Stefanie Purle

Scarlett Taylor


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nach wenigen Monaten Beziehung!“

      Chris zieht seinen Kopf zurück und blickt mich an. „Seit wann schert es dich, was die Leute denken?“, lacht er und steht mit mir im Arm auf. Ich schlinge die Beine um seine Hüfte, während er mich leichthändig trägt. „Und wilde Ehe klingt irgendwie richtig gut.“ Er beginnt mich zu küssen und läuft dabei mit mir in Richtung der Treppen.

      „Wo bringst du mich hin?“, frage ich zwischen vereinzelten Küssen.

      „Nach oben“, antwortet er und nimmt die ersten Stufen.

      „Und was wollen wir da?“, frage ich grinsend, obwohl ich die Antwort bereits kenne.

      Er grinst schief und presst meinen Körper dicht an seinen. „Ich will mit dir die wilde Ehe vollziehen“, raunt er verführerisch, als wir in seinem Schlafzimmer verschwinden.

      Kapitel 3

      „Was würde Bianca wohl davon halten, wenn ich wirklich meine Wohnung kündige und hier einziehe?“, frage ich am nächsten Morgen.

      Chris zieht die Augenbrauen hoch, während er die Pfanne mit seinem Spiegelei schwenkt. „Sie würde sich wundern, warum wir so lange gewartet haben.“

      „Lange gewartet?“, wiederhole ich verdutzt. „Ein knappes halbes Jahr ist doch nicht lange!“

      „Für Normalsterbliche vielleicht nicht. Aber für Gefährten schon.“, sagt er und lässt seine Eier auf einen Teller gleiten.

      Da ich keine anderen Gefährten kenne, weiß ich nicht, wie sie es normalerweise handhaben. Ich kenne mittlerweile zwar ein paar Mannwölfe, aber niemand davon hat vor Kurzem seine Gefährtin gefunden. „Wie läuft es denn normalerweise bei Gefährten?“, frage ich Chris deshalb.

      Er trägt seinen Teller zur Kücheninsel und setzt sich mir gegenüber. „Theoretisch könnten Gefährten, wenn sie sich erstmal gefunden haben, gleich heiraten und zusammenziehen. Es gibt ja keine Zweifel mehr. Die Gefährtenverbindung ist die sicherste Verbindung überhaupt.“

      „Aber man hat doch trotzdem noch einen freien Willen“, entgegne ich. „Wenn jetzt zum Beispiel ein Mannwolf sich nicht fest binden will, dann hat er doch die Wahl, oder nicht?“

      Chris lächelt. „In der Theorie schon. Aber warum sollte er das wollen? Warum sollte er seine Gefährtin verlassen?“

      „Ich weiß nicht, vielleicht weil er lieber Single bleiben möchte, oder sich noch austoben will?“

      Er schüttelt mit dem Kopf. „Nein, Scarlett. Der Mannwolf, und auch der Werwolf ist ab einem gewissen Alter auf der Suche nach seiner Gefährtin. Es ist sein Instinkt, wenn du so willst. Er sucht nach ihr, und wenn er sie gefunden hat, dann lässt er sie nie wieder gehen.“

      „Und was ist, wenn sie aber nicht will?“

      Jetzt sieht er mich verdutzt an. „Für sie gilt dasselbe. Sie hat ihr Leben lang nach ihm gesucht“, erklärt er und denkt kurz nach, während er weiterkaut. „Vielleicht hast du noch deine Probleme es zu verstehen, weil du eben kein Mannwolf bist und nicht dein Leben lang auf der Suche nach einem Gefährten warst.“

      Ich lehne mich zurück und halte meinen Kaffeebecher in beiden Händen. „Ich habe schon nach jemandem gesucht, ich nannte es nur nicht Gefährten“, erwidere ich.

      „Nein, das ist etwas anderes“, entgegnet er. „Nach seiner Gefährtin zu suchen, ist wie nach seiner anderen Hälfte zu suchen. Ohne sie fühlt sich der Mannwolf bloß wie ein halbes Wesen. Sie ist der Sinn seines Lebens, ohne sie macht das Leben keinen Sinn.“

      Verträumt blicke ich ihn an und schmelze innerlich bei dem Gedanken dahin, dass dieser wunderschöne Mann offenbar wirklich so für mich empfindet.

      „Ja, Scarlett, das bist du für mich: Der Sinn meines Lebens“, wiederholt er lächelnd. „Und deswegen gibt es auch keinen Grund, warum du nicht hier einziehen solltest.“

      „Du gehst also davon aus, dass ich für dich genauso empfinde, auch wenn ich kein Mannwolf bin?“, necke ich ihn.

      Selbstbewusst nickt er. „Ich gehe nicht nur davon aus, ich weiß es sogar sicher.“

      Und auch ich weiß, dass es stimmt. Mit Chris ist es ganz anders, als in all meinen früheren Beziehungen. Ich liebte ihn vom ersten Moment an, und das magisch warme Kribbeln auf meinem Brustbein, zeigt mir immer wieder, dass er wirklich mein Gefährte ist. Ich zweifle auch nicht an ihm, oder daran, dass wir zusammengehören. Nur manchmal frage ich mich, warum ich, als weiße Hexe, die Gefährtin eines Mannwolfs sein kann. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich manchmal Angst, dass irgendwann ein weiblicher Mannwolf auftaucht, der auch die Gefährtin von Chris ist und dass sich unsere Gefährtensache als Fehler der magischen Natur herausstellt.

      „Es geht wieder darum, dass du kein Mannwolf bist, richtig?“, unterbricht Chris meine Gedanken.

      „Nein... Oder vielleicht doch...“, stammle ich und seufze. „Ich habe bloß Angst, dich irgendwann zu verlieren“, gebe ich zu und lasse alte Ängste und Unsicherheiten der Vergangenheit aus mir sprechen.

      Chris steht auf, geht um die Kücheninsel herum und stellt sich vor mich. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und sieht mich ernst an. „Scarlett... Seit Generationen arbeitet meine Familie daran, den Vertrag des Vatikans zu erfüllen, damit die Folgegeneration weniger Werwolf ist, als die vorherige. Und offenbar kann meine Generation nun Gefährten haben, die nicht Mannwölfe oder Werwölfe sind. Das bedeutet aber nicht, dass wir deswegen weniger Gefährten sind, in Ordnung?“

      Ich nicke und er beugt sich herab um mich zu küssen. „Entschuldige, dass ich immer wieder damit anfange“, sage ich. „Es ist nur so neu für mich, dass mich jemand genauso sehr liebt, wie ich ihn.“

      Chris Lächeln zeigt einen Hauch von Mitleid, als er sanft mit seinen Fingern über meine Wange fährt. „Ich liebe dich, Scarlett. Und ich werde dich immer lieben. Ich wusste es, als ich dich auf dem Parkplatz hinter Elviras Büro gesehen habe. Schon als du aus deinem Auto ausgestiegen bist und ich dich sah, wusste ich, dass du meine Gefährtin bist.“

      Ich denke zurück an die Zeit, als ich noch keine Ahnung hatte, wer mein Vater ist oder das Elvira in Wirklichkeit als Parapsychologin arbeitet. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen. Jedoch hat sich mein Leben seitdem komplett verändert. Ich bin nicht mehr die dicke arbeitslose Scarlett, die keinen Freund länger als zwei Monate halten kann! Heute bin ich die zwar immer noch die dicke Scarlett, die aber jetzt als Parapsychologin arbeitet, nebenberuflich die weiße Hexenkönigin ist und wahrscheinlich bald bei ihrem Gefährten einzieht!

      Lächelnd sehe ich in Chris´ moosgrüne Augen und nicke. „Okay, dann mach mal ein bisschen Platz für meine Sachen“, sage ich und sein Lächeln wird breiter.

      „Also ziehst du zu mir und kündigst deine Wohnung?“

      Wieder nicke ich. „Ja!“

      Mit einem Kuss besiegeln wir die Entscheidung.

      Am Nachmittag fahre ich mit dem Kündigungsschreiben in der Hand zu meiner Wohnung und stecke sie dem Vermieter in den Briefkasten. Nun bleiben mir noch drei Monate, meinen Kram zu verkaufen, oder in Kisten zu packen und rüber zu Chris zu schleppen.

      Als ich die Treppen meines früheren Zuhauses emporsteige, fällt mir schon auf, dass es hier nichts gibt, was ich vermissen werde. Auch wenn ich auf einem ländlichen Dorf gelebt habe, so ist mir dieser Apartmentkomplex schon zu weit von der Natur entfernt. Seitdem ich die weiße Königin geworden bin, ist der Drang, immer wieder in die Natur zu gehen, immens. Jeden Morgen muss ich barfuß auf dem Gras vor Chris´ Haus laufen, ansonsten treibt mich die innerliche Unruhe in den Wahnsinn. Ich wünschte, ich könnte mit jemandem darüber reden, der es versteht. Fletcher kann meine Gefühle zwar nachempfinden, aber er ist keine königliche Hexe, und deswegen ist sein Drang der Natur zu begegnen nicht ganz so stark, wie meiner.

      Als Roberta noch hier war, sagte sie mir, dass ich den morgendlichen Gang in den