Ewald Peischl

Der 3. Kontakt


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2. Kontakt

      Im Schlaf erschienen mir Männer, die nicht so aussahen wie wir. Sie teilten mir telepathisch Dinge mit, an die ich mich später nicht erinnern sollte. Am Morgen ging ich in den Garten hinaus. Dort waren drei kreisrunde Kreise, die in einem Dreieck angeordnet waren. Irgendetwas msste hier gelandet sein!

      Viele Nächte danach bestaunte ich den sternenverzierten Himmel mit dem silbrig glänzenden Band der Milchstraße.

      Ich träumte so oft den unmöglich scheinenden Traum. Durch den vor Jahren erlebten Sichtkontakt mit einem UFO wußte ich, daß da draußen jemand ist. Jemand der uns, der mich beobachtet.

      Vor einiger Zeit war es endlich soweit. Diesmal war es mehr als nur ein Sichtkontakt. Mehr als alles, was ich mir in meinen kühnsten Träumen vorgestellt habe.

      Es kam zum 3. Kontakt.

       Feierabend

      Wieder neigt sich ein langer Arbeitstag dem Ende zu. Am Nachhauseweg freue ich mich schon auf meinen obligaten Entspannungslauf. Hinein in die Joggingdress, die Laufschuhe an und schon geht's los. Nichts ist vergleichbar mit diesem Lauf, der mich durch einen Wald führt, der außer dem Gezwitscher der Vögel und dem Geruch nach vermoderndem Holz und Schwammerl durch nichts gestört wird. Locker laufen, die Seele baumeln lassen. Wie wohl das tut. Die Waldluft strömt durch die Nase hinein in die Lunge und langsam wieder heraus. So wird der ganze Körper vom frischen Waldsauerstoff durchzogen. Wie neu geboren ist hier kein Schlagwort mehr. Es geschieht tatsächlich. So geht es dahin. Die Zeit scheint stillzustehen. Nach einer Weile beschließe ich, weil ein Schwammerlduft scheinbar in der Luft liegt, auf dem nahen sogenannten „Schloßriegel“ nach Pilzen für eine gute Sauce Ausschau zu halten. Meine mitgebrachte Tasche füllt sich mit Eierschwammerl und sogar einigen Steinpilzen, die unvergleichlich duften. Als ich mich zu einem prächtigen Eierschwammerl bücke, erblicke ich eine Puppe im Waldboden. Langes, blondes Haar, gleich einem Engel. Ein äußerst hübsches Kleid mit Rüschen. Fast könnte man meinen, eine junge Dame liege im Waldboden, um diese herrliche Luft in moosiger Umgebung zu genießen. Sofort wollte ich die Puppe vom Boden aufheben. Je näher ich der Puppe kam umso erstaunter mußte ich feststellen, daß mit der Puppe etwas nicht stimmte. Wohl war das Kleidchen perfekt und frisch gewaschen, die Haare fein gekämmt? Aber diese Augen. Augen so blau und tief wie die Weite des Alls. Augen, die ich nie in meinem Leben vergessen werde.

      Und dann sagt die Puppe plötzlich zu mir: „Hallo, ich heiße Michelle!“ Fürchte dich nicht.

       Die versunkene Glocke

      Es ist ein geschichtsträchtiger Boden. Vor einigen hundert Jahren stand unweit der Stelle, an der ich mich gerade befinde, ein Schloß. Zur Zeit der Türkenbelagerung passierten hier unheimliche Dinge. „In alter Zeit hatte die Gegend um unser Dorf gar viel zu leiden, von all den wilden Völkern, die von Sonnenaufgang heranstürmten und überall sengten, raubten und mordeten. In vielen Dörfern zwischen den zwei Flüssen, Pinka und Raab, sollen mitunter - wie die Leute behaupten - noch heute die Geister der Erschlagenen umherirren und den nächtlichen Wanderer erschrecken. Nach den Türken kamen die Kuruzzen, ungarische Aufständische, die oft noch schlimmer als die Türken hausten. Die Leute trieben das Vieh in die Wälder und vergruben den wertvollen Hausrat, damit ihr Hab und Gut nicht geraubt wurde. Große Aufregung herrschte in unserem Dorf, als das Herannahen des Feindes gemeldet wurde. Man rettete, was man nur konnte, und so wurde auch die große Schlossturmglocke bei einem Bründl am südlichen Ortseingang vergraben. Als der Feind endlich abzog und die ärgsten Schäden an den Häusern, Scheunen und Stallungen behoben waren, ging man daran, die Glocke auszugraben. Nach einer alten Überlieferung durfte dabei jedoch nicht gesprochen werden, da ansonsten die Glocke immer tiefer sinken würde und nicht mehr geborgen werden konnte. Nach langem, beschwerlichem Graben in dem weichen, morastigen Grund stieß man endlich auf die Glocke. Aufatmend blickten die Leute einander an. Da leuchtete ihnen auf einmal heller Feuerschein ins Gesicht, und im Augenblick gewahrten sie zu ihrem Entsetzen, daß das ganze Dorf in Flammen stand. „Bei mir brennt’s!“ „Jessas, bei mir a!“, schrien die Leute. Sie ließen das Werkzeug fallen und ein jeder rannte, so schnell in seine Füße trugen, nach seiner Behausung um dort zu retten, was noch zu retten war. Wie staunten sie aber, als sie das Dorf erreichten und die Häuser friedlich und behäbig - ohne das geringste Anzeichen eines Brandes - vorfanden. Da schüttelten sie die Köpfe und konnten sich die Sache nicht erklären. Es hatten doch alle die lodernden Flammen gesehen. Bald stapften sie wieder zu ihrer Grabungsstelle zurück. Dort erwartete sie eine neue Überraschung: „Die Glocke war verschwunden!“ Zu spät wurde ihnen bewußt, daß sie vom Teufel genarrt worden waren, der sie weggelockt hatte, damit er die Glocke während ihrer Abwesenheit versenken konnte. Noch heute heißt es, daß beim Wiesenbründl die versunkene Glocke ruhe. Sonntagskinder haben sie sogar schon läuten gehört. .... Soweit die Sage, die sich um die versunkene Glocke rankt, die unweit des im Zuge der Türkenbelagerungen zerstörten Schlosses ruht.

      Die unheimliche Todesserie

      Vor einigen Jahren war in unserer kleinen Gemeinde auch eine unheimliche Todesserie zu beklagen. Es begann zufällig beim Begräbnis meiner Großmutter. Wir hatten uns in der Leichenhalle versammelt, um die Tote nach der feierlichen Zeremonie auf den Friedhof zu begleiten. Plötzlich wurde es vor der Leichenhalle unruhig. Ein etwa 50 Jahre alter Mann war aus unerklärlicher Ursache zusammengebrochen. Der zufällig anwesende Arzt konnte nur mehr seinen Tod feststellen. Zwei Tage nach diesem Tod brach ein Gerüst bei einem Silo zusammen. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben, einer davon stammte aus Olbendorf. Erst 25 Jahre alt, musste er sterben. Einen Tag später erhängte sich ein achtzehn jähriger Schüler einer höheren technischen Lehranstalt. Wieder einen Tag später starb ein gesunder, zweiundzwanzigjähriger Bursch an einer galoppierenden Leukämie, wie es im Totenschaubefund vermerkt war, obwohl er vorher nicht die geringsten Anzeichen einer Erkrankung erkennen ließ. Am Begräbnis von Herrn Pelzmann schließlich, dem Mann, der vor der Leichenhalle tot zusammenbrach, fiel im Friedhof eine fünfundvierzigjährige Frau tot um. Bei der Totenmesse für diese Frau starb ein zweiundvierzigjähriger Mann an einem unerwarteten Herzversagen. Das ganze Dorf war in Aufruhr. Beigezogene Geisterforscher behaupteten, diese Serie werde sich in bestimmter Zeit wiederholen. Im Geiste ging ich einige Schreiben durch, die nach einem Bericht über diese unheimliche Todesserie in einer Zeitung, an unsere Gemeinde ergingen:

      Die Geistersuche

      Frau E. Thürler, Schweiz, schrieb:

      „In einer Zeitschrift habe ich von dem mysteriösen Sterben gelesen. Ich kenne Gründe und weiß über den Fluch des Todes bescheid. Ich kann Ihnen folgendes mitteilen. Alle Bewohner eines Dorfes oder auch einer Stadt, die Fluchen, müssen meist qualvoll sterben. Es gibt Menschen, deren Gebet das Fluchen ist. Der Tod des Gekreuzigten war auch ein Fluch. Seit es Menschen gibt, das sind seit ungefähr zwölftausend Jahren, ist es so. Vorher gab es noch keine Menschen, denn die Schöpfung wirkt erst seit ungefähr zwölftausend Jahren. Wie kann nun solches Sterben gebannt werden? Es gibt nur eine Möglichkeit nämlich die, daß der Sohn Gottes mit seiner Braut zusammengefunden hat. Dann ist die Wirkung der Flüche aufgehoben. Es helfen weder irgendein Hokus Pokus noch so mancher Hexenzauber. Beten alleine genügt leider auch nicht. Seit sechstausend Jahren haben die Menschen die böse Macht zu ihrem Gott erkoren. Den richtigen Gott erkennen die Menschen nicht, weil sie ihn nicht als ihren Gott anerkennen wollen. Deshalb sterben die Menschen. Die ganze Menschheit befindet sich auf der Straße, die zu Tod und Teufel führt. Solange der Bräutigam die Braut nicht gefunden hat, was durch das Böse im Menschen immer wieder verhindert wird, gibt es die böse Macht. Dies ist geschrieben von der Abgesandten vom Geist der Wahrheit.

      Auf der Erde fehlt das Göttliche, Ehe oder Braut. Erst wenn das Lebenspaar zusammen ist, wird richtiges Leben sein, ohne Angst, ohne Schmerzen und ohne Tod.

      Mit freundlichen Grüßen, E. Thürler, Schweiz.

      Ing.