Franziska Hartmann

Das Tal der Feuergeister


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      Franziska Hartmann

      DAS TAL DER FEUERGEISTER

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      Copyright © 2021 by Franziska Hartmann

      Herausgeber: Franziska Hartmann

      c/o AutorenServices.de

      Birkenallee 24

      36037 Fulda

      E-Mail: [email protected]

      www.talderfeuergeister.wordpress.com

      Covergestaltung, Illustration: Franziska Hartmann

      Fotos: pexels.com | Lum3n, Francesco Ungaro

      Für alle Träumer und Kämpfer, für alle Freigeister und all jene, die an das Magische in dieser Welt glauben.

       Hört niemals auf zu tanzen.

      EINS

      Ich schloss die Augen, während das ruhige Intro meines Lieblingssongs aus meinen Kopfhörern schallte. Mit jedem Atemzug sog ich die sanften Klänge tiefer in mich auf und wartete in angespannter Stille, als die Musik für einen kurzen Augenblick verstummte. Vier Schläge auf ein Becken des Schlagzeugs kündigten das Einsetzen der anderen Instrumente an. Im selben Moment, in dem die Musiker die Kraft ihrer Instrumente entfesselten, begann ich durch mein Zimmer zu hüpfen, als wäre die Musik nicht nur auf meinen Ohren, sondern als würde sie den gesamten Raum erfüllen. Als wäre mein kleines Zimmer ein Konzertsaal. Oder ein Festival.

      Leider wurde ich dieser Illusion beraubt, als mein MP3-Player aus meiner Hosentasche rutschte, zu Boden fiel und meine Kopfhörer unsanft mit sich riss. Musik weg. Mit einem Seufzer bückte ich mich, um beides wieder aufzuheben und stieß mir dabei natürlich den Kopf an meinem Kleiderschrank.

      „Au!“ Mit einer Hand am Kopf setzte ich mich auf mein Bett und rieb mir genervt über die schmerzende Stelle am Kopf. Ich glaubte bereits zu spüren, wie die Beule unter meinen langen braunen Haaren wuchs. Vermutlich war das die Rache dafür, dass ich gerade lieber Musik hörte, als fürs Abitur zu lernen, obwohl ich das dringend nötig gehabt hätte.

      Während mir noch Gedanken wie: Du bist so ein doofer Tollpatsch, Katja. Du kannst nicht mal alleine in deinem Zimmer feiern, ohne dich zu verletzen, durch den Kopf gingen, ertönte plötzlich von unten ein lauter Schrei.

      „Mama?“, schrie ich zurück. Keine gute Idee. Mir wurde schwindelig. Anscheinend hatte ich mir den Kopf doch stärker angestoßen, als zunächst vermutet. Als ich immer noch laute Stimmen vernahm, die ich jedoch nicht verstehen konnte, stand ich vorsichtig auf, wartete, bis die Punkte vor meinen Augen verschwanden und verließ mein Zimmer.

      „Ein Einbrecher!“, hörte ich meine Mutter kreischen.

      Bei dem Wort Einbrecher breitete sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend aus. Ich flitzte die Treppe hinunter, obwohl es in meinem Kopf pochte, als würde von innen jemand mit einem Hammer gegen meine Stirn klopfen.

      „Katja, ruf die Polizei!“

      Meine Mutter stand in der Wohnzimmertür, den Rücken zu mir gewandt. Ein Blick an ihr vorbei offenbarte mir, dass ein junger Mann in unserem Wohnzimmer stand. Ich schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Was allerdings nichts heißen musste, da ich wahnsinnig schlecht darin war, das Alter von Personen zu schätzen. Beschwichtigend erhob er die Hände. „Bitte, beruhigt Euch. Ich bin kein Einbrecher. Ich möchte wirklich einfach gerne wieder gehen. Wenn Ihr so freundlich wäret, mir den Ausgang zu zeigen?“

      Was war das denn für ein komischer Vogel? Ich drückte mich an meiner Mutter vorbei, um ihn besser erkennen zu können. Da griff meine Mutter nach der Blumenvase, die neben ihr auf der Kommode stand und warf nach dem Fremden. Der duckte sich erschrocken darunter hinweg, sodass die Vase an der Wand hinter ihm zerschellte. „Bitte, ich möchte wirklich keine Umstände bereiten. Das ist alles ein Unfall.“

      Ein Unfall. Ja, klar. Ich landete auch täglich zufällig in dem Wohnzimmer fremder Leute. Was mich allerdings wirklich irritierte, war, dass der junge Mann mindestens genauso schockiert und verstört aussah wie meine Mutter. „Wer zur Hölle bist du?“, entfuhr es mir da, um endlich Klarheit in das Chaos zu bringen. „Und wie bist du hier hereingekommen?“

      „Er ist plötzlich vor mir aufgetaucht!“, erklärte meine Mutter, noch immer in einem lauten, hysterischen Ton. „Einfach so! Was wollen Sie hier?“

      Ich runzelte die Stirn und musterte den Unbekannten von oben bis unten. Er sah aus, wie einer anderen Zeit entsprungen, trug Hemd und Hose aus Leinen. Um seine Hüfte trug er einen Gürtel, an dem mehrere Ledertaschen hingen. Ein langer, schwer aussehender Umhang umhüllte seine Gestalt.

      „Einfach so aufgetaucht?“ Der Fremde oder meine Mutter – wer war hier wirklich der komische Vogel?

      „Ich bitte Euch nochmals“, setzte der Fremde wieder an. „Zeigt mir Eure Tür und ich werde Euch nicht weiter belästigen. Ich verstehe, dass Ihr aufgebracht seid, aber ich bin wirklich mit keiner bösen Absicht hier.“

      „Hör auf, dich so aufgesetzt höflich auszudrücken. Das hält ja niemand aus!“, pflaumte ich ihn an.

      „Ist seine Weise, uns anzureden, deine größte Sorge?“, fragte meine Mutter mich, offenbar kurz davor, den Verstand zu verlieren. „Er ist hier eingebrochen!“

      „Aufgetaucht“, korrigierte ich.

      „Was?“ Meine Mutter blickte mich verdattert an.

      „Du meintest, er sei hier aufgetaucht“, erinnerte ich sie und hoffte, sie würde selbst merken, wie schräg das klang.

      „Ja! Genau!“ Sie merkte es nicht.

      Der Fremde stand noch immer wie angewurzelt da und sah uns flehend an. Für einen Einbrecher war er ziemlich regungslos. Er versuchte nicht einmal zu fliehen. Sondern er bat uns höflichst darum, fliehen zu dürfen. Dabei glaubte ich kaum, dass meine Mutter und ich, die wir beide eher von der gemütlichen als von der kräftigen Sorte waren, ihn hätten aufhalten können. Irgendetwas war an der ganzen Sache faul. Ich seufzte. „Okay. Da von dir anscheinend keine Gefahr ausgeht, so lange, wie du da jetzt schon tatenlos herumstehst“, sagte ich mit einem Blick zum Fremden, „schlage ich vor, dass wir die Sache nun mal ganz in Ruhe klären.“ Manchmal bewunderte ich mich selbst für meine Gelassenheit. Meine Mutter sah mich angsterfüllt an, woraufhin ich versuchte, sie mit einem Lächeln zu beruhigen. Es schien nicht zu wirken. Aber immerhin widersprach sie mir auch nicht.

      Ich wandte mich wieder an den komischen Vogel. „Wie ist dein Name, wo kommst du her, wie kommst du hier her und was willst du hier?“

      Der junge Mann richtete sich mit einem Räuspern auf. „Mein Name ist Cuinn Lasair und ich komme aus Glenbláth. Und ich möchte nur wieder nach Hause.“

      „Du hast die Frage, wie du hergekommen bist, noch nicht beantwortet, Cuinn Lasair“, entgegnete ich kühl. Ich fühlte mich wie ein Richter, der einen Angeklagten ausquetscht. Die Rolle gefiel mir.

      „Er ist einfach erschienen! Katja, wir müssen die Polizei rufen! Das ist ein Irrer! Er gehört eingesperrt!“, mischte sich meine Mutter wieder ein.

      „Nein, nein, bitte! Ich kann das erklären!“

      Diese Aussage brachte meine Mutter wieder zum Schweigen. Erwartungsvoll sah sie Cuinn an. Ich tat es ihr nach. Verlegen fuhr er sich mit der rechten Hand durch die dunklen Locken. „Also… Nein, ich kann es nicht erklären. Ehrlich gesagt habe ich selbst keine Ahnung. Vorhin war ich noch in Glenbláth.“

      Als er seine Hand wieder sinken ließ, stellte ich erschrocken fest, dass sie rot beschmiert war.

      „Du blutest“, sagte ich, nur um das Offensichtliche noch einmal zu erwähnen.

      Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, brach Cuinn Lasair aus Glenbláth vor uns zusammen.

      ZWEI

      „Cuinn Lasair. Glenbláth. Kein Wunder, dass er bei solch einer Kopfverletzung diesen Unsinn