Alexa Kim

Lords of Lucifer (Vol 2)


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zu heben und sehe in Creeps Gesicht, das mit der dunklen Augenschminke noch düsterer aussieht, als ich es in Erinnerung habe.

      "Creep ... sag ihnen, dass sie mich loslassen sollen!"

      Als Antwort ernte ich Lachen seitens der Security. "Aua ...", jammere ich, als sie mein Handgelenk schmerzhaft verdrehen.

      "Lasst sie aufstehen ...", erbarmt Creep sich endlich.

      Ungelenk rappele ich mich vom Boden auf, als das Knie aus meinem Rücken genommen wird – hierbei sind mir die Securityleute natürlich nicht behilflich. Als ich wieder auf eigenen Füßen stehe, sehe ich Creep mit meinem letzten Funken Selbstwertgefühl in die Augen.

      "Ich hätte nicht geglaubt, dich noch mal wiederzusehen ... ich dachte, du wüsstest das Geschenk zu schätzen, das du erhalten hast." Creeps Stimme hat wie immer einen leicht herablassenden Unterton.

      "Tja ... ich bin immer für eine Überraschung gut ...", antworte ich, als wüsste ich nicht selbst, wie dämlich ich bin.

      "Offensichtlich ..." Er nickt den Securityleuten zu. "Ihr könnt sie mir überlassen."

      "Das ist gegen die Sicherheitsbestimmungen ...", widerspricht einer von ihnen.

      Creep sieht ihn an, als wäre er ein Insekt ... was er wahrscheinlich aus dämonischer Sicht auch ist ... und antwortet: "Und wer macht die Sicherheitsbestimmungen?"

      "Das Management ...", antwortet der Typ selbstbewusst.

      "Und wer beauftragt das Management?", fragt Creep jetzt gefährlich ruhig.

      "Ähm ... das seid dann wohl ihr ... also die Band ..."

      "Ah ...", antwortet Creep, zieht in aller Ruhe eine Zigarettenschachtel aus der Hosentasche und sieht den mittlerweile sichtlich nervösen Security ernst an. "Also ... dann würde ich einfach mal sagen, dass du dich besser verpisst, ehe du mir so sehr auf die Eier gehst, dass ich dem Management sage, dass dein Job gerade frei geworden ist."

      "Ok ...", antwortet der bis in den Boden geschrumpfte Kerl und macht, dass er wegkommt. Auch die anderen haben plötzlich was Besseres zu tun. Einer hilft dem verletzten Sanitäter, auf dessen Hand sich ein sauberer Abdruck meiner Zähne abzeichnet.

      Creep grinst, als er den schmerzverzerrten Blick des Mannes sieht. "Du bist ein seltsames Wesen … bist du mutig oder einfach nur lebensmüde?" Er mustert mich von oben bis unten mit seinen hypnotisch grünen Augen durch den Vorhang aus langem Haar.

      "Ich muss zu ihm ...", sage ich entschlossen.

      Creep steckt sich eine Zigarette in den Mundwinkel - ich habe sofort ein Deja Vu von unserem letzten Treffen im Gästehaus meiner Eltern, bei dem Creep mir eröffnet hat, dass Kiran mich freigegeben hat ... oder sollte ich lieber sagen abgeschossen?!

      "Er hat dir die Freiheit geschenkt ... das wird nicht noch einmal passieren ... es wäre besser, wenn du das hier vergisst und einfach gehst."

      "Ich war nie frei ...", antworte ich und halte Creeps Blick stand.

      Creep lässt sich einen Augenblick Zeit, dann lächelt er auf eine Art, die mir einen Schauer über den Rücken treibt. "Na, dann ... sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt ..."

      Creep führt mich durch ein Labyrinth aus Gängen, und mir wird klar, dass ich Kiran alleine hier nie gefunden hätte. Wahrscheinlich habe ich Glück, Creep über den Weg gelaufen zu sein, denn der Bühnenausgang ist auf der anderen Seite der Halle. Ich hätte nicht den Hauch einer Chance gehabt, mit Kiran Kontakt aufzunehmen. Beweist das nicht, dass es Schicksal ist ...?

      Vor einer Tür bleibt Creep stehen und sieht mich an. "Du bist sicher, dass es das ist, was du willst?"

      Ich nicke verunsichert – weil Creep es einfach mehr als jeder andere in dieser dämonischen Rockband drauf hat, mich zu verunsichern. Seine düstere Gestalt von fast zwei Metern und die herablassende Attitüde wirken einschüchternd. Außerdem gibt er mir immer das Gefühl einer lauernden Gefahr, die von ihm ausgeht ... mehr noch als von Boris oder Sam.

      "Ich mache dir Angst ...", stellt Creep fest.

      "Wenn ich Angst hätte, wäre ich nicht hier ...", antworte ich, weil mir dieses Gespräch unangenehm ist. Ich habe das Gefühl, meine Antworten genau abwägen zu müssen, weil ich Creep nicht einschätzen kann. Ich weiß, was Boris von mir will, ich weiß auch, was Sam von mir will ... sogar Kiran meine ich einigermaßen zu verstehen ... aber Creep ist die große Unbekannte in meiner Gleichung, ein schwarzes Loch in einem funkelnden Universum ...

      Er klopft an die Tür der Künstlergarderobe und lässt mich dabei nicht aus den Augen. "Alles zum Gefallen des Lordmasters, nicht wahr?", raunt er, dann dreht Creep sich um und lässt mich einfach vor der Tür stehen.

      Ich sehe ihm irritiert hinterher, bis Kirans Stimme hinter der Tür zu hören ist. "Ja, verdammt ... hab ich nicht mal zehn Minuten meine Ruhe?"

      Shit ... schlechtes Timing! Ich betrete die Künstlergarderobe, ehe ich doch noch den Mut dazu verliere. Kiran liegt mit hinter dem Kopf geschlagenen Händen in voller Bühnenmontur auf einer XXL-Wohnlandschaft. Die Garderobe ist riesig. An der Wand hängt ein Flatscreen, auf dem Couchtisch steht eine Flasche Wein, der ziemlich teuer aussieht und ein Teller mit Häppchen aus deinem Fünf Sterne Restaurant. Was ist nur aus dem guten alten Klischee von Bier, Pizzaschachteln und zerlegten Fernsehern geworden?!

      Als Kiran mich sieht, runzelt er die Stirn und sagt nichts. Mein Herz rast, und einen Augenblick lang befürchte ich, dass er mich fragen wird, wer ich bin und was ich von ihm will.

      "Was tust du hier?"

      Na ja ... seine Reaktion klingt nicht viel besser als Wer bist du?

      "Du bist gegangen, ohne dich zu verabschieden." Was für eine blöde Antwort ... aber was soll ich denn auch sagen ... ich komme in der Welt da draußen nicht mehr klar, seit du mich verlassen hast ... es ist als hättest du einen Teil von mir mitgenommen, und jetzt kann ich nur noch komplett sein, wenn ich bei dir bin ... Ich kann selbst nicht fassen, wie erbärmlich das klingt!

      Kiran steht auf und kommt langsam auf mich zu. Ich habe vergessen, wie verdammt gut er aussieht. Noch immer trägt er den schmalen Kinnbart, der seine faustische Ausstrahlung unterstreicht. Kiran ist einfach zu perfekt, um ein Mensch zu sein ... sein Körper, sein Gesicht ... seine Anziehungskraft. Er verzieht den Mund zu einem Lächeln, weil er genau weiß, wie er auf andere wirkt ... wie er auf mich wirkt! Ich muss an seine Gruselhöhle mit den wispernden Schatten denken, in der er mich entjungfert hat.

      "Ich habe dir die Freiheit geschenkt."

      "Scheiß auf die Freiheit!", antworte ich und versuche, mich nicht in seinen bernsteinfarbenen Augen zu verlieren. Ich weiß, dass er mich testet ... Kiran liebt diese Spielchen – ein Teil seines dämonischen Charakters.

      "Du willst dich mir schenken, Nachtstern? ... Freiwillig?" Er sieht mich aufmerksam an.

      Ich bin vielleicht hoffnungslos im Netz eines Dämons gefangen, aber so blöd wie bei unserem ersten Treffen bin ich nun auch nicht mehr. "Wenn du auf einen Vertrag anspielst ... nein, den will ich nicht!"

      Kiran beginnt mich zu umrunden wie ein Jäger die Beute. Ich nehme seinen unverkennbaren Geruch wahr ... nach Sex und Dunkelheit, wie ich es nenne.

      "Ich bin an Besitz interessiert, nicht an Romantik ...", stellt er klar.

      Wie zufällig streift sein Atem meinen Nacken. Kiran beherrscht das Spiel um Macht und Unterwerfung wie kein anderer, aber er hat mich zu tief in seine dunkle Welt gezogen, als dass ich nicht zumindest auch ein paar Schachzüge gelernt hätte.

      "Du bist also nicht an mir interessiert ...", frage ich ruhig und spüre kurz darauf seine Hand über meinen Nacken streichen ... " Das habe ich nicht gesagt ..."

      Über meinen Körper läuft ein Schauer, und sofort ist es wieder da ... dieses Knistern zwischen uns, die Anziehung ... die mehr als unanständigen Fantasien, die Kiran in mir weckt.

      "Wir klären das später ...", raunt er in mein