Ole R. Börgdahl

Fälschung


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öfter mit Colette geführt. Es war sicherlich lieb gemeint.

      »Und wenn du dir hier einen netten Apotheker anlachst«, begann Colette auch schon. »Einer, der mit auf die Marquesas kommt, dann hast du doch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.«

      »Ich liebe deine konstruktiven Vorschläge«, lachte Florence. »Hör bitte auf!«

      »Nein tue ich nicht. Irgendjemand muss dich doch beraten, wo du da in der tiefsten Südsee alleine herumhängst. Was ist denn mit diesen vielen Ärzten in eurem Krankenhaus? Ist da denn niemand für dich dabei?«

      »Ich denke diese Geschichte habe ich hinter mir«, sagte Florence vorwurfsvoll.

      Colette fiel es sofort wieder ein. Eigentlich hatte sie dieses Thema gar nicht ansprechen wollen. Es war ihr im Eifer einfach nur so herausgerutscht.

      »Entschuldige«, sagte sie leise. »Ich habe nicht nachgedacht, aber wo wir schon dabei sind, hast du von Philipp mal wieder etwas gehört?«

      »Ja, er arbeitet jetzt sogar in Paris, aber ich habe ihn in den vergangenen zwei Wochen nicht getroffen und auch nicht mit ihm telefoniert. Wir haben unseren Kontakt auf das Schreiben von E-Mails reduziert und das auch nur alle paar Monate.«

      Colette wollte das Thema wechseln, aber nicht so richtig. Sie wollte nur nicht mehr an Philipp erinnern.

      »Aber ich finde du brauchst doch einen Mann, auch wenn es mit dem einen nicht geklappt hat. Zum Glück wart ihr nicht verheiratet und hattet auch keine Kinder. Meine Cousine hat sich letztes Jahr scheiden lassen, das war ein Theater. Aber egal, du musst dich an die Touristen halten, die bei euch vorbeikommen.« Colette lachte über ihre eigene Bemerkung.

      »Weißt du, ich muss gar nichts«, sagte Florence trotzig und lachte ebenfalls. »Ich muss höchstens diesen Kuchen hier essen. Erdbeeren sind doch was Herrliches.«

      »Schade«, seufzte Colette, »im Sommer gibt es hier an jeder Ecke ganz Frische. Diese hier stammen bestimmt aus Spanien oder aus der Dose.«

      Florence hatte jetzt bewusst selbst ein anderes Thema angeschlagen. Colette merkte schließlich, dass sie ihre Freundin zu nerven begann. Sie fand es nur immer wieder schade. Sie selbst war schon seit zehn Jahren mit Simon verheiratet. Ihr Sohn war neun. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Florence nicht auch eine eigene Familie wollte. Noch war es ja nicht zu spät, dachte sie.

      *

      Es ging schon auf den Nachmittag zu. Simon sah sich seinen Terminkalender an. Er wollte wissen, was ihn heute noch erwartete. Normalerweise würde ihn Frau Hoischen gleich daran erinnern, sofern etwas Wichtiges unmittelbar anstünde. Sein elektronischer Kalender kündigte einen Termin für 14:00 Uhr an. Er sah zur Messinguhr auf seinem Schreibtisch, er hatte noch knapp zwanzig Minuten. Den Termin hatte er nicht selbst in den Kalender eingetragen. Die Notiz dazu lautete knapp und kurz: »Herr E. Linz, Angebot Versteigerungsobjekt, Beratung!« Die wenigen Worte sagten alles. Ein Kunde wollte etwas zur Auktion geben und für diesen Kunden war das Haus Blammer bisher nicht tätig gewesen, ansonsten hätte Frau Hoischen eine entsprechende Notiz gemacht. Ein neuer Kunde, nichts Ungewöhnliches. Der Mann wollte ein Kunstobjekt vorstellen und sich zunächst einmal beraten lassen. Simon überlegte. Er griff zum Telefon und drückte die Taste für sein Vorzimmer. Frau Hoischen nahm nicht ab, sondern kam nach wenigen Augenblicken zur Tür hinein, was sie häufiger tat, wenn ihr Chef allein im Büro war. Sie hasste es, mit ihm zu telefonieren, wenn er nur wenige Meter von ihr entfernt in einem anderen Raum saß.

      Simon sah zu ihr auf und tippte mit dem Finger auf den Bildschirm seines Computers. »Der Termin mit diesem Herrn Linz?«, fragte er. »Um was für eine Art Objekt geht es da, hat er etwas dazu gesagt?«

      Frau Hoischen überlegte. »Nein, ich erinnere mich nicht, dass Herr Linz gesagt hätte, worum es ging. Ich habe natürlich auch nicht gefragt. Ich habe den Termin aber auch nicht gleich bestätigt, wenn Sie sich erinnern. Ich habe Sie vorgestern noch gefragt, ob es in Ordnung geht, weil Sie ja sonst nur mit Stammkunden Termine vereinbaren.«

      Simon sah sie an. Er brauchte einige Sekunden um sich zu erinnern. »Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein, Sie haben mich vor zwei Tagen gefragt. Gut, dann ist es auch egal. Der Mann kommt ja ohnehin gleich, dann werde ich schon erfahren, worum es geht.«

      Eine Viertelstunde später wurde der Besucher in Simons Büro geführt. Frau Hoischen schloss sofort wieder die Tür hinter sich. Edmund Linz war groß und schlank. Simon schätzte ihn auf Anfang bis Mitte fünfzig. Er hatte schwarzes Haar, das aber schon stark ergraut war. Er trug einen braunen Holzkoffer in der linken Hand. Simon erhob sich und ging um seinen Schreibtisch herum. Edmund Linz kam ihm einige Schritte entgegen. Sie gaben sich die Hand und sahen sich dabei in die Augen.

      »Danke, dass Sie so schnell für mich Zeit gefunden haben.«

      »Für uns ist das natürlich selbstverständlich, wir sind schließlich immer interessiert, zu hören, was man uns anbieten möchte. Bitte, nehmen Sie doch Platz.«

      Simon deutete auf den Besprechungstisch, sie setzten sich. Dann klopfte es noch einmal an der Tür und Frau Hoischen betrat den Raum. Sie brachte Geschirr und eine Kanne Kaffee.

      »Sie trinken doch Kaffee?«, fragte Simon.

      »Sehr gerne, sehr aufmerksam von Ihnen.«

      Edmund Linz lächelte Frau Hoischen an, die die Tassen und Untertassen auf die Plätze am Tisch verteilte und noch den Kaffee einschenkte, bevor sie das Büro wieder verließ. Simon wartete, bis sein Gast den ersten Schluck genommen hatte.

      »Es geht also um ein Kunstobjekt und Sie wünschen eine Beratung, wenn ich richtig verstanden habe?«

      Edmund Linz nickte.

      »Bevor wir darüber reden, interessiert es mich natürlich, wie Sie auf unser Haus gekommen sind?«

      Simon begann seine Kundengespräche fast immer mit dieser Frage, um erst einmal eine vertraute Atmosphäre zu schaffen, wie er meinte. Eigentlich interessierte ihn die Antwort nur am Rande. Irgendwie war dieser Edmund Linz auf Blammer gekommen, entweder über Freunde oder Bekannte oder ganz banal über das Branchenverzeichnis.

      »Oh!«, Edmund Linz überlegte. »Das weiß ich gar nicht so genau. Ich kannte Ihre Firma, das heißt, ich bin an dem Gelände schon öfter vorbeigekommen und Ihr Firmenschild sagt ja deutlich, was hier in diesen Gebäuden vor sich geht. Und jetzt wo ich voraussichtlich die Dienste eines Auktionshauses benötige, bin ich eben auf Sie gekommen. Es war also Zufall, reicht Ihnen die Begründung?«

      »Kein Problem«, antwortete Simon. »Dann können wir ja gleich zur Sache kommen. Sie benötigen also die Dienste eines Auktionshauses. Geht es um ein Objekt, das Sie unter Umständen veräußern wollen?«

      Edmund Linz griff schweigend zum Boden. Den Holzkoffer hatte er neben seinem Stuhl abgestellt. Er holte ihn jetzt hervor und legte ihn auf den Besprechungstisch. Passend zu dem braunen Holz besaß der Koffer Messingbeschläge, die sich an den Ecken und den Seiten befanden. Simon sah gespannt zu, wie Edmund Linz die Schnappverschlüsse des Holzkoffers öffnete und den Deckel hochklappte und ihn auf der Tischplatte ablegte. Der Inhalt des Koffers war von einem Samttuch abgedeckt. Edmund Linz sah Simon an.

      »Ich möchte ein Ölgemälde verkaufen«, sagte er nach kurzem Schweigen. »Ich möchte es von Ihnen versteigern lassen. Es ist mir wichtig, den höchstmöglichen Preis zu erzielen, darum bin ich zu Ihnen gekommen.«

      Simon nickte. Er sah auf den Koffer, der zwar größer war als ein normaler Aktenkoffer, aber immer noch so klein, dass das Bild darin nicht sehr groß sein konnte. Es kam selten vor, dass dem Hause Blammer ein einzelnes Bild angeboten wurde.

      »Es geht aber nur um ein Objekt, um das, was Sie hier mitgebracht haben?«, fragte Simon dann auch.

      »Ja!«, Edmund Linz zögerte. »Ist das ein Problem?«

      »Im Prinzip nicht. Wenn wir es versteigern, werden wir natürlich noch andere Objekte in die Auktion nehmen müssen, die zu Ihrem Bild passen, es sei denn, Sie haben hier einen Rembrandt oder Picasso. Mit so einem Bild machen wir natürlich eine One-Man-Show, quasi eine