Geri Schnell

Das Geheimnis der Spulen


Скачать книгу

Gespannt beobachtet Mark das Gesicht von Ulla. Es ist nicht zu verkennen, sie ist enttäuscht.

      «Das soll ein antikes Stück sein?», meint sie entsetzt, «wollt ihr mich verarschen?»

      «Jetzt schau es dir genau an», insistiert Mark, «wir haben es an einer Ausgrabungsstätte gefunden und ich denke nicht, dass sich da jemand ein Scherz erlaubt hat.»

      «Na gut, - heute ist ja nicht der erste April und Verstehen sie Spass wird auch nicht mehr gedreht. Gehen wir so vor, wie es bei einem antiken Gegenstand üblich ist.»

      Ulla ruft am PC ein Formular auf, notiert Datum und Uhrzeit, dann fotografiert sie den Gegenstand, in einer mit liniertem Papier von einem Zentimeter Linienabstand ausgekleideten Box und kopiert das erste Bild ins Formular auf dem PC. Es erhält eine Registernummer, unter der das Formular archiviert wird.

      Nun hat sie einige Fragen an Mark. Zeitpunkt des Auffindens, Fundort.

      «Geht es nicht etwas genauer?», fragt sie zurück, nachdem Mark als Fundort nur Äthiopien angegeben hat.

      «Na gut, sagen wir Aksum, aber genauere Angaben gibt es vorerst nicht.»

      Allmählich füllt sich das Formular. Gewicht, Abmessungen und Allgemeinzustand werden registriert.

      «So jetzt müssen wir ins Labor wechseln», meint Ulla, «ich weiss immer noch nicht, ob sich der Aufwand lohnt, es sieht doch eher modern aus.»

      «Ich versichere dir, - ist es nicht!»

      «Gut, ich muss einiges vorbereiten, ihr könnt in der Zwischenzeit einen Kaffee trinken, eine halbe Stunde brauche ich schon.»

      Als sie 40 Minuten später ins Labor zurückkehren, ist Ulla so beschäftigt, dass sie die zwei gar nicht kommen hört.

      «Das ist das sonderbarste Ding, welches ich je untersucht habe», meint Ulla mit einem verwunderten Gesichtsausdruck, «schon das Material ist seltsam, Skandinavium, das habe ich noch nie in einer Probe festgestellt. Das deutet auch darauf hin, dass es keine Fälschung ist, denn Skandinavium ist heute nur schwer zu beschaffen.»

      «Das versuche ich ja die ganze Zeit zu erklären, das Ding ist echt und es gibt noch mehr davon», erklärt Mark, «nur wollte ich die Äthiopier noch nicht informieren, bevor ich weiss, um was es sich handelt.»

      «Zumindest ist es weder giftig noch radioaktiv, wie es mit einer biologischen Kontaminierung aussieht, weiss ich erst morgen.»

      «Wie geht es jetzt weiter?», fragt Mark.

      «Wir überprüfen nochmals die Einzelteile. Besonders der dünne Faden, der auf der Spule aufgewickelt ist, muss genauer analysiert werden. Er scheint eine Funktion zu haben. Doch welche, das ist mir noch ein Rätsel. Ich werde eine Nacht darüber schlafen, vielleicht habe ich dann eine Idee.»

      «Wir haben Zeit, das Ding war jahrhundertelang im Boden vergraben, jetzt kommt es auf einen Tag nicht darauf an. Ich rufe dich morgen an, dann sehen wir weiter.»

      Damit ist der Besuch in der Uni beendet. Kira will Mark noch etwas von Zürich zeigen.

      Am nächsten Morgen ruft Mark bei Ulla an.

      «Hallo Mark, gut dass du anrufst», die Aufregung ist ihr deutlich anzumerken, «ich vermute, dass auf dem Faden Daten gespeichert sind, zwischen den Skandinavium-Atomen, sind manchmal Beryllium-Atom und dann wieder Alkalium-Atome eingelagert. Keine Ahnung, wie sie das machen konnten? Das ist chemisch nicht so einfach hinzukriegen.»

      «Eine ähnliche Vermutung habe ich auch», meint Mark, «kannst du einige Sequenzen separieren, dann können wir mit Übersetzungsprogrammen versuchen, die Nachricht zu entschlüsseln?»

      «Das habe ich schon versucht, der erste Versuch ist gescheitert, mit einer neuen Methode, welche ich eben starte, sollte es besser funktionieren.»

      «Gut, können wir helfen?»

      «Nein, es dauert seine Zeit, bis heute Abend müsste ich ein Grossteil der Information ausgelesen haben, dann können die Übersetzer beginnen. Das ist dann was für dich Kira! Die KI wird gefordert, wenn nicht überfordert sein.»

      «Dann lasse ich dich in Ruhe arbeiten und rufe dich heute Abend nochmals an. Ich besuche heute die ETH, ich suche einen kleinen Roboter, damit ich weitere Spulen bergen kann.»

      Mit einer Kartonschachtel bastelt Mark auf die Schnelle ein Modell, wie der Zugang zur Fundstelle ungefähr aufgebaut ist. Damit besucht er die ETH und testet, ob sie einen Roboter finden, der mit den Begebenheiten zurechtkommt. Die ersten Roboter scheitern an der Kante, welche nach dem engen Gang in den Hohlraum führt. Andere Roboter können die Spulen nicht greifen. Es wird nicht einfach werden.

      Nachdem ein Roboter etwas umgebaut wurde, scheint er der Aufgabe gewachsen zu sein. Der Projektleiter will seinen Professor fragen, ob man den Roboter für diese Aufgabe freistellen könnte, nur der Professor ist erst morgen erreichbar.

      Den Nachmittag lassen die beiden bei einem Spaziergang am Zürichsee ausklingen. Zurück in der Wohnung ruft Mark Ulla an.

      «Hallo Mark», meldet sie sich und klingt optimistisch, «ich konnte einige Windungen abwickeln und untersuchen, ich schicke dir eine Datei, mit abertausenden Bits. Ich habe schon den Grosscomputer für heute Nacht reserviert, der wird schön heisslaufen, ich bin gespannt, ob wir morgen einen ersten Text lesen können.»

      Danach verstricken sich die zwei in Detailgespräche, Ulla sprüht vor Ideen und Mark hält mit, so kommt einiges zusammen, mit dem der Computer diese Nacht beschäftigt werden kann.

      «Das hört sich gut an, kannst du die Datei an meine Mailadresse schicken? Ich bin echt gespannt, was die uns zu erzählen haben.»

      «Ich werde es versuchen, keine Ahnung, ob wir in Verbindung mit KI schon einen lesbaren Text erhalten. Gute Nacht, bis Morgen! Ich kann vermutlich nicht schlafen.»

      Kira hat versucht Mark mit einem guten Nachtessen auf andere Gedanken zu bringen. Es braucht heute einiges, um ihn in Stimmung zu bringen. Doch schliesslich schlafen die zwei engumschlungen ein.

      Das Frühstück haben die beiden schon genossen. Immer wieder beobachtet Mark, aber auch Kira, den Computer, welcher eingehende Mails akustisch anzeigt. Einige Spam-Mails versetzen sie unnötigerweise in Aufregung, doch dann endlich, das Mail ist von Ulla.

      Mark stellt fest, dass es ein in deutscher Sprache verfasster Text ist. Die KI hat bereits die Übersetzung übernommen. Kira beginnt zu lesen:

       Der Jeep wird für einen Ausflug vorbereitet. Y1, Y2 und Y3 fahren los.

      «Was soll das?», fragt Mark, «einen Jeep haben die sicher nicht gehabt, da hat das Übersetzerprogramm die Zeitepoche wohl falsch interpretiert. Egal, hören wir uns an, was er weiter zusammendichtet.»

       Sie erklimmen einen Hügel und fotografieren die Umgebung. Später verlassen sie den Hügel und fahren auf eine Ebene hinaus. Immer wieder halten sie an und fotografieren.

       Später erreichen sie eine Gaststätte und werden freundlich empfangen. Der Wirt bittet zu Tisch und sie werden mit ausreichend Speisen versorgt. Während Y1 und Y3 sich verpflegen, besucht Y2 die Frau des Wirts und übergibt ihr Samen für den Garten.

       Danach fahre sie auf einer anderen Strecke zurück nach Hause.

      «Was soll das?», Mark wundert sich, «das würde ja bedeuten, dass die Spule höchstens siebzig Jahre alt ist, das kann nicht sein.»

      «Das liegt vermutlich am Übersetzungsprogramm, es ist noch nicht auf der richtigen Sprache oder Zeitepoche programmiert.»

      «Ich rufe jetzt Ulla an, vielleicht hat sie eine Erklärung.»

      «Hallo Mark», meldet sich Ulla sofort, «du bist sicher auch etwas verwundert. Das waren die einzigen Sequenzen, mit denen das Übersetzungsprogramm etwas anfangen konnte. Der Rest, es liegt im Megabitbereich, sind vermutlich Fotos, Dateien oder Messergebnisse. Auf jeden Fall konnte das Programm sich nichts zusammenreimen. Sorry,