Ein Earl
zu
Weihnachten
PATRICIA SVEDEN
Copyright © 2020 Julia Lorenzi
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN:
Historischer Liebesroman
Diese Geschichte sowie alle darin vorkommenden Charaktere sind frei erfunden und meiner Fantasie entsprungen. Erstaunlicherweise erwachten sie während des Schreibens dieses Buches zu eigenem Leben in meinem Kopf, sodass ich mit unter selbst überrascht war, was als Nächstes geschah.
Dieser Roman ist an keinerlei geschichtliche Ereignisse gebunden und spielt irgendwann im 19. Jahrhundert.
DANKSAGUNG
Vielen Dank an alle LeserInnen!
Ich freue mich, Ihnen diesen weihnachtlichen historischen Liebesroman, der mir selbst beim Schreiben viel Freude bereitet hat, präsentieren zu dürfen.
Ich möchte mich auch bei meiner Familie bedanken, die mich dafür für viele Stunden entbehrt hat.
Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen!
1. kapitel
Es war Mitternacht. Bella blickte zum wiederholten Male auf die Uhr. Wann würde es endlich morgen werden? Sie konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Den schönen und attraktiven jungen Earl.
John Miller, so war sein Name. Sie hatte ihn erst einmal gesehen, kurz bevor sie damals aus diesem Hause verbannt worden war, weil sie der Tochter des damaligen Hausherrn Lord Fortescue zur Flucht mit ihrem heimlichen Geliebten verholfen hatte.
Zum Glück aber hatte Bella das getan. Denn nun war ihre Herrin glücklich. Inzwischen hieß sie nicht mehr Claire Fortescue, sondern Claire Harrison und war mehr als glücklich verheiratet mit ihrem Greg. Die beiden waren längst zurückgekehrt, alle Wogen geglättet und Bella war von Claire höchstpersönlich wiedereingestellt worden. Auch Claires Eltern hatten sich bei Bella entschuldigt und sie um Verzeihung gebeten, sie damals so unüberlegt gefeuert und fortgeschickt zu haben. Bella hatte die Entschuldigung angenommen und war zurückgekehrt. Dankbar hatte sie die Stelle als ganz persönliche Zofe und Vertraute der neuen Hausherrin angenommen. Sie war nun mehr eine Freundin als eine Angestellte, dennoch war sie offiziell die erste Zofe und hatte sich augenscheinlich auch so zu verhalten. Jedoch wenn sie und Claire alleine waren, sprachen sie wie zwei alte Freundinnen und erzählten sich auch alle möglichen Geheimnisse und Persönliches. Claire schien Bella sehr zu schätzen und auch umgekehrt war es so.
Jedenfalls waren damals, vor über sieben Jahren, bevor Claire mit Greg einfach verschwunden war, etliche Junggesellen angereist, um der vormals jungen und ledigen Miss Claire ihre Aufwartung zu machen. Dies alles hatte zwar Lord Fortescue, Claires Vater, eingefädelt, dennoch waren die jungen und heiratswilligen Männer eifrig herbeigekommen. Unter ihnen John Miller, Earl of Brentwood. Er hatte den Titel damals erst kürzlich verliehen bekommen und Bella hatte ihm seine leichte Verunsicherung aufgrund der gesamten Situation anmerken können. Sofort hatte er ihr Herz für sich gewonnen und Bella hatte nichts dagegen tun können. Sie war diesem Gefühl, diesem Umstand, ihr Herz an einen völlig Fremden zu verlieren - der noch dazu hier gewesen war, um einer anderen den Hof zu machen - wehrlos und machtlos ausgeliefert gewesen. Dennoch hatte es sich schön angefühlt. Und Bella hatte es letztendlich gerne zugelassen. Doch mehr als ein paar verstohlene Blicke hatten damals nicht stattgefunden, ehe er kurze Zeit später wieder abgereist war, weil Claire ja nicht mehr hier und verfügbar gewesen war.
Nun, sieben Jahre später, waren Claire und Greg mehr als glücklich verheiratet und nannten den Landsitz der Familie Fortescue ihr Eigen. Claires Eltern hatten damals relativ schnell eingesehen, dass ihre einzige Tochter in dem mittellosen Stallburschen Greg Harrison ihre wahre Liebe und den Mann fürs Leben gefunden hatte, und hatten den beiden kurzerhand den gesamten Grundbesitz hier am Lande vermacht. Seitdem führte Greg - und das sehr erfolgreich und clever - das Landgut mitsamt allen dazugehörigen Ländereien rundherum. Er war der geborene Anführer und Verantwortungsträger, ganz so, als wäre er dafür gemacht worden. Aber kein bisschen überheblich oder herrisch, ganz im Gegenteil. Greg agierte stets sanftmütig und weise - aber bestimmt. Bella freute sich von Herzen für ihre Herrin Claire, einen derart perfekten und liebevollen Ehemann für sich gefunden zu haben. Auch die Kinder der beiden - Luke und Linnie - hatte Bella ins Herz geschlossen und war bereits des Öfteren eine wichtige Ansprechperson für sie gewesen. Sie wurde von ihnen auch liebevoll Tante Bella genannt, weil den beiden die enge Beziehung zwischen ihrer Mutter Claire und Bella nicht entgangen war. Zum Glück stieß sich niemand daran und es wurde von allen einfach akzeptiert.
Doch nun war es soweit. Er würde wiederkommen. Das erste Mal seit sieben Jahren. Doch es war kaum ein Tag vergangen, an dem Bella nicht an ihn gedacht hätte, an John Miller. Inzwischen war Bella sechsundzwanzig Jahre alt und erwachsen. Sie war natürlich auch damals mehr oder weniger schon erwachsen gewesen, hatte sich aber noch wesentlich unreifer und hibbeliger gefühlt.
Wobei, wenn sie ehrlich mit sich selbst war, fühlte sie sich nun genauso wie damals. Aufgeregt, mit Schmetterlingen im Bauch und unendlich nervös. Was würde er von ihr denken? Immerhin war sie nur eine Angestellte. Konnte er sich überhaupt an sie erinnern? Würde er sie wiedererkennen? Hatte er sie damals überhaupt genauso wahrgenommen wie sie ihn? Oder war das alles eine rein einseitige Empfindung gewesen? Immerhin hatten sie kaum ein Wort miteinander gesprochen. Bella fing an, sich etwas albern zu fühlen. Hatte sie wirklich sieben Jahre lang Gefühle für jemanden gehegt, mit dem sie nur ein paar wenige Blicke getauscht hatte? Den sie gar nicht kannte? Der noch dazu dem hohen Adel angehörte und sie selbst lediglich eine gewöhnliche Zofe war, deren Eltern aus ärmeren Schichten stammten. Es war verrückt.
Bella blickte sich selbst im Spiegel ihres Frisiertisches an und entfernte die letzten Haarnadeln aus ihrer Frisur. Ihr langes, dunkles Haar glitt seidig über ihre Schultern und sah wunderschön aus. Bella mochte ihr beinahe tiefschwarzes, glattes Haar und dazu ihre warmen, braunen Rehaugen. So hatte sie ihr Vater zu seinen Lebzeiten nämlich immer bezeichnet. Er hatte des Öfteren betont, dass Bella Rehaugen besaß. Für Bella war es aber keine Beleidigung gewesen, im Gegenteil. Sie wusste, dass es ein Kompliment gewesen war, und mochte daher ihre großen, unschuldig wirkenden braunen Augen.
Morgen würden die Gäste anreisen. War sie bereit dafür? War sie bereit, John Miller nach so vielen Jahren - in denen sie sich offen gestanden sehr nach ihm verzehrt hatte - wiederzusehen? Wie sollte sie sich verhalten? Sollte sie eine sich bietende Gelegenheit nutzen und ihm ihre Gefühle gestehen? Oder sollte sie lieber so tun, als wäre nichts, um nicht zu riskieren, abgewiesen oder blamiert zu werden? Bella wusste es nicht. Sie konnte auch niemanden um Rat fragen, denn dieses Geheimnis, das Geheimnis ihres Herzens, hatte sie stets für sich behalten und gut gehütet. Es schien ihr wie etwas Kostbares, eine Art Ansporn weiterzumachen und an Wunder zu glauben.
In wenigen Tagen war Weihnachten. Die Gäste würden über die Feiertage zu ihnen auf den Landsitz kommen und die gesamten Weihnachten hier verbringen. Auch Claires Eltern und einige andere Verwandte der Gastgeber waren eingeladen. Zum Glück besaß der riesige Landsitz genügend Gästezimmer, um alle mühelos beherbergen zu können.
Bella beschloss nun, einfach schlafen zu gehen und abzuwarten, was am nächsten Tag geschehen würde. Insgesamt schien es ja ein vielversprechendes schönes Weihnachtsfest zu werden. Doch würde das auch für Bella gelten? Oder würde womöglich ihr Herz gebrochen werden?
Bella hatte vor einigen Tagen einen Blick auf die Gästeliste werfen können. Dort stand John Miller und Begleitung. Verheiratet war er also nicht, sonst hätte dort gestanden: Lord und Lady Miller. Dies war aber nicht der Fall, was Bella ungemein erleichtert hatte. Doch wer war diese Begleitung? War es vielleicht nur eine Cousine oder Freundin der Familie Miller? Oder war es gar seine Verlobte? Bei diesem Gedanken zog sich Bellas Herz schmerzhaft zusammen und sie musste schlucken. Bitte, lieber Himmel, lass es nicht seine Verlobte sein! Bitte gib uns beiden eine Chance!
Auch wenn Bella im nächsten Moment dachte, wie albern und unrealistisch sie war, als einfache Zofe davon zu träumen, einen wohlhabenden