Es gab noch ein weiteres Betätigungsfeld, bei dem die Plage eine prominente Rolle spielte (und das Wort "spielte" ist hierbei durchaus wörtlich zu verstehen, denn dieser Typus Soldat arbeitete nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ): den Arbeitsdienst, also all jene Aufgaben eines Soldaten, die nicht im engeren Sinne seinen militärischen Pflichten zuzurechnen waren. Hierzu zählten Säuberungsarbeiten im Lager, die Holz- und Wasserbeschaffung für die Kompanie, das Ausheben und Zuschütten der Senkgruben (die Toiletten der Soldaten) und bei der Kavallerie und Artillerie darüber hinaus noch die Besorgung von Getreide und anderweitiger Verpflegung für die Pferde. Für einen guten, tüchtigen Soldaten stellte es ein großes Unglück dar, einer Arbeitsgruppe zur Holzbeschaffung zugeteilt zu werden, bei der jeder zweite oder dritte Mann ein Drückeberger oder eine Plage war, denn während diese Burschen natürlich den Anschein fleißiger Arbeit zu erwecken suchten, waren sie tatsächlich den arbeitswilligen Männern nur im Wege. Viele dieser Faulenzer vergeudeten ihre Zeit und Energie damit, wider die Regierung oder ihre Offiziere zu fluchen, welche ihnen eine derartige Arbeit aufbürdeten. Dabei verkündeten sie empört, sie hätten sich zu den Fahnen gemeldet, um zu kämpfen und nicht, um Holz zu hacken oder Senkgruben zu buddeln. Stand dann jedoch eine Schlacht bevor, so hätten sie bereitwillig jeden Vertrag unterzeichnet, alles Holz in Virginia zu hacken, wenn der Kelch nur noch dieses eine Mal an ihnen vorüberziehen möge. Es waren dies die Männer, über welche der vor wenigen Jahren verstorbene Senator Hill aus Georgia einst spottete, im Frieden seien sie nicht zu besänftigen und im Krieg seien sie nicht zu sehen. An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass die Soldaten natürlich aus den verschiedensten Berufen und gesellschaftlichen Schichten kamen und dass in diesen Arbeitsgruppen entsprechend häufig Männer zusammengewürfelt wurden, welche nicht die geringste Erfahrung in der von ihnen verlangten Arbeit besaßen. Zu den Drückebergern, die arbeiten konnten, es aber nicht wollten, gesellten sich also noch jene Männer, die arbeiten wollten, es aber nicht konnten, zumindest nicht effektiv. Hier erwies sich das Heer als ein guter Lehrmeister, sofern die Männer lernwillig waren, und selbst einige scheinbar hoffnungslose Fälle gelangten mit der Zeit zur Meisterschaft auf dem einen oder anderen ihnen zuvor gänzlich unvertrauten Gebiete.
Es existierte eine bestimmte Aufgabe, zu deren Umgehung all die Drückeberger, Plagen und hoffnungslos Ungeschickten mit Hacke und Spaten ihre gesamte Kunstfertigkeit in der Vermeidung und gespielten Unfähigkeit aufboten. War ein Mann erst zu dieser Arbeit eingeteilt, so war er wohl oder übel gezwungen, feste anzupacken, denn gemächliches Vorgehen machte sie nur umso unerträglicher. Die Rede ist hierbei von den Beerdigungskommandos für die toten Pferde. Im Winter verendete regelmäßig eine große Anzahl der Artillerie- und Kavalleriepferde. Diese konnten aufgrund des gefrorenen Bodens erst nach Einsetzen des Tauwetters im Frühling begraben werden, doch bis dahin hatten Regen, Sonne sowie hungrige Hunde, Bussarde und Krähen für unsere Totengräber nur noch wahrhaft ekelerregende Kadaver übrig gelassen. Im Sommer wiederum forderte der Gott des Krieges seinen Tribut unter den am Rotz erkrankten und allgemein bis zur völligen Erschöpfung überbeanspruchten Pferden, sooft die Armee ein kurzzeitiges Lager aufschlug. Doch da auch diese nicht immer prompt bestattet wurden (sei es aus Pietät gegenüber den frisch Verstorbenen oder aufgrund der langsam mahlenden Mühlen der militärischen Bürokratie), war ihr Geruch, den der Wind im Lager verbreitete, beträchtlich "kräftiger" als der menschlichen Nase genehm ist, sodass zu diesem Zeitpunkt häufig die militärische Gesundheitskommission eine zügige Beerdigung anordnete.
Sobald sich herumgesprochen hatte, dass eine Gruppe für diese Arbeit zusammengestellt werden sollte, ging der Spaß los, denn dann begann jedermann, ebenso lauthals wie wortreich gegen seine Auswahl zum Beerdigungskommando zu protestieren. Die wohl am häufigsten zu hörende Erwiderung der frischgebackenen Totengräber lautete: "Ich hatte gestern erst Postendienst und bin körperlich noch nicht tauglich, an dieser schweren Arbeit teilzunehmen!" Dem Sergeant wurden Niedertracht und die Bevorzugung einzelner Soldaten, denen er angeblich stets die leichtesten Arbeiten zuwies, vorgeworfen und dergleichen mehr. Gegen die Macht der drei Chevrons war jedoch kein Kraut gewachsen und so mussten sich die einfachen Soldaten, so sehr sie sich auch gekränkt fühlen und murren mochten, vor dem Lager beim leitenden Corporal des Kommandos melden. Auch diesem war ob der bevorstehenden Aufgabe deutlich anzusehen, dass er den Ablauf seiner Dienstzeit oder das Kriegsende (je nachdem, was eher eintreffen mochte) kaum noch erwarten konnte.
Ein weiterer Bursche, der vorab von seiner Einteilung durch den Sergeant Wind bekommen hatte, präsentierte sich den Überbringern der Nachricht unter etlichen Decken in seinem Bett vergraben und beteuerte lautstark, er sei dienstunfähig und warte nur noch auf die nächste Visite des Arztes, um sich krank zu melden. Allerdings war sein Gebaren so energisch und sein Tonfall so laut und klar, dass es ihm nicht so recht gelingen wollte, die anderen Soldaten davon zu überzeugen, er sei ein schwerkranker Mann. Er appellierte also an seine Zeltgenossen, die Wahrheit seiner Behauptung zu bestätigen, doch seine Kumpane erwiesen sich als ungewöhnlich zurückhaltend und verschwiegen. Innerlich jauchzten sie jedoch vor Freude, nicht selbst zu den armen Auserwählten zu gehören, was sich aber noch immer ändern mochte, falls der "Kranke" seine Geschichte glaubhaft machen konnte. Sofern seine Krankheit also keine reale und zudem ernsthafte war, gaben sie keinen Laut von sich.
Ein drittes Opfer behauptete zwar nicht, seine Einteilung sei eine Ungehörigkeit, gab jedoch immerhin zu bedenken: "Diese Behandlung ist nicht gerecht. Ich war schon bei der letzten Beerdigung der Pferde dabei und für lumpige 13 Dollars pro Monat muss ich ja wohl nicht ständig den Totengräber spielen. Vielleicht findet sich ja sogar noch jemand, der es freiwillig machen würde." Da ein solcher selbstloser Freiwilliger aber natürlich nirgends aufzutreiben war und er selbst auch keinen nennen konnte, machte er sich schließlich grummelnd auf den Weg, um sich dem Kommando anzuschließen.
Der hitzköpfige Mann
Ein vierter Mann gehörte dem hitzköpfigen und vulgären Typus an. Er beklagte sich nicht über die angebliche Ungerechtigkeit des Sergeants, doch er hatte sich gerade gemütlich niedergesetzt, um einen Brief zu schreiben, als ihn die Nachricht erreichte. Er vernahm also die Kunde und als man ihm auf seine Anfrage hin die Art der Arbeit mitteilte, schleuderte er unvermittelt seinen unvollendeten Brief und Füllfederhalter in eine Ecke, seinen Knietisch in eine andere, sprang auf, versetzte der Kiste, auf welcher er gesessen hatte, einen heftigen Tritt, setzte sich mit einem vehementen Ruck seine Mütze auf und feuerte eine ohrenbetäubende Fluchsalve ab. Diese richtete sich nicht etwa gegen den Sergeant (dieser befolgte ja schließlich auch nur Befehle), sondern gegen die Regierung im allgemeinen, wobei der Wüterich sich nicht exakt darauf festlegen wollte, welchem konkreten Teile der Regierung sein Zorn galt. Er brachte sich mit einigen auserlesen deftigen Flüchen in Rage und krönte seine Tirade mit einigen kaum verhüllten Gewaltphantasien. Er ____ den ganzen ____ Krieg und hoffte, der Süden möge ihn gewinnen. Er wünschte, all die ____ Pferde wären ____ und fügt selbstkritisch hinzu, es geschehe jedem ____ Narren wie ihm selbst, der sich freiwillig gemeldet hätte, recht, eine derartig ____, schmutzige und ekelhafte Arbeit aufgezwungen zu bekommen. Unter diesen Ausrufen stürmte er aus seiner Hütte, wobei er, um Holmes zu zitieren, "mit der Türe ein Ausrufezeichen setzte" und stapfte noch immer fluchend davon, um sich beim Kommando zu melden. Bevor wir uns von diesem Manne abwenden, möchte ich noch zu seiner Verteidigung vorbringen, dass er keineswegs so infam und hartherzig war, wie er während eines seiner Anfälle erscheinen mochte. Im dichtesten Schlachtengetümmel stand er tapfer seinen Mann und in der Stunde des drohenden Todes kam kein lästerliches Wort über seine Lippen.
Der feine junge Herr
Wir wollen an dieser Stelle noch einen weiteren Mann begutachten, der einem nochmals anderen Typus angehörte: Auch ihn ereilte das Unglück, den Pferden die letzte Ehre zu erweisen, doch er war weder ein Drückeberger noch eine Plage. Er war der "feine junge Herr", frisch vom Rekrutierungsbüro, in gewichsten, langen Schaftstiefeln und handgenähter Uniform. Er blickte noch mit der Verachtung des Neulings auf jene groben Kleidungsstücke herab, mit denen die Regierung uns ausstattete und auch die zweckdienlichen, frugalen