Professor Dr. Harry Schröder

Praxiswissen Meilensteine


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      Professor Dr. Harry Schröder

      Praxiswissen Meilensteine

      Lebensgeschichte im Zeitraffer

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

       Praxiswissen Meilensteine Lebensgeschichte im Zeitraffer

       Vorwort Die Lebensgeschichte im Zeitraffer ist eine gelebte Kurzgeschichte aus einer bewegten Vergangenheit. In ihr habe ich meine turbulenten Lebenssituationen beschrieben. Ich wurde in den 2. Weltkrieg hinein in einer deutschen Kolonie im Gebiet Odessa geboren und bin in Norddeutschland mit der Nachkriegsgeneration aufgewachsen. Ich habe die Gründung der Bundesrepublik, das Erfolgsmodell Deutsche Mark und die wirtschaftlichen Veränderungen durch die soziale Marktwirtschaft miterlebt, wurde Manager und Wirtschaftsprofessor. Nach dem Kalten Krieg und der Wiedervereinigung Deutschlands war ich als Wirtschaftsberater in der ehemalingen DDR und zur Stärkung der Wirtschaftsleistung in Polen tätig und habe an dem Projekt Rüstungskonversion für das wirtschaftlich Not leidende Russland teilgenommen. In Westeuropa habe ich mich beruflich mit der Erschließung der EU-Ländermärkte, der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der Entwicklung neuzeitlicher Hochschulstudiengänge und der Einführung neuer Steuerungsinstrumente in den öffentlichen Verwaltungen befasst. Zuletzt war ich als Fachbuchautor tätig.

      Prof. Dr. Harry Schröder

      Noch ohne mich Irgendeiner unserer Vorfahren gehörte im 14. Jahrhundert zum Kern des Ritterstandes und wurde später von einem Adeligen zum Ritter erhoben. Es ist aber nirgends vermerkt, dass unser Ritter an großen Schlachten, Kreuzügen oder übnerhaupt kriegerischen Handlungen teilgnommen hat, so dass sich seine Tätigkeit wohl mehr auf Turnierteilnahmen beschränkte.

      Bei Turnieren erschien er anstatt der für Ritter zugelassenen drei Pferde aus finanziellen Gründen nur mit einem Pferd. Während der Großteil der Ritter auf ihrem Schild mit Löwen, Adler, Einhörnern oder Drachen einritten, kam unser Ritter mit drei Kartoffelkäfern drauf. Er trug einen Helm mit Sichtschutz und ein Kettenhemd mit zahlreich ineinander verflochtenen kleinen Metallringen aus Eisendraht. Das Kettenhemd hat ihn zwei Rinder gekostet. Zum Schutz gegen wuchtige Hiebe trug er unter der Kettenrüstung noch eine Textilrüstung. Er besaß ein einhändig zu führendes stumpfes Breitschwert und als Stangenwaffe eine Lanze ohne Spitze.

      Die Turniere waren Kampfspiele, bei denen der Ritter seinen Mut, seine Geschicklichkeit und seinen Umgang mit Waffen unter Beweis stellen musste. Sie fanden im riesigen Theater unter freiem Himmel mit einer großen Zuschauertribüne statt. Die Turniere erfreuten sich bei allen Klassen und Schichten der Gesellschaft großer Beliebtheit und waren für die Ritter eine Möglichkeit zu Ruhm und Reichtum zu kommen.

       Zu Beginn der Turniere wurden alle Teilnehmer den Zuschauern vorgestellt, anschließend die Turnierregeln verlesen und dann folgten die Wettkämpfe.

      Meist waren es Zweikämpfe, bei denen sich die Ritter mit Pferd und Lanze bekämpften. War nach einer Zeit kein Sieger zu ermitteln, mussten die Ritter absteigen und sich mit dem stumpfen Schwert versuchen. Aber auch die stumpfe Waffe konnte gefährlich sein, wenn sie den Ritter unglücklich traf. Viele Ritter brachen sich beim Turnier das Genick, wenn sie

      falsch aufschlugen oder sie verloren das Bewusstsein und erstickten unter ihrem Helm.

       Eine zweite sehr beliebte Turnierform war, dass sich auf einem kleinen überschaubaren Feld zwei Gruppen von Rittern gegenüberstanden, die dann Mann gegen Mann versuchen mussten, sich gegenseitig aus dem Sattel zu befördern.

       Am Ende der Wettkämpfe wurde die Siegerehrung durchgeführt, bei der der Sieger die Haupttribüne betrat und einen Kranz umgelegt bekam, natürlich von der schönsten Dame. Zudem erhielt der Sieger einen stattlichen Preis in Form von

       Naturalien, wie z.B. Ländereien, Pferde, Rinder usw. Zum Schluss fand ein fürchterliches Gelage statt, das teilweise die

      ganze Nacht durchdauerte.

       Mit der Verdrängung der Naturalwirtschaft durch die Geldwirtschaft fand der wirtschaftliche Niedergang der Ritterschaft statt und unser Turnierkämpfer, einer der letzten seiner Art, wurde im Territorium des Deutschen Ordens im Baltikum ansässig.

       Kulturelle und zivilisatorische Gegebenheiten bildeten eine der Grundlagen der späteren Provinz Westpreußen. Dort waren die Nachfahren unseres Ritters Bauern und Kaufleute. Sie gehörten zu den Mennoniten, einem evangelischen Glaubenszweig.

      Noch immer nicht dabei Zur Auswanderung der Mennoniten aus Westpreußen trug vor allem der Erlass von 1789 bei, der die Beschränkung auf Erwerb von Grundbesitz für Mennoniten verschärfte. In Südrussland beunruhigten zu dieser Zeit diverse Nomadenvölker die Steppe und die russischen Bauern waren schwer zu bewegen sich in diesen unsicheren Gebieten niederzulassen. Mit der Thronbesteigung der deutschen Prinzessin aus Stettin, der späteren russischen Kaiserin Katharina II. begann die Besiedlung des Schwarzmeer-Gebietes. Für die Erschließung des Landes brauchte man Bauern, Handwerker und Kaufleute. Fast ein Jahrhundert lang strömten deutsche Menschen in das russische Schwarzmeer-Gebiet ein und ließen sich dort in geschlossenen Siedlungsgebieten nieder. Die deutschen Ansiedler wurden in den Registern der Behörden als Kolonisten bezeichnet und die Dörfer, die sie aufbauten, als Kolonien. Die Dörfer erhielten ausschließlich deutsche Ortsnamen in Anlehnung an die Orte ihrer deutschen Heimat. Unser Großvater väterlicherseits betrieb mit unserer Großmutter zusammen einen kleinen Kaufmannsladen für Lebensmittel, insbesondere für Gewürze und Würzstoffe. Unser Vater wurde 1907 geboren, blieb Einzelkind, studierte Pädagogik und lernte unsere Mutter kennen. In Mutters Dorf lebten mehrheitlich Katholiken, die bei erschreckenden Geräuschen ausriefen: „Herr was begehrscht“. So auch ein Nachbar, jedoch anstatt dass ihm der Herr ein Zeichen gab, sagte der Sohn: „Vadder des sin mei Spatze in de Kischt.“ Unser Großvater mütterlicherseits bewirtschaftete zusammen mit unserer Großmutter einen landwirtschaftlichen Betrieb. Sie hatten zwei Kinder. Unsere leibliche Großmutter ist leider sehr früh gestorben. Der Großvater ging eine zweite Ehe ein und unsere neue Großmutter brachte ebenfalls zwei Kinder mit in die Ehe. Die neue Großmutter, die wir mit „Ihr“ ansprachen,