genau erwischte, aber wenn ich mich nicht irre, waren es 20 oder 21, denn ich erinnere mich, dass der Vorfall damals in beinahe jeder konföderierten Zeitung stand und der allgemeine Kommentar war, jeder Südstaatler sei so viel wert wie 20 Yankees. Wir blieben dicht an den Flüchtenden dran und ein wirklich tapferer und großmütiger Yankee, den es schwer erwischt hatte, sagte: „Meine Herren, Sie haben mich getötet, aber keine hundert Meter von hier steht unsere Hauptlinie.“ Wir gingen nicht weiter, sondern blieben genau dort, wo wir waren und nachdem wir aus dem verwundeten Yankee möglichst viele Informationen herausgeholt hatten, kehrten wir zum Lager zurück.
Eines Abends kam General Lee in unser Lager. Er war ein gutaussehender Gentleman und trug einen Schnurrbart. Seine Kleidung bestand aus blauem Baumwollstoff und insgesamt sah er aus wie der Großvater eines braven Burschen. Mir war danach, zu ihm hin zu gehen und ihm „einen guten Abend, Onkel Bob!“ zu wünschen. Wenn ich heute so darüber nachdenke, bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich es nicht vielleicht sogar getan habe. Ich erinnere mich, dass ich mich in seiner unmittelbaren Nähe hinsetzte und seinem Gespräch mit den Offizieren unseres Regiments lauschte. Sein Auftreten war ruhig und beherrscht, seine Stimme war freundlich und milde und seine Augen waren so sanft wie die einer Taube. Das Gesamtbild seiner Person, seines Aussehens und seines Gebarens ergab eine Art freundlichen und beruhigenden Magnetismus, der jeden zu ihm hin zog und uns ihn lieben, respektieren und verehren ließ. Ich verliebte mich in den alten Herrn und es war mir danach, auf immer in seiner Nähe zu bleiben. Ich weiß, dass ich niemals einen besser aussehenden Mann noch einen Menschen mit freundlicherem und angenehmerem Gebaren getroffen habe. Sein Pferd stand dort und knabberte am Gras herum und als ich sah, dass Lee bereit war, aufzubrechen, rannte ich los, fing das Pferd ein und führte es zu ihm. Er ergriff die Zügel und sagte: „Danke, mein Sohn“ und als er weg ritt, ging mein Herz mit ihm. Er hatte niemanden von seinem Stab mit sich; er trug weder Schwert noch Pistole oder irgendein Abzeichen seines Ranges. Das Einzige, an das ich mich erinnere, war ein Opernglas, das ihm an einem Riemen über die Schulter hing.
Nachdem wir Big Springs verlassen hatten, marschierten wir Tag um Tag weiter, überquerten die Flüsse Greenbrier und Gauley und erreichten schließlich Huntersville, ein kleines, aber munteres Städtchen, das zwischen den Massiven der Berge verborgen lag. Den Menschen in diesen Bergen ging es ausgesprochen gut. Sie hatten reichlich Honig und Buchweizenkekse und sie nannten Buttermilch „Sauermilch“ und Sauermilch war für sie nicht mal gut genug für die Schweine. Sie konnten nicht begreifen, warum Leute Sauermilch tranken. Aber Sauerkraut mochten sie. In den Bergen schien alles zu wachsen: Kartoffeln und Süßkartoffeln, Zwiebeln, grüne Bohnen und Erbsen; trotzdem war das Land sehr dünn besiedelt. Überall begegnete man Hirschen, Bären und Füchsen sowie wilden Truthähnen, Hasen und Eichhörnchen. Äpfel und Pfirsiche waren in Fülle vorhanden und überall aßen die Leute Apfelsirup zu ihren Mahlzeiten. Gelegentlich stolperten wir über eine kleine Destille, die wir dann sofort in Betrieb setzten. Wir tranken das ungefilterte Destillat, während es noch heiß war und es erging uns dabei wie jener alten Dame, die so lange kein Maisbrot essen konnte, bis sie hörte, dass man aus Mais auch Whisky herstellt. Nun schaffte sie es, „einige Bissen hinunterzuwürgen“; so war es auch mit uns und unserem Destillat.
Von nun an waren wir ständig auf dem Marsch – stampf, stampf, stampf – wir marschierten immer weiter. Lees Korps, Stonewall Jacksons Division – für die Märsche dieser Kommandeure verweise ich auf die Geschichtsbücher. Nun, wir folgten ihnen einfach.
Cheat Mountain
Eines Abends gegen 16.00 Uhr begannen die Trommler des Regiments ihre Trommeln so schnell wie möglich zu rühren und ich sah, wie Männer in alle Richtungen umherrannten. Bald bot das Lager einen Anblick der Eile und der Aufregung. Ich fragte jemanden, was dieser Aufruhr bedeuten solle. Er starrte mich mit äußerstem Erstaunen an. Ich sah, wie Soldaten zu ihren Zelten eilten, sich ihre Musketen und Patronentaschen schnappten und wieder davonrannten, während die Trommeln noch immer rasselten und tönten. Ich fragte einige andere Kerle, was zum Teufel all dies bedeuten solle. Schließlich brachte ein Bursche, der beinahe verrückt vor Angst schien, zwischen etlichen Schreien und Klagelauten die Antwort heraus: „Aber so hör doch, sie schlagen den Doppelschlagwirbel!“ Ich antwortete: „Was bedeutet der Doppelschlagwirbel?“ „Der Wirbel, Mann, der Wirbel! Schnapp dir deine Waffe! Sie schlagen den Doppelschlagwirbel!“ Dies war alles, was ich in Erfahrung bringen konnte. Es war der erste, letzte und einzige Doppelschlagwirbel, den ich jemals gehört habe. Aber damals war das alles neu für uns und Oberst Maney, prompt wie immer, ließ uns antreten. Ohne jegliches Kommando oder Signal stand jeder Soldat auf seinem Platz. Zelte, Tornister und alles Übrige wurde ausnahmslos zurückgelassen. Wir waren bald unterwegs und wir marschierten weiter, weiter und immer weiter. Nachts begann es zu regnen. Unsere Decken hatten wir im Lager zurückgelassen, aber wir erwarteten, jederzeit ins Gefecht beordert zu werden. Noch in der Nacht erreichten wir Mingo Flats. Es goss noch immer wie aus Eimern. Wir hatten nichts zu essen bei uns und es gab keine geeigneten Schlafplätze. Einige von uns schafften Zaunlatten heran und wir häuften sie aufeinander und quälten uns durch die Nacht, so gut es eben ging. Am nächsten Morgen marschierten wir weiter, aber wir wurden bald hungrig und dann kamen wir kaum noch voran. Einige von den Jungs begannen Brombeeren zu sammeln. Der Rest des Regiments schlenderte langsam die Straße entlang, als plötzlich mit lautem PENG, PENG, PENGEDIPENG, PENG eine Salve Kugeln und Schrot durch die beiden vordersten Kompanien des Regiments pflügten - die Kompanien "H" und "K". Wir waren in einen Hinterhalt der Yankees geraten. Sofort breiteten sich Bestürzung und Verwirrung aus; niemand schien der Situation gewachsen zu sein. Wir wussten nicht, ob wir wegrennen oder kämpfen sollten, aber Hauptmann Feild gab das Kommando, zu feuern und in die Büsche zu stürmen. Wir stürmten die Büsche, sahen, wie die Yankees wegrannten und feuerten ihnen nach. Ich weiß nicht, wie viele Yankees getötet wurden, falls wir überhaupt welche getroffen haben.
Unsere Kompanie (H) hatte einen Toten zu beklagen: Pat Hanley, einen Iren, der sich unserer Kompanie in Chattanooga angeschlossen hatte. Hugh Padgett, Dr. Hooper und vielleicht noch ein oder zwei weitere waren verwundet.
Aber wo war nach dem Gefecht der ganze prächtige Zierrat geblieben, der zuvor noch unsere Offiziere geschmückt hatte? Er war nirgends mehr zu sehen. Korporale, Feldwebel, Leutnants, Hauptmänner – sie alle hatten sich jegliche Verzierung von den Uniformen gerissen. Es fiel mir sofort auf und ich war erstaunt und auch etwas gekränkt. Ich fragte mehrere von ihnen, warum sie sich ihre Rangabzeichen abgerissen hatten und sie antworteten alle: „Na ja, meinst du etwa, dass ich ein gutes Ziel für die Kugeln der Yankees abgeben wollte?“
Weißt du, mein lieber Leser, es war dies unser erstes Gefecht und den Offizieren war noch nicht klar gewesen, dass Geschosse und Kanonenkugeln blind sind, dass sie keine Augen haben und nichts sehen können. Die Offiziere glaubten, dass sie die Geschosse irgendwie anziehen würden und dass die gemeinen Soldaten nicht getroffen würden. Ich habe immer auf die einfachen Soldaten geschossen. Sie waren es, die auf uns schossen und uns töteten und wenn ich einen feindlichen Soldaten tötete oder verwundete, nun, so waren meine Überlebenschancen umso besser. Offiziere waren für mich stets eher harmlose Figuren. Ich glaube, Oberst Feild war wohl der einzige Oberst während des gesamten Krieges, der genau so oft eine Muskete abfeuerte wie ein gemeiner Soldat. Wenn ich einmal auf einen Offizier schoss, so war es stets auf sehr große Entfernung. Wenn wir jedoch auf kurze Entfernungen kämpften, so war es mir immer wichtiger, jene zu töten, die auch versuchten, mich zu töten.
Sewell Mountain
Von Cheat Mountain aus unternahmen wir mehrere Gewaltmärsche. Am Tag und in der Nacht, über Hügel und majestätische Berge und durch malerische offene Täler. Mal war die Landschaft schön und fruchtbar, mal unwirtlich und kärglich. Wir kamen durch Städtchen und Dörfer, deren Namen ich bereits vergessen habe, wir überquerten Bäche und Flüsse und mit ununterbrochenen, schier endlosen Märschen durchquerten wir das Kanawha-Tal, passierten die Salzwerke und waren fast wieder am Ohio River, als wir schließlich Sewell Mountain erreichten. Hier stießen wir auf General John B. Floyd, der sich eingegraben und seine Stellung stark befestigt hatte, um sich dem Vormarsch der Unionsarmee entgegenzustellen. Zwei Tage vor unserer Ankunft war er gegen eine Linie der feindlichen Stellungen angestürmt und hatte sie eingenommen. Ich weiß nichts über diese Schlacht. Hierfür