Nein, sie hätten schon mehrere klassische Kreuzfahrten unternommen. Allerdings wäre dies die erste mit AIDA.
Meine Frau und ich sahen uns an und wir hatten zu tun, nicht laut loszulachen. An uns wandte sich der Prahlhans nach dieser Antwort glücklicherweise nicht mehr. Zum Abendessen konnten wir dann beobachten, wie er bei anderen Mitreisenden versuchte, Bewunderung zu ergattern. Danach haben wir die beiden nie wieder an Bord gesehen. Und das war dann eine neue Erfahrung: Wenn man mal jemanden wirklich nicht mag, ist es möglich, ihm auch auf dem begrenzten Raum an Bord aus dem Weg zu gehen.
Das nachmittägliche Sonnenbad wurde nur durch eine Kaffeepause mit Kuchen unterbrochen und abends hatte man die Wahl zwischen den beiden Restaurants, die jeden Tag ein eigenes, neues Thema hatten: Amerika, Alpen, Frankreich, Russland etc. Und wer im Marktrestaurant nichts Passendes für sich fand, ging dann eben ins Calypso - oder umgekehrt.
Was wir gut fanden: Die gestrige, sehr laute Musik hatte wohl nicht nur uns missfallen: Eine Mitarbeiterin machte eine Ansage, dass die Musik auf vielfachen Wunsch künftig etwas leiser abgespielt werden würde. Sehr gut!
Nach dem Abendbrot wurden wieder ein paar Verdauungs-Runden auf Deck 6 gedreht. Dabei kamen wir zu der Erkenntnis, dass wir keine der Außenkabinen auf Deck 6 buchen würden: Dort latscht jeder vorbei und kann durch das Fenster hinein schauen; zieht man deswegen die Vorhänge zu, kann man auch eine Innenkabine nehmen. Und über den Fenstern hängen die nicht gerade leisen Lüfter und Klimageräte. Eine Außenkabine auf dem darunter liegenden Deck 5 ist durch die vielen Jogger oberhalb der Kabinendecke wohl auch etwas „dröhnig“.
Zum Schluss wurden wir mit einem einmalig schönen Sonnenuntergang belohnt. Leider hatten wir die Kamera nicht dabei und wollten diese auch nicht mehr aus der Kabine holen.
Der zweite Seetag war dann schon fast Routine und ich begann, im mitgenommenen Brasilianisch-Lehrbuch die ersten Lektionen abzuarbeiten. Zum besseren Lernen hatte ich mir die CD-Inhalte schon zu Hause auf den MP3-Player überspielt. Zur „Morgenandacht“ ließ Kapitän Mey wieder einmal den Sachsen durchblicken, indem er den Ortsnamen Mindelo so ähnlich wie „Mindelou“ aussprach. Das tat aber seiner guten Arbeit keinen Abbruch.
Um 10 Uhr besuchten wir im Theater einen Vortrag des Lektors Tillmann Giezendorf über die Vulkaninseln des Atlantiks. Was wir lernen mussten: Im Theater immer eine lange Hose anziehen, sonst wird es auf die Dauer zu kalt.
Wir lernten ein Ehepaar in unserem Alter (oder maximal 5 Jahre älter) aus Hessen kennen und unterhielten uns während fast der gesamten Reise immer wieder mit ihnen. Sie war durch einen etwas kräftigen, vorspringenden Oberkiefer gekennzeichnet und hieß zwischen uns beiden nur noch „Missis Zahnfleisch“. Die Frau konnte nichts für ihr Aussehen, aber bei uns erhält fast jeder und alles einen Spitznamen (nicht nur Herr Haller) - auch die Berge (der Wendelstein heißt bei uns Wendolin, der Heuberg bei Nußdorf aufgrund seiner drei „Hörner“ Teufel) - diese Spitznamen sind also nie bösartig gemeint und beziehen sich immer auf ein markantes Merkmal. Ihr Mann war fast einen Kopf kleiner, aber die beiden passten zusammen und harmonierten miteinander. Sie erklärte, dass sie mehr als mancher Mann verdienen würde - da hat wohl ihr Gatte einen schlechten Stand und war mehr ihr „bei Fuß“-Begleiter? Ich glaube das aber nicht so ganz.
Sie waren bereits mit den verschiedensten Reedereien auf Kreuzfahrt und die Frau schwärmte von MSC: „Die geben zur Zeit so tolle Rabatte“. Ja weshalb war sie dann hier auf der Cara? Schon das zweite Paar, das sich auf das falsche Schiff „verlaufen“ hatte.
Die Ausflüge würden sie meistens auf eigene Faust unternehmen, die von AIDA seien ja so überteuert.
Dazu haben wir eine eigene Meinung: Billig sind diese Ausflüge nicht. Aber verglichen mit den anderen Kreuzfahrtgesellschaften liegen die AIDA-Ausflugs-Preise im unteren bis mittleren Bereich (AIDA und MSC sind ungefähr gleich, Costa hat da schon etwas „abgehoben“):
Und wir haben den Vorteil, uns um nichts kümmern zu müssen. Sicherlich sind die Ausflüge nicht immer das, was uns 100%ig interessiert. Suchen wir uns aber selbst einen Guide oder Taxifahrer, kann man auch mal ganz einfach Pech haben.
Für den nächsten Tag planten die beiden einen Fußmarsch durch Mindelo.
Zum ebenfalls schönen Sonnenuntergang hatten wir dann die Kamera dabei, allerdings kam dieser nicht mehr an den gestrigen heran.
Sonnenuntergang am 28.10.12
Am Abend betrachteten wir im Fotoshop das von uns gemachte Foto „Am Rettungsring“ - wir zeigten beide ein ziemlich komisches Gesicht. Trotzdem kauften wir das für meine Begriffe ziemlich überteuerte Foto, um unser Bordguthaben etwas „abzuarbeiten“.
An das für unseren Geschmack etwas übertriebene „Gelbblau-Karo-Design“ in der Kabine und auch die dortige „Schummerbeleuchtung“ (so richtig hell wurde es auch nicht, wenn man alle Lampen anmachte), gewöhnten wir uns bis zur Abreise nicht so richtig - aber anderen gefällt es vielleicht. Und die Kabine wollten wir ja auch nicht kaufen...
29.10.12: Mindelo auf São Vicente
Als wir gegen 8 Uhr vor dem Frühstück kurz nach draußen schauten, hatten wir eine Art Glücksgefühl: Endlich war wieder Land zu sehen. Wie wir dann erst zu Hause feststellten, war dies die nördlich von São Vicente gelegene Insel Santo Antão und das kleine vor der Hafeneinfahrt von Mindelo liegende Inselchen Ilhéu dos Pássaros mit einem Leuchtturm. Alles zusammen gehört zu den nördlichen Inseln der Kapverden.
Endlich wieder Land in Sicht: Santo Antão und davor das kleine Inselchen Ilhéu dos Pássaros.
Der Hafen von Mindelo ist ein riesiger Naturhafen; wie ich nach der Reise zu Hause heraus bekam, ein großer, abgesoffener Vulkankrater, in dem wir mit der Cara herumschipperten.
Für uns sind Stadtbesichtigungen nichts Erstrebenswertes, uns interessiert mehr die Natur. So kam für uns nur die kleine Inselrundfahrt als Ausflug infrage. Als wir aber auf Nachfrage erfuhren, dass die Formulierung „kurze Fahrt im Minibus zum höchsten Berg der Insel
Monte Verde“ NICHT bedeutet, dass man bis auf den Gipfel kommt (obwohl in der Ausflugs-Broschüre 2012 steht: “... Genießen Sie vom 750 Meter hohen Monte Verde, der höchsten Erhebung der Insel, das Panorama ...“), sondern nur einen Teil an der Nordseite hochfährt, verzichteten wir auch auf diesen. Wie sich im Laufe der folgenden Tage herausstellte, war dies ein Fehler: Die dann 6 Tage an Bord bis Recife wurden uns ziemlich lang.
Wir waren zwar nicht die Einzigen, die an Bord geblieben waren. Aber durch die vielen Ausflügler konnte man am Vormittag herrlich ungestört den Pool nutzen. Zum Mittagessen trudelten dann die ersten Ausflügler wieder auf dem Schiff ein. Zum Auslaufen um 16 Uhr ertönten dann wieder die uns inzwischen bekannten AIDA-Songs.
Der 490 m hohe Monte Cara, der aber nichts mit dem Schiffsnamen zu tun hat.
Mindelo mit dem Monte Verde (750 m).
30.10. - 01.11.12: 3 Seetage - die Atlantiküberquerung
Gegen 16:40 Uhr verschwand dann so langsam das letzte Stückchen Land, das wir sehen konnten, am Horizont. Mehr als 3 Tage Atlantik lagen vor uns, dann waren wir in Brasilien und Rio ein Stück näher.
Am ersten der