Charles Dickens

Oliver Twist


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      The Project Gutenberg EBook of Oliver Twist, by Charles Dickens

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      Title: Oliver Twist

      Author: Charles Dickens

      Contributor: Johannes Gaulke

      Release Date: February 17, 2018 [EBook #56586]

      Language: German

      *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK OLIVER TWIST ***

      Produced by Heike Leichsenring, Peter Becker and the Online

      Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net

      Oliver Twist

      von

       Charles Dickens

       mit einer biographischen Einleitung

       von Johannes Gaulke

      Globus Verlag G.m.b.H. Berlin

      Charles Dickens

      Unter den großen Humoristen des vorigen Jahrhunderts, die zugleich Tendenzschriftsteller im besten Sinne waren, nimmt Charles Dickens einen hervorragenden Platz ein, den er trotz des schnellen Wandels des literarischen Geschmacks und der Kunstanschauung in der Weltliteratur behaupten wird. Dickens ist nicht nur der Lieblingsdichter seines Volkes, sondern er ist schon zu Lebzeiten in allen Ländern des Erdenrunds heimisch geworden. In Hütte und Palast sind seine Werke gedrungen und haben überall starke und nachhaltige Wirkungen ausgeübt. Begabt mit dem köstlichen Humor, der mit dem einen Auge weint und dem anderen lacht, ist Dickens allen denen, die auf der Höhe des Lebens wandeln, ein treuer Mentor geworden, den Elenden und Enterbten des Lebensglücks aber ein aufrichtiger Freund und Tröster.

      Charles Dickens konnte zum ganzen Volke von allen den Dingen, die unsre Welt ausmachen, sprechen, weil er das Leben gründlich kannte, weil er selbst alle Wechselfälle des Lebens an sich selbst erfahren hatte. Als Kind wenig bemittelter Eltern am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsmouth geboren, mußte er schon im Alter von zehn Jahren, als sein Vater in London ins Schuldgefängnis gewandert war, für den eigenen Lebensunterhalt sorgen. Während er als Laufbursche gegen einen kärglichen Wochenlohn tätig war, vernachlässigte er naturgemäß seine Schulbildung gänzlich, und er genoß erst, nachdem der Vater eine bescheidene Stellung in London erlangt hatte, als zwölfjähriger Knabe einen besseren Unterricht. Den Mangel eines systematischen Unterrichts hat er durch Selbstunterricht, der sich auf alle Gebiete des Wissens erstreckte, namentlich aber durch das Studium der englischen Schriftsteller ausgeglichen. Im Jahre 1833 veröffentlichte er, nachdem er sich schon als Journalist an führenden Blättern unter dem Pseudonym Boz mit großem Erfolge betätigt hatte, sein erstes Buch, eine Reihe von Skizzen aus dem Londoner Volksleben in zwei Bänden. Einige Jahre später folgten die «Pickwick papers», die ihn mit einem Schlage zu einem gelesenen und in allen Schichten gleich geschätzten Autor machten. Das Buch, das in einer Reihe von lose aneinandergefügten Skizzen die Abenteuer einiger Mitglieder des Pickwickklubs auf ihrer Reise durch England schildert, enthält in gewissem Sinne das Programm des späteren Dickens, der das Leben schildert, wie es sich ihm darbietet, immer von dem Gedanken getragen, moralische Wirkungen zu erzielen und den Menschen mit seiner Umwelt zu versöhnen. Um dieses Ziel zu erreichen, schrickt er nicht vor Übertreibungen eines Zustandes oder einer Handlung zurück und macht selbst, um möglichst eindringlich zu wirken, seine Figuren, die meistens sehr lebensvoll einsetzen, zu menschlichen Karikaturen.

      In rascher Folge erscheinen in den dreißiger und vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Hauptwerke Dickens. Die Reihe eröffnet «Oliver Twist» (1838), das als das erste realistische, aus dem Volkstum geschöpfte Buch mit außerordentlichem Enthusiasmus in England aufgenommen wurde und bald seinen Weg über den Erdball machte. Es folgten: «Nicholas Nickleby» (1839) und «Master Humphrey's clock» (1840), ein Werk, das sich ähnlich wie die «Pickwickier» aus Einzelerzählungen zusammensetzt, sich aber vor einem ernsteren Hintergrund abspielt und tiefergreifende Menschenschicksale darstellt.

      In den vierziger Jahren unternahm Dickens, der inzwischen zu einem gewissen Wohlstand gelangt war, große Auslandsreisen. Die Hauptfrucht seiner ersten Amerikareise (1842) ist der Roman «Martin Chuzzlewit», in dem er die Heuchelei der Amerikaner mit scharfen Hieben geißelt. Auch in seinen «American notes» läßt er es an harten Bemerkungen über die Amerikaner und amerikanischen Einrichtungen nicht fehlen. Die Amerikaner haben ihm die geringe Meinung über sie und ihr Land, der er zu wiederholten Malen Ausdruck gegeben hat, nicht nachgetragen, sondern ihm in Neuyork, Chicago und anderen Städten prächtige Denkmäler errichtet.

      In Italien schrieb Dickens den Roman «Chimes» (1844), am Genfer See «Battle of Life» (1846). Fast gleichzeitig entstand «Dombey and son», ein Lebensbild aus dem Bürgertum, in dem Episoden von ergreifender Tragik und grotesker Komik einander folgen. Auf der Höhe des Schaffens stehend, schrieb Dickens Ende der vierziger Jahre den autobiographischen Roman «David Copperfield», der nach Plan und Anlage als ein wahrhaft geniales Werk genannt zu werden verdient. In der Charakterisierung der Person hat Dickens hier die höchste Meisterschaft erreicht, auch ist die Handlung einheitlicher und geschlossener als in den Werken seiner ersten Periode.

      David Copperfield ist wie die meisten Romane ein sozialer Tendenzroman. Für Dickens, der aus dem Volke hervorgegangen war, der auch als Dichter ein Selfmademan war, war die Kunst immer nur ein Mittel zum Zweck, nicht Selbstzweck, wie es eine spätere französische Richtung durch den Grundsatz «l'art pour l'art» ausdrückt. Dickens ist daher keiner begrenzten Gruppe oder Kunstrichtung einzureihen; er ist weder Realist noch Idealist im herkömmlichen Sinne, sondern auch als Künstler immer nur Moralist. Zwar sind die Zustände stets mit den Augen des Realisten gesehen, er ist sogar ein Kleinmaler von einer Prägnanz des Ausdrucks wie wenige, aber darüber hinaus reicht sein Wirklichkeitssinn nicht. Sobald er an den Menschen herantritt, versagt sein Charakterisierungsvermögen, er schildert die Menschen nicht wie sie sind, aus dem Milieu heraus, sondern wie er wünscht, daß sie sein möchten. Nur selten gelingt es ihm, einen der Wirklichkeit entsprechenden Menschen zu zeichnen; seine Romanfiguren sind entweder idealisiert oder karikiert – im besten Falle Typen, keine Individuen. Entweder sind sie Erzbösewichter oder herzensgute Engel. Und zum Schluß erhalten sie alle, ganz im Einklang mit dem höchsten moralischen Grundgesetz, ihre Strafe oder ihre Belohnung für das, was sie getan oder unterlassen haben.

      Am besten gelingen Dickens die Gestalten aus dem Volk, mit ihnen ist der Dichter aufgewachsen, mit ihnen hat er gelitten, mit ihnen kann er daher auch empfinden. Auch in die Seele des Kindes vermag sich Dickens zu versetzen; hier wirkt sein Pathos immer echt, ob er das Elend des ausgesetzten Kindes schildert, die Qualen und Entbehrungen eines kleinen Bettlers oder gar den Tod eines unglücklichen kleinen Wesens.

      Je weiter sich Dickens vom Volkstum entfernt, umso unklarer und verschwommener werden seine Gestalten, doch weiß er auch hier wiederum mit glücklichem Griff das Milieu, in dem eine Lordschaft oder gar ein englischer Herzog sich bewegt, festzuhalten. Man sieht gern über die angedeuteten Schwächen hinweg, da der Dichter unerschöpflich in der Erfindung komischer und grotesker Situationen ist und mit einem von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Humor alle menschlichen Schwächen und Verirrungen zu entschuldigen weiß. Selbst dem tiefgesunkenen Verbrecher haftet immer noch ein menschlich liebenswürdiger Zug an. Ohne gerade Kriminalpsychologe zu sein, schildert Dickens seine Gestalten fast durchgängig als Produkte ihrer Umgebung und behandelt auch den schändlichsten Missetäter mit Nachsicht und Milde. So nur konnte er zu einem Anwalt der Unglücklichen und Enterbten werden.

      In der zweiten Periode seines dichterischen Schaffens,