H. G. Wells

Die Zeitmaschine


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kleine, beschirmte Lampe, deren helles Licht auf das Modell fiel. Im Raum gab es außerdem noch vielleicht ein Dutzend Kerzen, zwei in Kerzenhaltern aus Messing auf dem Kaminsims und verschiedene andere in Wandhaltern, sodass der Raum hell erleuchtet war. Ich saß in einem niedrigen Sessel und war dem Feuer am nächsten, und zog meinen Sitz soweit nach vorn, dass ich mich beinahe direkt zwischen dem Zeitreisenden und dem Kamin befand. Filby saß hinter ihm und blickte ihm über die Schulter. Der Mediziner und der Provinzbürgermeister hatten sein Profil von rechts im Blick, der Psychologe von links. Der Sehr Junge Mann stand hinter dem Psychologen. Wir waren allesamt auf der Hut. Es erscheint mir unglaublich, dass man uns unter diesen Umständen irgendeine Art von Streich gespielt haben konnte, wie raffiniert erdacht und wie geschickt er auch ausgeführt sein mochte.

      Der Zeitreisende blickte zunächst uns an, dann den Mechanismus.

      »Nun?«, sagte der Psychologe.

      »Dieses kleine Spielzeug«, sagte der Zeitreisende, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und seine Hände über dem Apparat aneinandergelegt, »ist nur ein Modell. Es ist mein Entwurf für eine Maschine, um durch die Zeit zu reisen. Sie werden feststellen, dass es sonderbar schief aussieht, und dass an dieser Stange ein komisches Blinken ist, als sei etwas auf irgendeine Weise unwirklich daran.« Er deutete mit seinem Finger auf das Teil. »Außerdem befindet sich hier ein kleiner weißer Hebel, und hier ein weiterer.«

      Der Mediziner stand aus seinem Stuhl auf und spähte in das Ding. »Es ist wunderschön«, sagte er.

      »Ich benötigte zwei Jahre, um es anzufertigen«, erwiderte der Zeitreisende. Dann, nachdem wir es dem Mediziner alle nachgetan hatten, sagte er: »Nun möchte ich, dass Sie alle ganz deutlich verstehen, dass dieser Hebel, wenn er umgelegt wird, diese Maschine in die Zukunft gleiten lässt, und dieser andere kehrt die Bewegung um. Dieser Sattel soll den Sitz eines Zeitreisenden darstellen. Ich werde in Kürze also diesen Hebel drücken, und die Maschine wird starten. Sie wird verschwinden, in die Zukunft übergehen und nicht mehr zu sehen sein. Schauen Sie sich den Apparat gut an. Untersuchen Sie auch den Tisch und vergewissern Sie sich, dass es keine Tricks gibt. Ich möchte nicht dieses Modell verschwenden und dann gesagt bekommen, ich sei ein Hochstapler.«

      Vielleicht eine Minute lang herrschte Schweigen. Der Psychologe schien etwas zu mir sagen zu wollen, änderte dann aber seine Meinung. Dann bewegte der Zeitreisende seinen Finger auf den Hebel zu. »Nein«, sagte er plötzlich. »Leihen Sie mir Ihre Hand.« Damit wandte er sich an den Psychologen, nahm die Hand dieser Person in seine eigene und wies ihn an, seinen Zeigefinger auszustrecken. Daher war es der Psychologe selbst, der das winzige Modell der Zeitmaschine auf seine endlose Reise schickte. Wir alle sahen, wie der Hebel bewegt wurde. Ich bin mir vollkommen sicher, dass es keinen Betrug gab. Es gab einen kurzen Windhauch und die Flamme der Lampe zuckte. Eine der Kerzen auf dem Kaminsims wurde ausgeblasen, und die kleine Maschine ruckte plötzlich herum, wurde verschwommen, für eine Sekunde vielleicht noch wie ein Geist sichtbar, wie ein Strudel aus schwach glitzerndem Messing und Elfenbein; dann war sie fort – verschwunden! Bis auf die Lampe war der Tisch leer.

      Jeder schwieg eine Minute lang. Dann sagte Filby, er solle verdammt sein.

      Der Psychologe fing sich aus seiner Benommenheit und warf unvermittelt einen Blick unter den Tisch. Daraufhin lachte der Zeitreisende vergnügt. »Nun?«, sagte er, mit einer Anspielung auf den Psychologen. Dann stand er auf, schritt zu seiner Tabaksdose auf dem Kaminsims und begann seine Pfeife zu stopfen, uns den Rücken zuwendend.

      Wir blickten einander an. »Schauen Sie«, sagte der Mediziner, »meinen Sie all das wirklich ernst? Glauben Sie wirklich, dass die Maschine in die Zeit gereist ist?«

      »Sicherlich«, sagte der Zeitreisende und bückte sich, um einen Kienspan am Feuer zu entzünden. Dann wandte er sich um, sich die Pfeife ansteckend, um dem Psychologen ins Gesicht zu schauen. (Der Psychologe verhalf sich, um zu zeigen, dass er nicht erschüttert war, zu einer Zigarre und versuchte sie unbeschnitten zu entzünden.) »Und mehr noch, dort drinnen habe ich eine große Maschine nahezu fertiggestellt« – er deutete Richtung Labor – »und wenn diese vollständig ist, möchte auch ich selbst eine Reise unternehmen.«

      »Sie wollen uns sagen, dass diese Maschine in die Zukunft gereist ist?«, fragte Filby.

      »In die Zukunft oder die Vergangenheit – ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.«

      Nach einer Weile hatte der Psychologe eine Eingebung. »Wenn sie irgendwohin gereist ist, so muss es die Vergangenheit sein«, sagte er.

      »Warum?«, fragte der Zeitreisende.

      »Weil ich annehme, dass sie sich nicht räumlich bewegt hat, und wenn sie in die Zukunft gereist ist, so müsste sie die ganze Zeit hier sein, da sie sich durch diese Zeit bewegt hat.«

      »Aber«, sagte ich, »wenn sie in die Vergangenheit gereist ist, hätte sie sichtbar sein müssen, als wir den Raum betraten; und auch letzten Donnerstag, als wir hier waren; und am Donnerstag davor; und so weiter!«

      »Ernsthafte Einsprüche«, bemerkte der Provinzbürgermeister mit einer Miene der Unparteilichkeit, als er sich an den Zeitreisenden wandte.

      »Nicht im Geringsten«, sagte der Zeitreisende, und an die Adresse des Psychologen: » Sie können das mit Ihrem Fachwissen erklären. Es handelt sich um eine Darstellung unterhalb der Wahrnehmungsschwelle, Sie wissen schon, verdünnte Darstellung.«

      »Natürlich«, sagte der Psychologe, womit er uns beschwichtigte. »Das ist eine einfache Aussage der Psychologie. Daran hätte ich denken müssen. Es ist offensichtlich genug, und unterstützt dieses Paradox auf köstliche Weise. Wir können diese Maschine weder sehen noch anderweitig wahrnehmen, denn ebenso wenig können wir die Speichen eines sich drehenden Rades sehen, oder eine Gewehrkugel, die durch die Luft fliegt. Wenn sie fünfzig oder hundertmal schneller als wir durch die Zeit reist, wenn sie sich so schnell durch eine Minute bewegt wie wir durch eine Sekunde, dann ist der Eindruck, den sie hinterlässt, auch nur ein Fünfzigstel oder ein Hundertstel dessen, als wenn sie nicht durch die Zeit reisen würde. Das ist offensichtlich genug.« Er bewegte seine Hand durch die Stelle, an der die Maschine gewesen war. »Sehen Sie?«, sagte er lachend.

      Wir saßen dort und starrten den leeren Tisch eine Minute oder länger an. Dann fragte uns der Zeitreisende, was wir von all dem hielten.

      »Heute Abend klingt das alles plausibel genug«, sagte der Mediziner, »aber warten Sie bis morgen. Warten Sie, bis am Morgen der gesunde Menschenverstand erwacht.«

      »Würden Sie gerne die Zeitmaschine selbst sehen?«, fragte der Zeitreisende. Und damit führte er uns mit der Lampe in der Hand durch den langen, zugigen Korridor zu seinem Labor. Ich erinnere mich lebhaft an das flackernde Licht, seinen verdrehten, breiten Kopf als Silhouette, den Tanz der Schatten, wie wir ihm alle folgten, verwirrt aber ungläubig, und wie wir dort im Labor eine größere Ausführung des kleinen Mechanismus erblickten, der vor unseren Augen verschwunden war. Teile davon waren Nickel, andere Teile Elfenbein, manche Teile waren sicherlich aus Felskristall gefeilt oder gesägt worden. Das Ding sah grundsätzlich vollständig aus, aber die verdrehten kristallinen Stangen lagen unvollendet auf der Werkbank neben einigen Blättern mit Zeichnungen, und ich nahm eines, um es genauer zu betrachten. Es schien aus Quarz zu bestehen.

      »Schauen Sie«, sagte der Mediziner, »meinen Sie das völlig ernst? Oder ist das ein Trick – wie dieser Geist, den Sie uns letzte Weihnachten gezeigt haben?«

      »Auf dieser Maschine«, sagte der Zeitreisende, die Lampe emporhaltend, »habe ich die Absicht, die Zeit zu erkunden. Ist das deutlich genug? Ich habe es niemals zuvor in meinem Leben ernster gemeint.«

      Keiner von uns wusste genau, was er davon halten sollte.

      Mir begegnete Filbys Blick über die Schulter des Mediziners hinweg, und er zwinkerte mir feierlich zu.

      Kapitel 2

      Ich glaube, dass keiner von uns zu dieser Zeit so recht an die Zeitmaschine glaubte. Tatsache war, der Zeitreisende war einer jener Menschen, die zu schlau waren, um ihnen zu glauben: man hatte nie das Gefühl, ihn völlig zu durchschauen; man