Josef Mugler

Von Weiten und Zeiten


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Vorraum zur Unendlichkeit.

      Faselt von Sein und Werden

      auf fein gesiebtem Humus,

      kracht schallend auf Asphalt,

      pflügt Furchen in die Haut.

      Geläut der heiligen Glocken

      benebelt im buchtigen Luxus

      Fratzen von gaffend Greifenden,

      stöhnend in wallender Gier.

      So dehnt sich Grelles in Fahles

      vergessend die sehrende Sendung.

      Vorbei am Pendel der Uruhr

      beschleunigt das Wort sein Ziel.

      Auf wolkigen Polstern schwebend

      zerfließt es in deutende Bilder,

      wirft Anker auf brechender Woge

      und schwappt über dein Deck.

      Rast

      Zur Herberge drängte mein Schritt,

      als ich über gischtendes Wasser

      hinüber wollte auf festes Land.

      Dein Garten samt kühlem Gemäuer

      nahmen mich auf: den Flüchtigen

      des Lebens aus der weiten Prärie,

      die im glimmenden Licht ferne liegt,

      mir die sanfte Oase widerspiegelnd,

      über die ich hinausgewachsen bin

      hoch über den Sand in das Paradies,

      das verheißene, ersehnte, vermeintliche.

      Nun harre ich hier im kahlen Geviert,

      behütet, gefangen, befangen, behangen

      mit dem Ballast aus verlassenem Leben,

      den ich, geschleppt auf krummem Rücken,

      nicht abkippen konnte auf die Deponie,

      die ihre Arme lüstern danach streckte

      und aufheulte, als ich meuchlings floh.

      Ob sich der Klunker wieder belebe,

      auf dass ich was vorzuweisen hätte

      im nächsten Quartier, das mir gebucht?

      Wenn ich es nur fänd‘ ohne Umweg,

      wie ich hierher gelangte so forsch.

      Jetzt kann ich nicht länger weilen:

      Zu Ende die Rast! Macht auf!

      Zwickmühle

      Mittendrin war ich euer Kind,

      glücklich, voll Lust und Drang.

      Doch als ich aufwuchs und ging,

      sah ich euch näher kommen bang.

      Von beiden Seiten, Schritt für Schritt,

      habt ihr mich eingesperrt dazwischen.

      Du gibst von hinten mir ´nen Tritt

      und aus deinem Maul ein Zischen.

      Und dich seh‘ ich vor mir, immer breiter,

      sperrst mir den Weg zu meinem Glück.

      Schreie euch an: Wo geht es weiter?

      Kann nicht mehr vor und nicht zurück!

      Nehmt mir die Luft zum Atem Holen,

      nehmt mir den Raum zum Fliehen,

      presst meine Füße auf glühende Kohlen.

      Lasst mich doch endlich weiter ziehen!

      Ich will dich wieder sehen 1

      Ich will dich wieder sehen,

      wie du warst im ersten Anblick

      deiner glatten Haut, die sanft

      die Sonne mir entgegensandte.

      Ich will dich wieder spüren

      ganz fest um mich herum,

      wie du mich hast liebkost

      mild und kühl zugleich.

      Ich will bei dir sein wieder,

      wenn du barmherzig mir

      neue Sehnsucht und Erfüllung

      gibst wie eh, mein Meer.

      Ich will dich wieder sehen 2

      Ich will dich wieder sehen,

      Land hinter dem Tibidabo

      so wie du warst auf erster Fahrt

      zum Campus über deinen Wunden.

      Aus schneegrauer Flur entflohen

      nahmst du mich an und auf

      in deinem frischen Blütengarten

      und streutest mir Sonnenstrahlen.

      Erwartungsvoll will ich noch einmal

      die Jugend spüren in deinem Schoß,

      der mir Welt ward, große Welt,

       mein liebes Bellaterra.

      Arkadien und Elysien

      Arkadien und Elysien,

      weh, dass ich euch so früh verlor!

      Seid ihr mir aber doch noch nah,

      dann kommt aus dem Versteck hervor!

      Und bringt mir eure neuen Weisen,

      dass ich sie weitergeben kann.

      Einst werde ich euch doch bereisen,

      wenn ich hier nichts mehr sehen kann.

      An der Hermesvilla

      Wo seid ihr,

      Engel der Liebenden?

      Wo seid ihr,

      Engel der Ringenden?

      Wo seid ihr,

      Engel der Wachenden?

      Wo seid ihr,

      Engel der Ruhenden?

      Wo wart ihr,

      als sie lieben wollte?

      Wo wart ihr,

      als sie ringen wollte?

      Wo wart ihr,

      als sie wachen wollte?

      Wo wart ihr,

      als sie ruhen wollte?

      Wo werdet ihr sein,

      wenn ich lieben will?

      Wo werdet ihr sein,

      wenn ich ringen will?

      Wo werdet ihr sein,

      wenn ich wachen will?

      Wo werdet ihr sein,

      wenn ich ruhen will?

      Im