Christine Rödl

Der Vorlese-Adventskalender


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großen Ring aus Stroh in der Hand. „Das ist ein Strohkranz“, erklärt Mama.

      „Aha“, sagt Franzi, „und für was braucht man den?“ Mama zwinkert ihr zu. „Das zeige ich dir gleich. Heute wird nämlich gebastelt!“ Mama geht voraus in die Küche und Franzi hüpft aufgeregt hinterher. Sie liebte es zu basteln!

      Mama zeigt ihr einen Korb, der auf dem Esszimmertisch steht. Der ist bis oben hin mit Tannenzweigen gefüllt. „Die hat Papa gestern abgeschnitten und in der Garage trocknen lassen“, erklärt Mama. Sie legt den Strohkranz auf den Tisch und beginnt in einem Schub zu kramen.

      Franzi nutzt die Zeit und sieht sich den Strohkranz ganz genau an. Er ist gelb und ein paar kurze Strohhalme stehen heraus. Jetzt kommt Mama zurück. Sie legt eine Rolle mit grünen Draht auf den Tisch.

      Franzi darf nun Zweig für Zweig aus dem Korb suchen und Mama geben. Diese bindet die Zweige mit dem Draht an den Strohkranz. Mal möchte sie einen großen Zweig, mal einen kleinen. Dann soll es ein besonders gerader und dann wieder ein besonders dicker Zweig sein. Franzi nimmt ihre Aufgabe sehr ernst.

      Nebenbei versucht Franzi zu erraten, was sie da überhaupt basteln. „Eine Umrandung für einen Blumentopf“, rät sie. Doch Mama schüttelt lächelnd den Kopf. „Wird da ein kleiner Ball durchgeworfen?“, überlegt Franzi. Wieder verneint Mama.

      Ratlos kratzt Franzi sich am Kopf. „Soll ich dir einen Tipp geben?“, bietet Mama an. „Ja, bitte!“, sagt Franzi und sieht ihre Mama gespannt an. „Es hat was mit Weihnachten zu tun. Und dem Advent.“

      Franzi legt den Kopf schief. „Einen seltsamen Adventskalender?“, fragt Franzi schließlich, doch schon wieder schüttelt ihre Mama den Kopf.

      „Das war der letzte Zweig“, unterbricht Mama Franzis Überlegungen. Jetzt holt Mama eine Kiste, in der ganz viele verschiedene Dinge liegen. Nüsse, Kastanien, Bänder, kleine Holzschneemänner und vieles mehr. Mama sucht vier goldene Plättchen heraus, die einen Stiel besitzen. Die Stiele steckt sie in den Kranz. Und auf die Plättchen steckt sie vier dicke rote Kerzen. „Die nennt man Stumpenkerzen“, erklärt Mama.

      Jetzt erkennt Franzi, was sie da basteln. „Ein Adventskranz!“, platzt sie heraus. Mama muss lachen. „Genau! Und den müssen wir jetzt noch verzieren.“

      Das lässt sich Franzi nicht zweimal sagen. Sie sucht goldene Bänder, Holzschneemänner und goldene Sterne aus der Kiste.

      Sie legt sie auf den Kranz und erklärt Mama wo sie genau hinmüssen. Denn das Kleben mit der Heißklebepistole übernimmt Mama. Für Franzi ist das noch zu gefährlich.

      Als sie fertig sind würde Franzi am liebsten gleich alle 4 Kerzen anzünden. Doch Mama erklärt ihr nochmal, dass die erste Kerze erst am Sonntag angezündet werden darf. Und jeden weiteren Sonntag, eine Kerze mehr.

      Am Sonntag ist Franzi dann nicht mehr zu halten! Mit Papa zusammen darf sie die erste Kerze anzünden. Dann singt sie mit Mama zusammen die erste Strophe von „Advent, Advent, Advent“. Sie freut sich schon darauf, wenn sie bald alle vier Kerzen anzünden und alle vier Strophen singen darf.

      3. Dezember: Der erste Schnee

      Aufgeregt ziehen sich Christian und Peter an. Es hat endlich geschneit! Zum ersten Mal in diesem Jahr! Dick eingemummelt in Schneeanzug, Mütze und Handschuhen treten sie nach draußen. Peter will eine Schneeballschlacht machen und Christian will eine Schneeburg bauen. Doch zu allererst lässt sich Christian in den Schnee fallen und macht einen Schneeengel. Dafür bewegt er die Arme auf und ab und die Beine nach links und rechts.

       Christian steht auf und bewundert sein Werk. Jetzt macht auch Peter einen Schneeengel. Direkt neben dem von Christian. Es sieht so aus, als würden die Engel nebeneinander herfliegen.

      Jetzt holen sich Christian und Peter jeweils einen Eimer. Sie füllen die Eimer mit Schnee und beginnen mit dem Bau einer Schneeburg. Eimer für Eimer wächst die Burg.

      Als sie fertig sind, bewundern sie stolz ihr Werk. Da läuft Kevin, der Nachbarsjunge vorbei. „Eure Schneeburg sieht ja toll aus!“, ruft er laut.

      „Willst du mitspielen, Kevin?“, fragt Peter. Kevins Augen leuchten. „Ich muss jetzt heim, aber nach dem Mittagessen komm ich sofort her!“, sagt er und läuft weiter.

      Peter und Christian sehen sich an. „Ist es denn schon so spät?“, fragt Christian. Da hören sie ihre Mama rufen: „Peter? Christian? Kommt ihr bitte zum Essen?“

      Jetzt merken die beiden erst, wie hungrig sie bereits sind. Schnell laufen sie ins Haus.

      An der Tür zur Küche schnuppern sie. Dann stürmen sie herein. Es riecht nach Pfannkuchen!

      „Na? Welche Schneeabenteuer habt ihr heute erlebt?“, fragt Mama. „Wir haben eine Schneeburg gebaut!“, ruft Peter stolz. „Und nach dem Essen, machen wir eine Schneeballschlacht“, erklärt Christian.

      Mama legt jedem einen Pfannkuchen auf den Teller. Peter und Christian lassen es sich schmecken.

      Kaum haben sie aufgegessen, laufen sie auch schon wieder nach draußen. Es dauert nicht lange und Kevin taucht wieder auf. Er hat Max dabei. „Super!“, ruft Christian. „Je mehr wir sind, desto besser!“

      Schnell beginnen die Kinder damit Schneebälle zu formen. Und schon geht es los! Kevin wirft und verfehlt Peter nur knapp. Der lacht so schadenfroh, dass er den Schneeball von Max zu spät sieht und getroffen wird. Max lacht und streckt Peter die Zunge raus. Dann muss er einem Schneeball von Christian ausweichen.

      Sie toben solange umher, bis sie nicht mehr können. Sie sind schon klitschnass. Um zu Atem zu kommen, machen alle vier noch einen Schneeengel. Dann hören sie die Mama von Christian und Peter rufen: „Kommt rein, ihr Schneeräuber!“, ruft sie. „Ich habe Kakao und Plätzchen für euch!“

      Das lassen sich die Kinder nicht zweimal sagen. Sie laufen ins Haus und schlüpfen aus den nassen Schneeklamotten. Dann setzten sie sich alle an den Tisch. Dort stehen bereits vier Tassen mit dampfenden Kakao und ein großer Teller mit Plätzchen. Begeistert greifen sie zu. „Und morgen geht die Schlacht weiter?“, fragt Peter und alle stimmen ihm zu.

      4. Dezember: Die Barbarazweige

      „Komm Marie“, sagt Papa, „wir gehen jetzt nach draußen und holen Barbarazweige.“ Marie sieht Papa fragend an. „Barbarazweige? Was ist denn das?“

      Doch Papa will es ihr noch nicht verraten. Also beeilt sich Marie und zieht schnell ihre Jacke und die warmen Schuhe an. Dann nimmt sie Papa an die Hand und geht mit ihm nach draußen.

      Papa führt Marie in den Garten. Er hat eine große Gartenschere dabei. Vor dem Kirschbaum bleibt er stehen.

      Der Kirschbaum hat bereits alle Blätter verloren. Er sieht ein wenig trostlos aus. Papa nimmt die Gartenschere und schneidet einige Zweige von dem Kirschbaum ab. Marie sieht ihm dabei verwundert zu.

      „Stopp, Papa!“, ruft sie laut. „Das sind Kirschzweige und keine Barbarazweige!“ Papa beginnt zu lachen. „Es sind Kirschzweige und gleichzeitig Barbarazweige“, erklärt er.

      Nun gehen Marie und ihr Papa wieder ins Haus. Papa holt eine große Blumenvase, in die Marie nun Wasser füllen darf. Dann steckt sie die Zweige in die Vase. „Und jetzt?“, fragt Marie. Papa stellt die Vase auf den Tisch.

      „Jetzt warten wir bis Weihnachten, dann wirst du staunen. Beobachte nur jeden Tag die Zweige.“ Papa zwinkert ihr zu.

      Marie läuft nun jeden Morgen nach dem Aufstehen zu der Vase mit den Zweigen, aber sie entdeckt keinen Grund zu staunen.

      Doch nach einiger Zeit beginnt der Zweig sich zu verändern. Die braunen Knospen öffnen sich langsam. Jeden Tag ein kleines Stück.

      Marie ist begeistert und erzählt Papa von ihren Beobachtungen. Papa grinst. „Ich sagte doch, du würdest staunen.“