mit jemanden?“ Zu Hause wurde ganz selbstverständlich nur in der Muttersprache gesprochen, keiner der beiden Frauen wäre je etwas anderes in den Sinn gekommen, nur in der Öffentlichkeit, wenn Deutsche dabei waren oder auf dem Amt etwa, da sprachen sie natürlich deutsch. Bei der Mutter hörte man zuweilen in der Sprachmelodie und manchmal im Satzbau, dass es nicht die Muttersprache war.

      „Nein, nein“ wehrte das Mädchen