Leonie Lewandowski

Workaholism


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eingesteht, ist eine wichtige Hürde genommen. Sie sind noch einen Schritt weiter

       gegangen und haben Hilfen im Netz gesucht. Mit diesem Ratgeber sind zwar Ihre

       Probleme oder die Ihrer Angehörigen nicht gleich gelöst, aber Sie wissen, wohin die

       Reise gehen muss, um aus der Arbeitssucht wieder in ein normales Leben

       zurückzufinden. Das eBook hilft Ihnen dabei. Nehmen Sie die Tipps und Tricks ernst,

       dann fällt es Ihnen leichter, Workaholism zu überwinden.

      Was ist ein Workaholic?

      Es fängt mit einem übertriebenen Arbeitseinsatz an. Übereifrig, pflichtbewusst,

       strebsam, mehr tun als andere – bis hin zu einem krankhaften Suchtverhalten im

       Sinne von arbeitswütig, so entwickelt sich die Arbeitssucht schleichend (siehe dazu

       die verschiedenen Stadien der Workaholics später). Wir wissen zwar, dass es alle im

       Arbeitsleben Stehenden treffen kann. Doch verstärkt kommt Workaholism in

       Führungspositionen und bei Selbständigen vor. Wer führt, muss Leistung bringen,

       der will herrschen und beherrschen. Dessen Gehalt richtet sich auch vielfach nach

       Leistung. Boni werden gezahlt, wenn der Anführer eine großartige Bilanz hinlegt und

       dem Unternehmen einen satten Gewinn einfährt. Deshalb muss der Workaholic

       rackern und mehr bringen als seine Kollegen. Im anderen Fall ist der Selbständige

       allein für den Erfolg seines Unternehmens verantwortlich. Um es ans Laufen zu

       bringen, setzt er zu Beginn 15 bis 20 Stunden täglich ein. Er misstraut auch

       Mitarbeitern, deshalb will er vieles selbst erledigen und alles allein erledigen. Doch

       dafür braucht er Zeit – viel Zeit. Er findet kaum Zeit zum Schlafen und zur

       Regeneration, ganz zu schweigen vom fehlenden Privatleben und einer erfüllenden

       Beziehung. Ein Workaholic lebt für seinen Beruf.

      Der Orgasmus ist seine Arbeit. Dafür gibt er alles. Es gibt ja unterschiedliche

       Fetische, mit denen Menschen glücklich werden. Man wird der Arbeitssucht aber

       nicht gerecht, wenn man sie harmlos als einen Fetisch abtut. Dafür hat sie einfach zu

       viele negative Auswirkungen auf den Körper und das Wohlbefinden eines Menschen,

       eben weil sie eine richtig starke Sucht ist. Als solche findet sie eben auch Eingang in

       die internationale medizinische Klassifikation (ICD-Schlüssel). Damit ist sie eine

       Krankheit, nach der jeder Arzt und Psychologe sie auch mit den Krankenkassen

       abrechnet wie Grippe, Rückenschmerzen oder Magengeschwüre.

      Die vier Stadien der Arbeitssucht

      Die Arbeitssucht entwickelt sich in vier Stadien bis hin zur echten Krankheit, die

       unbedingt behandelt werden muss.

      In der ersten Phase nimmt die Arbeit den Workaholic immer mehr ein. Der merkt das

       selbst, realisiert das auch und versucht es sogar vor den Kollegen und Kolleginnen

       zu verheimlichen, indem er im Stillen unbeobachtet weiterarbeitet. Er fängt an, sogar

       in seiner Freizeit an den Job zu denken. Dabei vernachlässigt er seine privaten

       Interessen wie Beziehung oder sonst angenehme Dinge (Kino, Essen, Genuss).

       Auch seine privaten Pflichten wie etwa der Familie und den Kindern gegenüber oder

       Freundschaften zu pflegen kommen zu kurz.

      Es folgt die kritische zweite Phase, indem der oder die Arbeitssüchtige nach

       Ausflüchten für seinen übertriebenen Arbeitseinsatz sucht („Ich muss die

       Präsentation bis morgen fertig haben“ – „Ein Kollege ist mit Grippe ausgefallen“).

       Man stellt alle privaten Bereiche hinten an und ordnet sie nur der Arbeit unter. Arbeit

       wird regelrecht gehortet, bis sich sogar schon erste Erschöpfungszustände

       einstellen.

      Dann kommt die chronische dritte Phase, in der ein Arbeitssüchtiger immer mehr

       Aufgaben übernimmt. Dabei belastet er sich mit allem, was es nur zu tun gibt. Der

       Arbeitssüchtige ist Perfektionist und hält sich für die beste Lösung in der Firma, ja

       sogar für unersetzlich. Er sieht sich als die ideale Person, die alle gestellten

       Aufgaben bearbeiten kann. Privatleben? – Keine Bedeutung mehr! In dieser Phase

       stellen sich häufig auch schwere Depressionen, Angstzustände und Herz-Kreislauf-

       Störungen ein.

      Die vierte Phase bezeichnet man als Endphase des Workaholism oder auch als den

       Zusammenbruch – vergleichbar mit dem Junkie in der Gosse. Hier treten bereits

       krankhafte Folgeerscheinungen auf. Und dann passiert das eigentlich Schreckliche

       für den Arbeitssüchtigen: Seine Leistungsfähigkeit knickt massiv ein, er kann plötzlich

       nicht mehr – arbeiten und seine Sucht ausleben. Das ist das Schrecklichste, das

       einem Süchtigen passieren kann. Deshalb gehen auch viele Workaholics schon mit

      etwa 50 Jahren in Rente. Man bezeichnet das oft auch als Burnout, Arbeitssüchtige

       sind einfach ausgebrannt. Es geht nicht mehr. Nicht selten sterben sie auch früher,

       bekommen plötzlich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall – und zwar gerade dann,

       wenn sie aus dem intensiven Arbeitsprozess plötzlich von heute auf morgen

       rausgenommen werden. Ja, man kann auch an Überarbeitung sterben.

       Viele Manager erleiden auch in einem langen Urlaub einen Infarkt.

      Muster bei der Arbeitssucht

      So erstaunlich es jetzt klingen mag, aber der Workaholismus ist zunächst einmal von

       zwei gegensätzlichen Mustern geprägt, die sich scheinbar widersprechen. Dem

       zwanghaften Arbeiten steht eine Aufschieberitis gegenüber, ein Aufschieben und

       Vermeiden von Arbeit. Fragt man Betroffene in der Therapie, so rechnen sie sich

       häufig einem der beiden Typen zu, die aber dennoch in enger Verbindung

       zueinander stehen. Zwangsläufig müssen Prioritäten verloren gehen, wenn man

       pausenlos arbeitet. Ursache dabei ist häufig, dass der Arbeitssüchtige

       perfektionistisch an seine Arbeit rangeht. Er will seine ihm gestellten Aufgaben

       möglichst perfekt erledigen und dafür geht eben viel mehr Zeit verloren als üblich. Mit

       ihrem Perfektionismus verlieren Workaholics den Blick für die wesentlichen Dinge

       des Lebens und auch für die wirklich wichtigen Aufgaben, denen sie sich eigentlich

       stellen sollten. Sie verlieren den Überblick und kümmern sich selbst intensiv um

       Aufgaben, die gar nicht so wichtig sind. So wird der Berg an unerledigten Aufgaben

       immer größer, die zwangsläufig aufgeschoben werden müssen. Klar: Dadurch steigt

       der Druck, weil Arbeitssüchtige