Andreas Brauneisen

Macht, Gewalt und Gier


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      30.06.20, Feierabend

      Luis klopft an Christophs Tür. >>Können wir gehen?<<

      >>Ich freue mich. Bin gleich fertig. 5 Minuten.<<

      Kurz darauf sind beide, bewaffnet mit Sporttasche, unterwegs zum sports-parc im Heidelberger Stadtteil Kirchheim.

      >>Wer ist heute der Bessere?<<, fragt Christoph.

      >>Werden wir sehen. Du musst dich heute aber ganz schön warm anziehen. Ich bin fit<<, entgegnet der sympathische gebürtige Brasilianer.

      Nach 20 Minuten sind beide an ihrem gemeinsamen Ziel angekommen, dem sports-parc. Voller Freude auf das große Schwitzen ziehen sie sich um. Im Squash-court spielen sich die beiden Freunde zunächst 5 Minuten lang ein. Schließlich müssen sie vor dem Spiel ein bisschen warm werden.

      >>Also, Luis. Bist du auf deine Niederlage vorbereitet?<<

      Ein Lachen.

      >>Wer beginnt?<<

      >>Du darfst den ersten Aufschlag machen<<, sagt Christoph.

      Der erste Satz ist hart umkämpft. Die Führung wechselt immer hin und her. 3 : 3, Christoph, 4 : 3, Luis, 6 : 5, Christoph. Später ruft Christoph: >>10 : 9, ich gewinne.<<

      Hart umkämpfter Ball. Luis hechtet. Per Rückhand schmettert er einen unmöglich scheinenden Ball in die Ecke. Keine Chance für Christoph. 10 : 10.

      >>So schnell gewinnst du den Satz nicht. Ob der Satz an mich geht oder nicht, das Spiel gewinne ich.<<

      Lachen.

      >>Nur Mut<<, kommt von Luis´ Kontrahent.

      Der erste Satz geht schließlich 15 : 13 an Christoph.

      >>Der nächste ist aber meiner<<, murmelt Luis vor sich hin. Tatsächlich geht der nächste, wie auch der übernächste Satz an Luis. Schweißgebadet machen beide zwischen den Sätzen eine kurze Trinkpause. Nach ein oder zwei Minuten geht es weiter. Vierter Satz: Christoph gewinnt ihn. 2 : 2. Letzter Satz: es gibt ein ähnlich spannendes Duell zwischen den beiden Professoren des Deutschen Krebsforschungszentrums.

      Mit 16 : 14 geht der Satz und damit das Spiel an Luis Oliveira.

      >>Was habe ich dir gesagt? Heute musst du dich warm anziehen. Aber du warst echt gut.<<

      >>Ich hätte natürlich gewonnen. Ich war aber gedanklich so sehr mit meinem Projekt beschäftigt.<<

      Schweißtriefend trocknen sich die beiden sportlichen Wissenschaftler für´s Erste mit ihren Handtüchern ab.

      >>Jetzt will ich aber schnurstracks in die Sauna.<<

      Schweigend begleitet Luis seinen Freund und Kollegen in den Schwitzraum.

      >>Jetzt bin ich aber schon etwas fertig<<, spricht Christoph vor sich hin, halb an Luis gerichtet. Die beiden sitzen in der Sauna nebeneinander auf ihren Handtüchern. Nach der Sauna ist Christoph etwas scheuer, was das kalte Bad anbelangt. Luis wagt aber einen kühnen Sprung in das kühle Nass des Außenbeckens. Freudestrahlend taucht er wieder auf. >>Jetzt trinken wir noch etwas. Dann geht es heim.<<

      Nach der Dusche sitzen sie noch eine Weile in der Kneipe des sports-parcs zusammen, um eine Radler und eine Spezi zu trinken. >>Du bist der einzige Kollege, der es sowohl in der Wissenschaft, als auch im Sport mit mir hin und wieder aufnimmt. Du bist vielseitig verwendbar<<. Beide lachen.

      >>Ich fahre so langsam heim. Natürlich öffentlich.<<

      3 Minuten, nachdem er an der Haltestelle Messplatz angekommen ist, fährt die Straßenbahn Nr. 26 zum Bismarckplatz. Nach wenigen Minuten Umsteigezeit fährt der 33-er-Bus zur Haltestelle Köpfel, von der er nur wenige Meter entfernt wohnt. Kurz nach 19:30 Uhr schließt Christoph Bernecker sein Haus im Oberen Rainweg, in der schönsten Wohngegend Heidelberg-Ziegelhausens, auf.

      >>Hallo, meine Prinzessinnen, hallo, mein Schatz.<<

      Ein lahmes >>Hallo<< von allen Dreien schallt ihm entgegen. >>Na, wie war es heute bei euch? Habt ihr euch auch so viel bewegt wie wir uns?<<

      >>Na ja, wenn man auch nichts im Haushalt tun muss wie ihr Männer, kann man sich ja sportlich verausgaben. Ich würde das auch gerne tun, habe aber das Defizit, eine Frau mit Pflichten zu sein.<<

      >>Wir auch!<<, unterstützen die beiden gewitzten Töchter ihre Mutter.

      >>Na ja<<, erwidert Christoph. >>Ich kann die Frauenrolle nicht von heute auf morgen ändern.<<

      >>Du willst es auch nicht.<<

      >>Nur gemach. Es ist nicht gerade einfach, mit drei Feministinnen in einem Haushalt zusammen zu leben. Aber jetzt ist es für euch Zeit, ins Bett zu gehen<<, spricht er die kleinen Ladies an.

      Meline gibt den beiden Hübschen den Befehl: >>Zähne putzen<<, was sie dann im Bad tatsächlich tun. Christoph geht mit ihnen in das Kinderzimmer und erzählt seinen 8-jährigen Töchtern, nachdem sie ihren Schlafanzug angezogen haben, eine selbst erfundene Gute-Nacht-Geschichte.

      >>Klein-Biber Zottel sammelt Zweige, um das Erstellen eines Baus im Bach zu üben. Er geht an Land. Dort, nah am Wasser, steht ein wunderschöner Baum, der von Zottel gefällt werden möchte.

      >>Wunderbar, da habe ich ja ordentlich etwas abzunagen<<, jubiliert der halbwüchsige Biber. Wolllüstig fletscht er seine spitzen Zähne. Zottels riesiges Maul öffnet sich wie ein Scheunentor, aus dem der schwarze Schlund herausschaut. Der Mirabellenbaum erzittert unter der schlimmen Vorahnung des gefällt Werdens durch den schon einigermaßen großen Biberjungen. >>Halt, halt!<<, schallt es laut.

      Der Appell erklingt aus dem Schnabel des einen der beiden

      Entenschwesterchen, Jana heißt es. Hübsch sieht es aus, lieb.

      >>Der Baum trägt sehr gut schmeckende Früchte, Mirabellen. Es gibt Mirabellen mit und welche ohne Stein. Das ist einer ohne. Da sind schon einige heruntergefallen. Du kannst sie einfach fressen.<<

      >>Was tue ich, wenn ich eine fresse und tot umfalle?<<

      >>Das wäre schade. Aber das tust du nicht. Probiere doch eine Mirabelle.<<

      Vorsichtig nimmt Zottel eine in sein Maul.

      >>Die Mirabelle schmeckt aber gut, besser, als ich gedacht hatte.

      Ich würde euch gerne morgen wieder treffen. Morgen, gleiche Zeit, gleicher Ort?<<

      >>Sehr gerne. Wir beiden werden hier sein.<<

      Und wenn sie nicht gestorben sind, dann freuen sie sich noch heute aneinander.<<

      >>Witzig, Papa<<, sagt Lisa. >>Ich wäre fast eingeschlafen<<, maunzt seine entzückende Lisa.

      >>Morgen Abend bringst du etwas besseres.<<

      Papa protestiert: >>Die Gute-Nacht-Geschichten sind meine beste Leistung des ganzen Tages. Enttäuscht mich bitte nicht. Jetzt aber noch ein Küsschen und dann gute Nacht.<<

      Er drückt Lisa, dann ihrer genauso überwältigenden Zwillingsschwester Sanna ein Küsschen auf die Backe. >>Gute Nacht.<<

      >>Gute Nacht<< von beiden.

      Nun ist es gerade Zeit für die Nachrichten im Fernsehen. Danach schauen sich Meline und Christoph einen Film an. Sie fragen sich aber beide, ob er denn überhaupt würdig sei, angeschaut zu werden – wie bei so vielen Filmen. Christoph ist es nach dem langen Tag aber einfach zu anstrengend, noch etwas zu lesen.

      Am nächsten Morgen läutet der Wecker um 6:30 Uhr – laut! Nach missmutigem Aufstehen der gleiche Ablauf wie immer, Dusche, Frühstück, Bad – ach, nein: >>Sanna?<<

      Die