Geri Schnell

Das Geheimnis der Spulen


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sind uns einig, dass das noch zu früh ist», meint Mark, «wir müssen unseren Vorsprung nutzen, wenn der Rummel jetzt schon losgeht, haben wir keine ruhige Minute mehr. Das ist auch die Meinung von Kira und Ulla.»

      «Eine solche Entdeckung dürft ihr nicht für euch behalten!», insistiert Andi, «das ist eine echte Sensation.»

      «Versprich mir, dass du noch nichts weitererzählst, auch wenn es schwerfällt. Auf ein Jahr kommt es nicht an», entgegnet Mark.

      «Gut ich verspreche, mit niemandem darüber zu reden. Ihr habt Recht, es ist alles noch zu unsicher, das wird auf jeden Fall Widerstand geben, da muss man gut vorbereitet sein. Das werden nicht alle akzeptieren!»

      «Das sehen wir genauso», meint Mark, «wir müssen zuerst die Botschaft entschlüsseln, erst dann können wir daraus Profit ziehen.»

      Damit war das geklärt, wie mit der Presse verhandelt wird, können wir später entscheiden», meint Andi.

      Die Küche meldet, dass das Essen fertig ist, damit ist die Diskussion vorerst beendet.

      Während Gildo und Dario weiterhin in der Hitze in Äthiopien ausharren, arbeiten Ulla, Kira und Mark intensiv an der Entschlüsselung der Spulen. Die Datenmenge wird immer grösser, ohne dass sich daraus etwas Sinnvolles ableiten lässt.

      Am weitsteten scheint Ulla mit der Entschlüsselung der ersten Spule zu sein. Bei einem Gespräch auf einer Parkbank wird über ihre Vermutungen diskutiert.

      «Ich vermute, dass die Zahlen 47, 48, 79 und 92 eine gewisse Rolle spielen», meint Ulla.

      «Wie kommst du darauf?», will Kira wissen.

      «Noch ist es einfach nur ein Gefühl, aber wenn diese Zeichen Zahlen sind, wie ich vermute und sich so oft wiederholen, hat es mit Sicherheit eine Bedeutung», meint Ulla.

      «Wenn sich die drei Zahlen auf die Protonen in Elementen beziehen», meint Mark, «ergibt es sehr wohl einen Sinn. Das sind dann die Elemente Silber, Cadmium, Gold und Uran, daran könnten die Ausserirdischen besonders interessiert sein.»

      «Deine Interpretation finde ich auch logisch und nachvollziehbar», meint Ulla, «ohne spekulieren geht es nicht, sonst kommen wir nicht weiter.»

      «Gut lassen wir es dabei, mit Vermutungen kommen wir nicht weiter», meint Kira, «ich habe inzwischen acht weitere Fotos identifiziert, das Problem ist, dass in den späteren Spulen, die Fotos grösser sind und nicht nach dem gleichen Schlüssel abgelegt wurden. Die Analyse, wie bei der ersten Spule, ergibt kein Bild mit einer erkennbaren Kontur. Aber ich gebe nicht auf, ich suche weiter.»

      «Bleibt uns nichts anderes übrig», bestätigt Ulla, «ich bin ziemlich sicher, dass ich jetzt Messwerte von Berichten unterscheiden kann. Nur wenn man nicht weiss, was für Werte gemessen werden, ist es schwer sie einzuordnen. Lediglich die vier Zahlen tauchen immer wieder auf und auch da bin ich nicht sicher, ob die Übersetzung stimmt.»

      «Zumindest geht es langsam vorwärts», meint Kira, «ich finde es enorm spannend.»

      «Kira, kannst du die Texte jetzt von Fotos und Messwerten separieren?»

      «Zu einem Grossteil bin ich mir sicher, es gibt jedoch Bereiche, die noch unklar sind.»

      «Was hältst du von meiner Interpretation, wirkt sie für dich plausibel?

      «Eigentlich schon, es wäre ein wichtiger Grund, warum man ausgerechnet die Erde ansteuerte. Im All gibt es zehntausende von Zielen, die man ansteuern könnte, da macht die Suche nach schweren Elementen durchaus Sinn.»

      «Ich habe noch versucht, auf den letzten brauchbaren Fotos, Konturen, wie Kontinente zu erkennen», erklärt Ulla, «es gibt keine markanten Punkte, welche auf Kontinente hindeuten, entweder sind sie über dem Meer geflogen, oder die Kontinente hatten noch eine andere Form.

      «Früher waren die Kontinente noch näher beisammen», meint Mark, so wäre es durchaus möglich, dass der Anflug auf die Erde nur über einer Meerregion erfolgte.»

      «Das ist ein Indiz», meint Kira, «dass der Besuch vor sehr langer Zeit stattfand, zumindest der, welcher mit den Fotos dokumentiert wird.»

      «Davon gehe ich aus», meint Mark, «nur macht es die Sache nicht einfacher.»

      «Die nächsten Spulen sind vermutlich jüngeren Datums», meint Ulla, «aber auch das muss ich noch bestätigen.»

      Damit ist ihre Zeit auf der Parkbank schon abgelaufen, das normale Studium geht weiter, die neue Richtung ist nachwievor nur ihr Hobby.

      Nachforschungen in Äthiopien

      In Äthiopien sind Gildo und Dario immer noch mit Ausgrabungen beschäftigt. Sie bergen momentan keine weiteren Spulen, sondern beteiligen sich an den normalen Ausgrabungen. Das heisst, sie suchen nach Töpfen und anderen antiken Gegenständen, welche auf der Ausgrabungsstätte massenweise gefunden werden. Das Ausschaffen und Lagern der Spulen ist riskant. In ihrem Fundort sind sie am besten aufgehoben.

      Mit SMS haben sie Kontakt mit Mark. Nach einigen SMS einigt man sich darauf, dass Mark das Lesegerät nach Äthiopien bringt. Die Spulen in Zürich sind ausgelesen und auf je einer Harddisc gespeichert. Das Lesegerät wird momentan nicht benutzt.

      Mit den Mechanikern der Uni, wird das Gerät in drei Teile zerlegt. Diese werden nun in alltägliche Gegenstände, welche man auf einer Reise braucht, versteckt.

      Wenn die Spulen vor Ort gelesen werden können, kann man die Daten auf Harddisks problemlos ausführen, die Dateien können vom Zoll sicher nicht entziffert werden.

      Mark bereitet sich auf den Flug nach Addis Abeba vor. Ein Teil des Lesegeräts wurde in eine Spielkonsole eingebaut, den Zöllner wird nicht auffallen, dass die Konsole gar nicht funktionieren würde. Die Sensoren verstecken sie in einem Elektrorasierer, den werden die Zöllner kaum testen. Den Kanal tarnen sie als Messlatten.

      So gerüstet, verabschiedet sich Mark von Kira am Flughafen in Kloten. Von Addis Abeba wird er mit dem Bus nach Aksum fahren. Mark fährt die Strecke direkt, ohne Zwischenhalt. Kira beneidet ihn nicht, das wird hart für ihn.

      Vier Tage später holt Gildo ihn bei der Busstation ab. Er hat einiges an Gepäck dabei und sie nehmen ein Taxi, um zum Zimmer zu gelangen.

      Dario hat in den letzten Tagen bereits drei weitere Spulen geborgen und im Zimmer versteckt.

      Allerdings ist Mark so müde, dass er erst am nächsten Tag mit dem Zusammenbau des Lesegeräts beginnt.

      Die ersten zehn Harddiscs wurden im Internet bestellt und werden von DHL direkt nach Aksum geliefert, einfacher geht es nicht.

      Während Gildo und Dario am Morgen normal zu den Ausgrabungen fahren, beginnt Mark mit dem Aufbau des Lesegeräts. Am Abend, als die Beiden erschöpft von den Ausgrabungen zurückkommen, ist Mark soweit, dass die erste Spule eingelegt werden kann. Es ist nur ein Probelauf, die Lieferung der Harddiscs wird erst morgen erwartet.

      So muss Mark auch am nächsten Tag im Zimmer bleiben und auf die Lieferung warten, während Gildo und Dario weiter an den Ausgrabungen mitwirken. Mark ist noch beim Frühstück, als der DHL-Bote klingelt. Er bestätigt den Empfang, steckt die erste Disc ein und startet das Auslesen der ersten Spule. Nun hat er sein Tageswerk bereits vollbracht und kann Aksum wie ein Tourist erkunden. Er achtet auf weitere Auffälligkeiten, doch er entdeckt keine zweite Lagerstätte, oder Stellen, welche ähnlich wie ihre Fundstelle beschaffen ist. Es sieht ganz so aus, als ob diese Gruft als einziges Archiv genutzt wurde.

      Der Alltag spielt sich ein, die Spulen werden automatisch ausgelesen. Mark beteiligt sich ebenfalls an den Ausgrabungen. So fällt er weniger auf. Die bereits ausgelesenen Spulen bringen sie zurück in die Gruft, dank einer von Ulla mitgelieferten Software, lassen sich jetzt zwei Spulen auf einer Disc speichern. Nach einer Woche sind die Discs gefüllt und alle ausgelesenen Spulen wieder mit dem Spielzeuglastwagen ins Versteck gebracht.

      Nun ist wieder DHL gefragt. Mit einem Reklamationsschreiben werden