Erik Schreiber

Nordische Sagen


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Meer ans Land steige und du mich fühlst. Da wirst du erlahmen, wenn mir der Zorn steigt.“ Rimgerd sprach: „Komm nur, Etzel, komm ans Land, so du dir Kraft zutraust! In der Warinsbucht, da wollen wir aneinander. Gebrochene Rippen, Held, sollst du haben, wenn du mir in die Klauen gerätst!“ Etzel sprach: „Eher geh ich nicht von dannen, als bis die Krieger vom Schlafe aufstehen und Wache bei dem König halten. Mir ist’s nichts Neues, wenn eine Hexe unter unserm Schiffe heraufsteigt. Helge, wach auf und büße der Rimgerd den Schaden für ihren erschlagenen Vater! Zum Weibe sollst du sie nehmen, das soll die Sühne sein.“ Da trat Helge hervor und sprach: „Lodin heißt, der dich haben soll, du allen Menschen verhaßte! In Tollheim wohnt er, der hundskluge Jote; das ist ein Mann, der dir ziemt.“ Rimgerd sprach: „Ja, Helge, jene möchtest du lieber, die vorige Nacht kam, die Fluten zu schauen, die vielgoldene Jungfrau! Gewaltig und hehr dünkt sie mir! Hier stieg sie ans Land und machte fest eure Flotte. Sie allein ist schuld, dass ich deine Männer nicht morden konnte.“ Helge sprach: „Hör‘ an, Rimgerd, wenn ich dein Leid dir büßen soll! Sag mir klärlich: War jene allein, die meine Schiffe beschützte, oder zogen noch andere mit ihr?“ Rimgerd sprach: „Dreimal neuen Jungfrauen warn’s; doch eine ritt voran, leuchtend und schön unterm Goldhelm. Ihre Wolkenrosse schüttelten sich, aus den Mähnen tropfte Tau in tiefe Täler und Hagel in hohes Gehölz, davon fruchtbares Jahr den Menschen kommt. Mir war das alles verhasst anzusehen.“ Etzel sprach: „Nun schau gen Osten, Rimgerd! Schau nur, angebrochen ist der Tag! Solange hab ich dich hingehalten, und nun ist’s um dich geschehen! Als ein Steinbild stehst du jetzt da im Meer!“ Die Riesentochter schaute sich um voller Entsetzen. Und siehe, da traf sie der Sonnenstrahl, und sie erstarrte zu Stein. Noch heute steht sie am Meeresstrand, ein Wahrzeichen für die Schiffer.

      Ruhmgekrönt kehrt Helge heim. Nun ging er zu König Eylima und warb um Swawa, seine liebliche Tochter. Sie verlobten sich auch miteinander und liebten sich über alles in der Welt. Swawa blieb zu Haus bei ihrem Vater und war eine Walküre nach wie vor; Helge aber begab sich auf Heerfahrten. Da zog einmal Hedin, sein Bruder, der bei Jorwart daheim in Norwegen geblieben war, am Julabend einsam in den Wald hinaus. Er begegnete einem Zauberweib, das ritt auf einem Wolfe und Schlangen waren ihr Zaum. Sie sprach zu ihm: „Folge mir!“ „Nein“, antwortete Hedin. Nun rief sie: „Das sollst Du mir büßen bei Bragis Becher!“ Und als am Abend der Sühneber vorgeführt ward, die Männer ihre Hände darauflegten und ihre Gelübde taten bei Bragis Becher; da schwur Hedin: Swawa, Eylimas Tochter, seines Bruders Verlobte, solle sein Weib werden. Aber als er das Gelübde getan, da reute es ihn so sehr, dass er hinauslief auf wilden, unbekannten Wegen gen Süden, bis er seinen Bruder fand. Helge sprach: „Sei mir willkommen, Hedin! Was für neue Mären kannst du mir künden aus Norwegen? Was hat dich fortgetrieben aus der Heimat? Warum kommst du so allein zu mir?“ Hedin antwortete: „Allzu schweres Unglück ist über mich gekommen. Ich hab‘ mir erkoren bei Bragis Becher deine Braut, die Königstochter Swawa.“ Helge sprach: „Klage dich nicht an, Hedin; deine Gelübde beim Becher mögen noch erfüllt werden! Alf, Rodmars Sohn, hat mich zum Kampf entboten auf seinem Eiland; in dreier Tage Frist soll ich dahinkommen. Zweifelhaft ist mir’s ob ich wiederkehre. Dann mag’s leicht in Erfüllung gehen, wenn’s das Schicksal will!“ Hedin sprach: „Dir ziemt besser, dein Schwert im Blute zu färben, als deinen Feinden zu unterliegen!“ Helge aber hatte also gesprochen, weil er seinen Tod ahnte; denn seitdem seinem Bruder das Zauberweib erschienen war, hatten ihn seine Schutzgeister verlassen.

      Alf, Rodmars Sohn, aber hatte dem Helge die Walstätte bestimmt zu Sigarsfeld in dreier Tage Frist. Als der Morgen des letzten Tages graute, ritt ein Weib auf einem Wolfe durchs Lager, das dem Hedin Folge gebot: sie wußte wohl, daß zu Sigarsfeld erschlagen würde das Siegelindenkind.

      Gewaltig war die Schlacht, und Helge empfing die Todeswunde. Da rief er den Sigar herbei und sprach: „Sigar, reite zu Swawa, Eylimas einziger Tochter, daß sie eile und komme, wenn sie mich noch lebend finden will!“ Sigar machte sich sogleich auf, kam zu Swawa und sprach: „Helge hat mich hergesandt, mit dir zu reden. Dich wünscht der Held noch einmal zu sehen, der herrlich geborne, eh sein letzter Atem ausgeht.“ Swawa sprach: „Was ist Helge geschehen? Weh! Schweres Leid sucht mich heim! Hat ihn das Meer getötet oder ein Schwert verletzt? Rache an dem, der es verschuldet!“ Sigar antwortete: „Zu Frekastein fiel heut‘ der herrlichste Held, der unter der Sonne war. Mag Alf sich sonst des Sieges freuen, nur diesmal hätte er’s nicht gesollt!“ Da eilte Swawa hinaus zu Helge, und er sprach: „Sei mir willkommen, Swawa! Beherrsche den Kummer! Das letzte Mal ist’s, dass wir auf dieser Welt zusammenkommen. Schau! Mir bluten die Wunden; das Schwert ist mir ins Herz eingedrungen. Liebliche Braut, weine nicht! Eins bitt‘ ich dich, so du auf mein Wort hören willst: Schenke, wenn ich tot bin, dem Hedin deine Liebe, auf dass der junge Held in deinen Armen ruhe!“ Swawa antwortete: „Als du bei unsrer Verlobung mir Ringe gabst, tat ich das Gelübde, nimmermehr einen andern in meine Arme zu nehmen.“ „Küsse mich, Swawa, du herrliche Braut!“ sprach Helge und hauchte in ihren Armen den Atem aus. Hedin aber zog aus, den Tod seines Bruders zu rächen. Von Helge und Swawa wird gesagt, dass sie wiedergeboren seien.

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